Das ist nicht nur ein quantitatives, sondern auch qualitatives Problem. Vielleicht findet man noch Mitarbeiter, aber oft entsprechen die nicht den heute notwendigen Anforderungen. Der Markt für qualifizierte und motivierte Kfz-Mechaniker ist in vielen Regionen leergefegt.
Verantwortlich dafür sind schon lange erkennbare, gesellschaftliche Trends. Büro- und Verwaltungsberufe gelten häufig als wesentlich attraktiver als handwerkliche Tätigkeiten. Zweitens ist der Trend zur Akademisierung ungebrochen. Immer mehr junge Menschen wollen lieber studieren, als praktische Tätigkeiten ausüben. Der Akademiker verfügt - ob zu Recht oder Unrecht - über mehr Sozialprestige als der Handwerker. Schließlich ist da auch noch die vielzitierte "Work-Life-Balance", die für viele junge Menschen immer wichtiger wird. Aussteigen, wenn Nachwuchs kommt und wieder einsteigen, wenn das Kind in den Kindergarten geht: Das können Großunternehmen, aber Kfz-Betriebe kaum anbieten.
Allerdings sind die Probleme mit dem mangelnden Nachwuchs teilweise hausgemacht. Viele Autohäuser und Kfz-Betriebe betreiben keine wirklich aktive Personalrekrutierung, sondern man handelt, wenn ein Mitarbeiter ausfällt. Das passiert nicht nur, wenn ein Mitarbeiter länger krank wird oder den Betrieb verlässt. Auch bei einem altersbedingten Ausscheiden eines Mitarbeiters wird oft zu spät gehandelt.
Hinzu kommt das schlechte Berufsimage, das der Kfz-Mechaniker noch immer hat. Ölverschmiert im dunklen Overall in der Grube - so stellen sich heute noch immer viele junge Menschen diesen Beruf vor, obwohl er sich längst völlig verändert hat. Und schließlich schreckt manchen auch der in vielen kleinen und mittelständischen Betrieben noch immer sehr traditionelle Führungsstil. Diese Command & Control-Kultur kommt beim Nachwuchs nicht gut an. Daraus ergibt sich auch schon die Agenda für das, was getan werden muss, um den Fachkräftemangel, wenn nicht zu beheben, dann doch zumindest zu mildern. Zuerst und vor allem gilt es, die Berufsbilder im Autohaus attraktiver zu machen. Das ist gleichermaßen die Aufgabe der Branchenverbände wie auch jedes einzelnen Betriebs. Autos sind längst "Computer auf Rädern" geworden und dementsprechend haben sich die Tätigkeitsfelder in der Werkstatt, aber auch im Verkauf verändert. Junge Menschen interessieren sich für Computer, warum also sollen sie sich nicht auch für Autos interessieren?
Der Weg zu neuen Mitarbeitern führt über die sozialen Medien. Auch wenn man Facebook nicht mag: Junge Mitarbeiter gewinnt man fast nur noch über diese Kontaktfläche. Mit Schnupper-Praktika kann man dann möglicherweise auch noch die letzten Hemmnisse, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben, beseitigen. Schließlich gilt es, die Personalführung zu modernisieren. Das geht am besten, indem man das Gespräch mit seinen Mitarbeitern sucht. Damit kann man nicht nur mögliche Problemfelder erkennen, sondern ein Gespräch drückt auch Wertschätzung aus. Mitarbeiterbindung geht nur über Mitarbeiterzufriedenheit.
Wer seine Mitarbeiter auch mit monetären Mitteln an sich binden möchte, sollte dies am besten mit leistungsabhängigen Prämien tun. Denn die Prämie wird stärker wahrgenommen als ein paar Cent mehr an Stundenlohn. Die Spielräume für solche Maßnahmen sind bekanntlich sehr begrenzt, daher sollte man sie möglichst effektiv einsetzen. Last not least gehört zur modernen Personalführung auch Flexibilität. Möglicherweise können individuelle Arbeitspläne dazu beitragen, dass die Mitarbeiter Beruf, Familie und Freizeit besser unter einen Hut bringen.
Die Suche nach guten, qualifizierten Arbeitskräften wird in den nächsten Jahren ein Dauerthema bleiben. Die Verteufelung des Autos in der Öffentlichkeit macht die Arbeit im Kfz-Gewerbe nicht attraktiver. Daher sollte man sich auch in der Politik ein wenig am Riemen reißen: Denn welcher junge Mensch will einen Autoberuf ergreifen, wenn er ständig hört, dass das Auto bald abgeschafft wird?