Unter anderem gaben mysteriöse Werte der "berüchtigten" Messstation am Stuttgarter Neckartor Anlass zu Spekulationen. Dass der Verkehr durch den Shutdown drastisch eingebrochen war, hatte die NO2-Werte kaum gedrückt. Was die Frage aufwarf, ob man den Autoverkehr vor der Krise zu Unrecht für die starke Belastung verantwortlich gemacht hat. "Der Diesel kann nicht länger zum Sündenbock gemacht werden", wird etwa ZDK-Präsident Jürgen Karpinski zitiert.
AUTO&Wirtschaft fragte beimösterreichischen Umweltbundesamt nach, wie sich die Situation hierzulande darstellt und welche Erklärung es für die überraschenden Messwerte aus Deutschland geben könnte. "Wir haben schwerpunktmäßig die Stickstoffdioxidwerte (NO2) beobachtet", erklärt Dr. Christian Nagl, stv. Leiter des Teams Luftreinhaltung, Gebäude und Anlagenregister. An stärker befahrenen Straßen würden 90 Prozent des NO2 aus dem Straßenverkehr stammen.
Viele Einflussfaktoren
Die gemessenen Werte hätten sich weitestgehend erwartungsgemäß entwickelt, so Nagl. Die Stationen maßen zwar schwankende, aber eindeutig niedrigere NO2-Konzentrationen als in den Vergleichszeiträumen der letzten Jahre (siehe Infografik).
Die Erklärung für die zum Teil großen Schwankungen kann beim Wetter liegen, welches die Messergebnisse beeinflusst. "Wind oder Inversionswetterlage bringen signifikante Abweichungen. Am Wiener Hietzinger Kai variierten die NO2-Konzentrationen im März und April 2018 und 2019 an einem Werktag während der Morgenspitze des Verkehrs zwischen etwa 20 µg/m³ und 120 µg/m³", nennt Nagl ein Beispiel. Beim Feinstaub liege die Sache noch komplizierter, da viele Verursacher - z.B. Bau- und Landwirtschaft - relevant seien, die Partikel weit verfrachtet werden und lange in der Luft bleiben können.
Nagl erwartet, dass sich mit ansteigendem Verkehr auch die NO2-Werte rasch wieder "normalisieren". Aktuelle Luftgütewerte von österreichischen Messstationen kann übrigens jeder auf der Website des Umweltbundesamtes einsehen.