Manchmal reichen nackte Zahlen und schon ist man mitten im Thema: Sie stammen aus einer aktuellen Studie von puls Marktforschung. Dort hat man 1.020 Autofahrer, die ein Auto anschaffen wollen (oder dies in den vergangenen 12 Monaten getan haben), befragt. Es ging darum, wie sie dies heute tun und wie sie in Zukunft darüber denken.
Klare Antwort: Heute dominiert der traditionelle Weg, 68 Prozent wollen sogar bar zahlen, 39 Prozent finanzieren bzw. leasen (wobei Mehrfachnennungen möglich waren). Nur 6 Prozent würden ein Auto mieten oder setzen auf Carsharing. Blickt man in die Zukunft, so ergibt sich ein ganz anderes Bild. Dann kommen nur noch 19 Prozent mit Bargeld zum Händler, auch die Finanzierungsquote sinkt (auf 32 Prozent). Hingegen explodiert der Anteil jener, die auf Miete/Sharing setzen, von 6 auf 35 Prozent. Weitere 26 Prozent würden ein "Auto-Abo"(und dafür sogar den Wechsel der Automarke) wählen, also eine Flatrate mit fixen Kosten. Auf ein Abo derselben Automarke setzen weitere 22 Prozent.
Automarke wird immer unwichtiger
Es sind Zahlen, die in der Händlerschaft für Nachdenklichkeit sorgen sollten - und nicht nur dort: Denn wenn 80 (!) Prozent der Kunden angeben, dass sie keinen Wert auf eine bestimmte Automarke legen, dann erschwert das auch den Autoherstellern und - zulieferern die Planung. Denn wie soll man denn ein neues Fahrzeugmodell konstruieren, bauen und kalkulieren, wenn man nicht annähernd weiß, wie viel Stück davon man letztlich absetzen wird? Vielleicht mag es in ein paar Jahren nicht ganz so schlimm kommen: Doch Faktum ist, dass der verbindliche Kauf, wie ihn die Autobranche seit Jahrzehnten kennt, weniger Bedeutung haben wird. Die Zukunft ist flexibel! Denn schon in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass das Full Service Leasing an Bedeutung gewonnen hat, und zwar nicht nur bei Unternehmen! Auch scharf kalkulierende Privatpersonen schätzen die Tatsache, dass sie außer an der Tankstelle keine Kosten mehr haben. Insgesamt gab es im Vorjahr in Österreich 101.178 derartige Verträge, um 8,8 Prozent mehr als ein Jahr davor. Ähnliches gilt für das Operating Leasing, wo man nur für die tatsächliche Nutzung des Fahrzeugs bezahlt.
Leasingquote stieg auf mehr als 40 Prozent
Insgesamt betrug die Leasingquote im Vorjahr in Österreich 40,3 Prozent. Spezielle Angebote gibt es für jene Kunden, die ein Elektroauto leasen: Leaseplan hat ein Angebot, bei dem Kunden für vier oder fünf Wochen pro Jahr ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor bekommen - etwa für den Urlaub oder für längere Dienstreisen.
Barzahlung hin, Leasing her: Vom Neuwagenverkauf kann schon lange kein Autohaus mehr leben, auch der Gebrauchtwagen liefert nicht in jedem Fall das gewünschte Ergebnis. Die viel zitierte Werkstätte wird nicht auf alle Ewigkeit der Ertragsbringer sein. Der Bonus durch Finanzierungen kann ebenso nicht immer glücklich machen: Spätestens wenn der Kunde in ein paar Jahren das Auto via Internet kauft (und dort natürlich auch finanziert), ist dieser Beitrag dahin. Ähnliches gilt für den Teileverkauf, der zunehmend über das Internet abgewickelt wird.
Kein Wunder, wenn immer mehr Experten sagen: Der Autohändler hat nur dann eine Chance, wenn er zum Mobilitätsanbieter wird. Doch wie kann das funktionieren? Zum Beispiel, indem der Händler Carsharing anbietet: Durch Beteiligung an einem lokalen Anbieter kann man beispielsweise das Thema Service an sich ziehen. Außerdem gibt es Carsharing-Plattformen, bei denen ein Händler Lizenz- oder Franchisenehmer werden kann - eine gewisse Größe des Betriebes und des Einzugsgebietes ist natürlich eine Grundvoraussetzung dafür.
Außerdem funktioniert Carsharing nur in Großstädten. Bedenken sollte man auch, dass mit den Tarifen für das stundenweise Vermieten allein keine hohen Erträge generiert werden. Die Reparatur und Wartung der Fahrzeuge sind schon eher ein Potenzial für zusätzlichen Verdienst, wie es Wiesenthal beim Start von car2go in Wien vorexerziert hat.
Bleiben noch zwei Aspekte, die das Carsharing (aber vor allem das längerfristige Vermieten von Fahrzeugen) interessant machen: Erstens lassen sich diese Autos im Anschluss recht gut als Gebrauchtwagen verkaufen. Und zweitens sind die jungen Leute, die meist mit solchen Fahrzeugen unterwegs sind, interessante Kunden von morgen.
Im Idealfall kaufen sie das Fahrzeug dann auch, kommen zum Service in die Werkstätte und werden zum Stammkunden, der hohe Erträge bringt ...