Auch wenn die Anzahl der fabrikatsgebundenen Betriebe abnimmt, registrieren freie Werkstätten ungebrochen Zulauf. Kluge Markenhändler halten sich in ihrem Umfeld diesbezüglich Servicekapazitäten vor.

Bei der jüngsten Autovertriebstagung im Vogel Mediencenter in Würzburg wurden prompt 8 Firmen ausgezeichnet, die im Kfz-Gewerbe mit Risiken und Chancen erfolgreich umzugehen wissen. Bei der Tagung, wo sich anwesende Autohaus-Betreiber und Dienstleister verschiedener Art die Waage hielten, führte Moderator und kfz-betrieb-Chefredakteur Wolfgang Michel vor Augen, wie vergesslich die Autobranche in ihren Entwicklungsschritten ist. Online-Riesen wie Amazon, seit 1994 oder Google seit 1998 auf dem Markt, diskutieren Hersteller und Händler 25 Jahre später immer noch über die richtige Digitalstrategie.

Rückblickend bleibt die Frage, warum Hersteller und Handel nicht vor 20 Jahren gemeinsam über eine Onlineplattform für die Gebrauchtwagen-Vermarktung eingetreten sind. Daraus ergibt sich die weitere Frage, warum diese Achse nicht längst eine gemeinsame und damit markenübergreifende Plattform für die digitale Neuwagen-Vermarktung entwickelt. „Warten wir wieder alle darauf, ein solches Angebot von Amazon 2025 zu bekommen?“, schallte die kecke Frage aus dem Auditorium.

Branchenfremde Player immer gieriger

Weil es der Automobilwirtschaft bislang so gut wie nie gelingt, etwas gemeinsam zu realisieren, naschen -branchenfremde Player den gebundenen und freien Autohäusern immer mehr Umsatz und Ertrag weg.

Von wegen neue Vertriebsmodelle

Im Herstelleransatz für neue Vertriebsmodelle unter den herrschenden Rahmenbedingungen mit politischer Betonung auf den „Klimaschutz(wandel)“ strapaziert Mercedes-Deutschland-Vertriebschef Dr. Carsten Oder die Digitalisierung. Der fade physische Retail bleibt und bei den digitalen Prozessen führt bei vielen Unwissenheit Regie. In zunehmender Ermangelung von Besitz, Unabhängigkeit, Verfügbarkeit inszenieren sich die Menschen anderwärtig. Diese neue Kundenspezies in die Verkaufsräume zu bekommen, lässt Autohäuser zu Eventlokations mutieren. Surfbecken und Discoflair werden medial in Szene gesetzt. Mitarbeiter als Marke präsentiert, die ganzheitlich den neuen Mobilitätstyp betreuen. In Wirklichkeit stochert der Vertrieb mit langen Stangen im Nichts neuer Vertriebskonzepte. Der Logik folgend, bedient immer noch der Mensch vor Ort im Autohaus erfolgreich den Kunden. „Dynamische Dezentralität“, „vernetzte Wertschöpfung“ verkommen zu Schlagwörtern. In Kombination Plug-in-Hybrid werde auch der Dieselmotor seine Existenzberechtigung behalten, sprach Oder am Ende vielen Zuhörern aus dem Herzen. • (LUS)