Die schmale Schotterstraße, die zum Erkundungsstollen führt, sieht aus wie Tausende andere: Nichts deutet darauf hin, dass sich ein paar Kilometer weiter ein 1,4 Kilometer langer Stollen befindet. Dieser stamme aus den 1980er-Jahren, erzählt Dietrich Wanke, Geschäftsführer von "European Lithium". In den gut drei Jahrzehnten, die seit dem Start der Erkundungen auf der Koralm vergangen sind, hat sich viel geändert: "Damals wusste man nicht, was man mit so viel Lithium machen soll, es gab nicht einmal ausreichend Laptops." Und die wenigen Elektroautos von damals wurden - wie der VW Golf CityStromer - mit Blei-Gel-Batterien angetrieben. Kein Lithium also.
Das Projekt dümpelte jahrzehntelang mit wechselnden Besitzern vor sich hin, darunter die Kärntner Montanindustrie: "Für uns war es ein Glücksgriff, dass man nach einem Partner gesucht hat", sagt Wanke. "So kann man das Risiko minimieren."
Wie es weitergeht? Derzeit laufen oberirdische Probebohrungen, mit denen die Erkenntnisse aus dem Berg vertieft werden: Immerhin wurden 17 Kilometer Bohrkerne gesammelt und ausgewertet. Danach will "European Lithium" um die behördlichen Genehmigungen ansuchen. Wanke erwartet, dass mit der Lieferung des Lithiums Ende 2021/Anfang 2022 begonnen werden kann. "Technisch ist das machbar, es hängt nur von den Genehmigungen ab."
Langer Weg aus dem Berg bis ins Elektroauto
Das Gestein wird noch untertage vorsortiert, dann kommt es durch ein neues Portal an die Erdoberfläche. Dort wird es weiterbearbeitet, sodass nur 6 Prozent davon zur metallurgischen Bearbeitung in eine erst zu errichtende Fabrik im Lavanttal gebracht werden müssen, wo Lithium-Hydroxid entsteht. Über Kathodenhersteller geht es dann an Zellfertiger, die fertige Zellen an Batteriehersteller liefern.
Deutsche E-Auto-Hersteller könnten damit werben, dass für die Herstellung der Batterien ein weitaus geringerer CO2-Fußabdruck entstanden sei, als wenn das Lithium aus Südamerika oder Australien geliefert und in China verarbeitet werde. Das derzeit auf der Koralm vermutete Lithium reicht für die halbe Jahresproduktion eines großen Autoherstellers.