Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung sind seit Jahren wohl die häufigsten Schlagwörter, die wir von der Lack-Industrie hören: noch schneller, noch effizienter, noch günstiger lackieren! Zweifellos ist das ein willkommener und auch ein erforderlicher technischer Fortschritt. Dabei stellt sich vor dem Hintergrund der notwendigen Investitionen in Prozessoptimierung, Digitalisierung und Unternehmenspräsentation die Frage: Hat der typische österreichische Karosserieunternehmer, der im internationalen Vergleich eher kleine, ländliche Familienbetrieb, eine Überlebenschance? Oder werden wir die Großbetriebe brauchen, die in anderen Ländern das Geschäft machen?
Österreich ist gänzlich anders aufgestellt als andere europäische Länder und hat mit 106 deutlich weniger Einwohner pro Quadratkilometer als Länder wie die Niederlande (505), Belgien (377) oder das Vereinigte Königreich (277), wo die Schadenssteuerung extrem hoch entwickelt ist. Aber auch Deutschland (235 Einwohner pro Quadratkilometer) ist deutlich dichter besiedelt und steht in der Schadensabwicklung wesentlich stärker unter Druck.
Große Betriebe und Ketten, die nur über fixe Auslastung (durch Schadenssteuerung) funktionieren, machen dort den Großteil des Geschäfts. In Österreich ist die Situation gänzlich anders. Aus dem Reifenbereich gibt es Studien, wonach mehr als die Hälfte der Kunden nicht länger als 10 Minuten zum Reifenwechsel fahren. Im Karosseriebereich mag diese Anfahrtstoleranz vielleicht etwas größer sein, aber auch dem sind Grenzen gesetzt. Der Kunde am Land wird also zu seinem kleinen Betrieb in der Gegend fahren.
Das bedeutet, dass der regionale Karosserieunternehmer, sofern er einen guten Job macht, für seine Umgebung weiterhin eine Existenzberechtigung hat. Zurücklehnen ist trotzdem nicht angesagt. Natürlich muss die aktuelle Lacktechnologie eingesetzt und beherrscht werden, es geht um Freigaben, Garantie und Gewährleistung, egal ob Flotte, Versicherung oder Privatkunden. Es geht um notwendige Kompetenz und um Mitarbeitersicherheit bei elektrifizierten Fahrzeugen, es geht um Kompetenz, Kalibrierung und Haftung bei Assistenzsystemen. Es geht um Abwicklungs- und Abrechnungssysteme, weil immer seltener der Fahrer der Besitzer des Fahrzeuges ist.
ie Chancen sind also intakt, ohne Veränderungen und Vorbereitung auf die zukünftigen Herausforderungen wird es nicht funktionieren, egal ob regional oder zentral, ob groß oder klein.
Übrigens: Mit diesen Herausforderungen, Lösungen und noch vielem mehr wollen wir uns beim ersten A&W WERKSTATT-Forum für Karosseriebetriebe, Werkstätten und Reifenspezialisten beschäftigen, das wir am 11. März 2020 im Wiener Allianz-Stadion veranstalten.