Das 41. Wiener Motorensymposium in der Hofburg fiel in seiner physischen Ausführung der Corona-Pandemie zum Opfer. Die Vorträge -als Abbild der raschen Weiterentwicklung im Kfz-Antrieb - waren schon vorbereitet und wurden den Teilnehmern online und per Videos zugänglich gemacht. Die enorme Themenvielfalt brachte dabei ein paar klare Trends hervor.

"Das über viele Jahre im Sinne von Verbrennungsmotoren ausgerichtete Wiener Motorensymposium hat sich aufgrund des Klimaschutzes in Richtung Antriebssysteme mit einem stark wachsenden Anteil an elektrifizierten Lösungen entwickelt", erklärt Prof. Dr. Bernhard Geringer, Vorstandsvorsitzender des Veranstalters, dem Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK). "Während der reine Verbrennungsmotor im vergangenen Jahr noch einen Anteil von 50 % an den Vorträgen hatte, sind es heuer nur mehr etwa 15 %. Der überwiegende Teil der Referate dreht sich mit gut 50 %um Hybrid-Lösungen, von 48 V bis Plug-in-Hybrid", so Geringer.

Erfreuliche Entwicklung für Kfz-Werkstätten

Denn während sich die Kfz-Branche, allen voran die mechanischen Werkstätten und der Schmierstoff-Bereich, aufgrund der Elektromobilität um ihr Geschäft sorgt, entwickelt sich die Technologie zumindest vorübergehend in eine - für die oben Angeführten - erfreuliche Richtung."Es geht längst nicht mehr um Verbrennungsmotor ODER Elektrifizierung, sondern um die Erweiterung von Benzin- und Diesel-Aggregaten mit elektrifizierten Komponenten. In 2 bis 3 Jahren wird kein neues Modell auf den Markt kommen, das nicht über eine Hybridisierung, zumindest 48 V, verfügt", so Geringer, der die Trends des Motorensymposiums zusammenfasst.

Die Herausforderung für die Automobilindustrie liegt vielmehr in der Verteilung der Antriebssysteme, von Mild- über Voll-bis Plug-in-Hybrid. "Die Großserienhersteller können eigene E-Plattformen entwickeln, die anderen Konzerne setzen vermehrt auf modulare, möglichst flexible Lösungen, die mit allen Antriebsarten vom Band laufen können", erklärt Geringer: "Die Hersteller arbeiten also durchaus noch an neuen Verbrennungs-Konzepten, aber immer mit integrierten elektrischen Komponenten."

70 bis 85 Prozent Hybrid

Prof. Geringer fasst die verschiedenen Einschätzungen zusammen: "2030 werden 15 bis 30 Prozent der Neuzulassungen rein elektrisch angetrieben, der Rest wird in irgendeiner Form hybridisiert."

Für das Kfz-Gewerbe sind das tatsächlich sehr gute Nachrichten, die das Geschäft für längere Zeit absichern, vorübergehend sogar verstärken können. Denn die im Vergleich zu Antrieben, die nur aus einem System bestehen, also Elektroautos oder Verbrenner, ist die Hybrid-Technologie deutlich komplexer.

Es braucht echte Profis

Für deren Wartung braucht es echte Experten, auch die Anforderungen an die Schmierstoffe werden weiter zunehmen. Die These "Jedem Motor sein Öl" bringt mit der wachsenden Antriebsvielfalt ein notwendiges Portfolio, das der Endkunde längst nicht mehr überblicken kann, und selbst für die Werkstätten wird die Herausforderung größer. Die Schmierstoff-Lieferanten und -Berater, egal ob vom Öl-Konzern direkt, von einem spezialisierten Vertriebspartner oder vom Teilehändler, werden noch mehr nach ihrer Kompetenz ausgesucht werden.

Öl für Motoren und Getriebe

Verbrennungsmotoren sind bei Hybrid-Fahrzeugen nicht so hohen Betriebstemperaturen ausgesetzt wie reine Verbrenner.

Dafür muss die Schmierung unmittelbar funktionieren, wenn während der Fahrt der Motor dazugeschaltet wird. Das Aggregat ist zwar weniger im Einsatz, dafür ist sofort nach dem Start Leistung gefordert.

Dazu wird der Trend zum Automatikgetriebe durch die Hybridisierung noch einmal verstärkt. Der wachsende Anteil an automatischen und automatisierten Getrieben erhöht das Service- und Ölwechsel-Potenzial in der Werkstätte, zudem sind Getriebelösungen in Hybridfahrzeugen oft höheren Anforderungen als in Verbrenner-Autos ausgesetzt.

Das Hightech-Produkt Öl kann bei richtiger Verwendung also auch noch einige Zeit als Ertragsbringer fungieren.