Die Möglichkeiten des Independent Aftermarket werden durch die Verwendung von Live-Daten aus modernen Fahrzeugen signifikant größer - wenn sie denn auch zugänglich und legal nutzbar sind. Unter diesen Vorzeichen begrüßte Carmunication-Obmann Mag. Walter Birner Mitglieder - und erstmals auch Nicht-Mitglieder - zum Workshop im Vorfeld der Generalversammlung.

Die Möglichkeiten der Telematik sind mannigfaltig und damit für viele Marktteilnehmer interessant. Neu-Mitglied Geotab demonstrierte, wie man anhand der Daten aus dem Dongle z. B. das Epizentrum eines Erdbebens ausmachen kann oder - weniger exotisch, dafür umso praktischer - eine Schadenskalkulation nach einer Kollision nur auf Basis der Beschleunigungsdaten durchführen kann.

In Zukunft werden nicht nur die einzelnen Recheneinheiten im Auto Daten erheben und interpretieren, sondern auch Chips, die in einzelnen Teilen - Fahrwerkskomponenten, Bremsbelägen oder Reifen - integriert sind. Daraus entstehen wiederum für Teilehersteller wertvolle Informationen, mit denen sich die Produktion intelligent steuern lässt.

"Carmunication steht allen Unternehmen offen, die im automotiven Bereich engagiert sind und den Wert von Live-Fahrzeugdaten kennen", wirbt Birner um Mitglieder. "Jedes Mitglied verfügt über eine Stimme, Transparenz ist oberstes Gebot."

Dass die gesetzlichen Weichen für den freien Datenzugang noch nicht gestellt sind und nicht klar ist, ob Autohersteller ihr "Herrschaftswissen" eines Tages herausrücken müssen, hindert die findigen Unternehmen nicht, an intelligenten Telematik-Anwendungen zu tüfteln. "Wenn es so weit ist und wir die Daten bekommen, müssen wir wissen, was wir damit machen", ist Birner überzeugt.

Wenn Autos nach Hause telefonieren

Die Zahl der möglichen "use cases" reicht von frühzeitigen Schadenswarnungen über intelligente Verrechnungsmodelle für Versicherungen oder Carsharing-Dienste bis hin zum Werkstatt-Routing. Letzteres soll natürlich nicht nach den Wünschen des Fahrzeugherstellers, sondern denen des Halters geschehen, so die Carmunication-Forderung.

Ob das alles so kommen darf, hängt nicht zuletzt von Brüssel ab. Jan Bambas, Jurist bei FIGIEFA, sieht auf dieser Ebene vorsichtigen Optimismus angebracht. Das "proof of concept" eines indirekten, eingeschränkten Zugangs, den die Fahrzeughersteller vorschlagen, brachte nicht sehr vielversprechende Ergebnisse. Das spricht für direkten Zugang, wie ihn die IAM-Teilnehmer wollen. Auch aus dem Büro der Wettbewerbskommissarin vernehme er positive Signale. "In 1 bis 2 Jahren könnte eine gesetzliche Regelung stehen", meint Bambas.