Das Kurzzulassungs-Thema begleitet uns bereits seit vielen Jahren und wird sehr kontrovers diskutiert. Ob der Importeur nun die Stützungen auf alle Fahrzeuge verteilt oder sehr intensiv für die Kurzzulassungen verwendet, kann der Händler kaum beeinflussen. Er muss allerdings beim Gebrauchtwagen darauf achten, wie sich die Kurzzulassungsentwicklung im jeweiligen Segment und speziell bei dem jeweiligen Modell auswirkt. Als Hilfestellung für die Betriebe haben wir gemeinsam mit Mag. Roland Strilka, Group Director Analysis & Insights D-A-CH bei Eurotax, die Entwicklung der Kurzzulassungen analysiert. Der Zeitpunkt ist insofern gut gewählt, weil sich das Bild der Kurzzulassungen und der Zulassungen heuer generell noch verzerren wird. Der Grund dafür ist bekanntlich die Umstellung des Verbrauchszyklus von NEFZ auf WLTP.
Deutliche Veränderung seit 2008
Die Übersicht der Neuzulassungskanäle zeigt seit 2008 eine deutliche Veränderung. Abgesehen von dem besonderen Jahr 2009, wo die Ökoprämie (Verschrottungsaktion) eine ungewöhnliche Verteilung mit einer naturgemäß hohen Zahl an Privatzulassungen und gleichzeitig sehr geringen Zahl an Flottenzulassungen gebracht hat, ging seitdem der Anteil der privaten Zulassungen immer mehr zurück, während die Flotten noch immer zunehmen. Die Kurzzulassungen haben einen sprunghaften Anstieg im Jahr 2010 zu verzeichnen, wobei seit 2015 eine leicht fallende Tendenz im Anteil zu erkennen ist, das Volumen wächst aber weiter. „Im Jahr 2018 haben wir von Jänner bis Juli mehr Kurzzulassungen registriert als im gesamten Jahr 2008“, so Strilka. „Grundsätzlich erwarten wir für 2018 aufgrund der WLTP-Situation generell einen Anstieg.“
Große Unterschiede in den Segmenten
Bei der Entwicklung der Kurzzulassungen gibt es große Unterschiede in den Fahrzeugkategorien. „Vor allem Segmente kleinerer Fahrzeuge, die zu einem großem Anteil an privat verkauft werden, weisen einen hohen Kurzzulassungsanteil auf“, analysiert Strilka. Eine besondere Steigerung und damit ein generell sehr hohes Niveau sind bei den klassischen Privat-Fahrzeugen Kleinwagen, Stadtwagen und Micro-Vans zu verzeichnen. „Kamen auf einen kurzzugelassenen Kleinwagen 2008 noch fast 4 „normale“ Neuzulassungen, so nähert sich das Verhältnis fast schon einem 1 : 1 an“, erklärt der Analyst die Entwicklung plakativ. Im Flottensegment ist die Quote hingegen eher stabil geblieben. „In der Oberklasse ist die Kurzzulassungs- Quote sogar gesunken. Auf ein kurzzugelassenes Fahrzeug kommen fast 9 „normal“ zugelassene Autos“, nutzt Strilka auch hier den Vergleich.
Große Dynamik bei Kleinwagen und kleinen SUVs
Was bedeutet diese Entwicklung nun für den Gebrauchtwagenmarkt? „Insgesamt sind rund die Hälfte aller Besitzumschreibungen 8 Jahre und älter. Diese Quote bleibt über den Beobachtungszeitraum recht stabil“, erklärt Strilka. Große Veränderungen sind allerdings in den Segmenten der ganz jungen Fahrzeuge zu erkennen. „Bei kleinen und mittleren SUVs war die Quote der Besitzumschreibungen im Fahrzeugalter bis zu 1 Jahr immer schon sehr hoch, stieg allerdings von 2008 bis 2017 von 30,3 auf fast 38,5 Prozent. Hier sind lediglich 61,5 Prozent der Besitzumschreibungen älter als 1 Jahr“, betont Strilka. Anders ausgedrückt: Mehr als 1 Drittel des gesamten Gebrauchtwagenmarktes in diese Segment sind (Fast-)Neuwagen. Bei der Mittelklasse, also einem typischen Flottensegment, fiel die Quote von sehr niedrigen 8,1 auf sogar nur mehr 5,8 Prozent. Hier sind über 94 Prozent der Fahrzeuge bei der Besitzumschreibung älter als 1 Jahr.
Starke Relevanz auf den GW-Markt
Die Kurzzulassungen, die im Volumen über die Jahre deutlich zugenommen haben, besitzen im Schnitt einen Anteil von rund 7 Prozent (bis 120 Tage) bzw. fast 14 Prozent (bis 1 Jahr) am gesamten Gebrauchtwagenmarkt. Besonders hoch ist die Quote wie bereits erwähnt dort, wo die Nachfrage von privat groß ist: bis zu über 38 Prozent bis zu einem Alter von 1 Jahr. Strilka: „Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Kurzzulassungen starke Relevanz am Gebrauchtwagenmarkt besitzen.“ Dass hohe Rabatte und Kurzzulassungen die Gebrauchtwagenpreise über das gesamte Fahrzeugalter drücken, ist bekannt. Mit dieser Analyse lassen sich aber unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen Fahrzeugsegmente erkennen. So müssen die Händler aufgrund der Dynamik im Kleinwagenmarkt und vor allem im Segment der kleinen und mittleren SUVs speziell in diesem Segment besonders achtsam sein. „Bei mehr als einem Drittel des Gebrauchtwagengeschäfts bei kleinen und mittleren SUVs handelt es sich um Neu- oder zumindest Jungwagen“, warnt Strilka. Das bedeutet also, dass die Preise beispielsweise bei vierjährigen Fahrzeugen sehr unter Druck stehen. „Weil man um fast den gleichen Preis schon ein kurzzugelassenes Modell bekommen kann“, so Strilka.