Für viele ist die Wasserstoff-Technologie so etwas wie das Licht am Ende des Tunnels: universell einsetzbar wie der Verbrenner, ökologisch unbedenklich (wenn der Wasserstoff mit Ökostrom erzeugt wird) und - last but not least - ein Geschäft für die Branche. Vom Fahrzeughersteller bis hin zum Aftermarket hoffen Branchenteilnehmer, dass die im Vergleich zu BEV (batterieelektrische Fahrzeuge) komplizierteren Wasserstoffautos ihnen mehr Luft zum Leben lassen. Denn auch wenn es sich beim FCEV (Brennstoffzellenfahrzeug) um ein reinrassiges E-Fahrzeug mit Akku handelt, braucht es mehr Wartung und Service als ein BEV.

Erster Schritt: Nutzfahrzeuge

"Bei Brennstoffzellenfahrzeugen werden weiterhin gute Aftersales-Umsätze anfallen", bestätigt Mag. Roland Punzengruber, Geschäftsführer Hyundai Österreich. "Kühlflüssigkeiten und Filter sind regelmäßig zu tauschen." Hyundai hat derzeit mit dem Nexo ein FCEV im Pkw-Angebot, ein weiteres Modell soll in den nächsten Jahren kommen. Punzengruber rechnet damit,dass sich langfristig die Brennstoff zelle durch den Reichweitenvorteil auch am Pkw-Sektor durchsetzen kann.

Viel weiter ist man bereits beim Engagement im Nutzfahrzeugbereich: Die Tiroler Supermarktkette MPreis arbeitet an der Umstellung der gesamten Lkw-Flotte (derzeit 42 Fahrzeuge) auf Hyundai- Laster mit Brennstoffzellenantrieb. Den Treibstoff will man sich vor Ort selbst erzeugen.

Mobilität und Wärmeproduktion umstellen

"Im 2. Quartal 2020 wollen wir mit dem Testbetrieb der Wasserstoffproduktion beginnen", sagt Ewald Perwög, Stabsstelle Sustainable Energy Solutions bei MPreis. "Bis 2027 wollen wir dann Schritt für Schritt die gesamte Flotte umrüsten." Es werden 26-Tonner mit einem Wasserstoffverbrauch von 8,25 kg/100 km und einer Reichweite von ca. 400 km zum Einsatz kommen.

Die Mobilitätsumstellung ist dabei nur Teil des Großprojekts: Denn einerseits soll die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme im Betrieb - vor Ort befinden sich die Großbäckerei und die Fleischverarbeitung von MPreis - genutzt werden. Andererseits soll auch ein Teil des erzeugten Wasserstoffs als Erdgas-Ersatz in die Wärmeerzeugung fließen. "Damit tragen wir umfassend zur Dekarbonisierung bei." Perwög ortet derzeit eine gute öffentliche Stimmung für den Wasserstoff, in Tirol seien zwei weitere große Projekte in der Startphase. (KAT)