Im Dezember 2016 hatte die European Automobile Manufacturers Association (ACEA) ein Positionspapier zur künftigen Kfz-Datennutzung veröffentlicht. Seither wird heftig diskutiert, wem diese Daten gehören und wer auf diese zugreifen darf. Freie Werkstätten, Teilehändler und Autofahrerclubs befürchteten, künftig vom freien Datenzugriff -und damit vom gesamten Aftersales-Geschäft -ausgeschlossen zuwerden. Inzwischen haben die Autoproduzenten klargelegt, dass ihnen als Systementwickler die Hoheit über diese vom System produzierten Daten zusteht. Außenstehende "Dritte" können diese Daten aber zu B2B-Konditionen jederzeit nutzen. Wobei die ACEA nach dem derzeitigen Stand alle -sogar die eigenen Vertragswerkstätten -zu diesen "Dritten" zählt.
"Ein Auto ist weder eine Business-oder Kommunikationsplattform noch ein Smartphone auf Rädern", hat die ACEA schon 2016 ihre Ansichten zu den Kfz-Daten geäußert. Die primäre Funktion eines Fahrzeugs bestehe darin, Menschen und Sachen sicher von einem Ort zum anderen zu bringen. "Die Autoproduzenten sind dafür verantwortlich, dass ihre Fahrzeuge diese Aufgaben sicher erfüllen", malte die ACEA angesichts der fortschreitenden Elektronik die Gefahr von Cyberattacken an die Wand. Dabei gehe es nicht bloß um Daten, die direkt für die Verkehrs-und Betriebssicherheit beim Bremsen und Lenken relevant sind. So können etwa "intelligente" Autos selbstständig Garagentore öffnen -interne Fahrzeugdaten daher außenstehenden Dritten den unbefugten Zutritt zu Tiefgaragen und Einfamilienhäusern ermöglichen.
Keine unautorisierten Dritten "Um solche Risiken einzuschränken, dürfen unautorisierte Dritte keinen Zugriff auf die vom Fahrzeug generierten Daten bekommen", sollten die Fahrzeughersteller derartige Daten Dritten nur extern über extra dafür errichtete Plattformen und Schnittstellen zur Verfügung stellen. In den gerade in Ausarbeitung
befindlichen neuen Händlerverträgen werden auch die dafür erforderlichen rechtlichen Weichen gestellt. Die Händler haben künftig dafür zu sorgen, dass die Autokäufer all jene Zustimmungen erteilen, die zur Verarbeitung und Weitergabe der mit der Nutzung des Autos und seiner integrierten Systeme verbundenen "Fahrzeugdaten" an Dritte rechtlich erforderlich sind.
Künftig werden "on board diagnostic platforms" in Echtzeit eine Unzahl von Daten erfassen. Teils vom Betriebssystem selbst generierte Daten, teils von außen dem System übermittelte Daten, die vom System gleich "on board" weiter verarbeitet werden. Externe Provider können via GPS und Internet mitihren Apps in Echtzeit auf jene "on-board"-Systeme zugreifen, für die sie von den Autoproduzenten - gegen entsprechende Gebühr -einen freien Zugriff bekommen haben.
Erforderliche Erträge Aus der Sicht der Autoindustrie sind derartige zusätzliche Erträge aus dem Datenhandel erforderlich, um künftige Ausfälle beim Ersatzteilgeschäft auszugleichen. Gegenüber den EU-Granden in Brüssel wird das natürlich etwas anders dargestellt. Da verweist die ACEA auf 3,1 Millionen Jobs und 44,7 Milliarden Euro, die jährlich von der Autoindustrie investiert werden. Wenn diese nicht selbst den Handel mit den Kfz-Daten in die Hand nimmt, würden die IT-Konzerne aus Kalifornien dieses Geschäft an sich reißen. Zur Abwehr von Google und Co. sei im weltweiten Wettbewerb die Unterstützung der ACEA-Position unbedingt erforderlich. Dieses Argument ist angesichts des künftigen Umbruchs in der Autoindustrie durchaus nachvollziehbar. Um so mehr müssen die mittelständischen Kfz-Betriebe darauf achten, angesichts eines schrumpfenden Service-Geschäfts an diesem Datenhandelmitbeteiligt-zu-werden.-
Inspiration durch Austausch
Der Unternehmertag von Obereder/Castrol findet heuer am 28. und 29. November im Kitzbüheler Henri Country House statt.