Seit geraumer Zeit sorgt die Abwicklung der Herstellergarantie für
Diskussionen. Nicht nur die Administration, sondern auch die
Vorgabezeiten stehen dabei immer wieder im Fokus. Hat sich in puncto
Garantiearbeiten und deren Abwicklung in jüngster Vergangenheit etwas
verbessert oder ist das Procedere noch mühsamer geworden?
Keine Verschlechterung "Natürlich ist im Zuge der Garantiearbeiten
die Verwaltung gestiegen und auch die Fehler sind komplizierter
geworden, wobei uns dabei aber genügend Systeme unterstützen, um die
Prozesse einfacher abwickeln zu können", berichtet Max Sonnleitner,
Geschäftsführer Auto Sonnleitner/Linz. "In Summe können wir keine
Verschlechterung erkennen." Garantiearbeiten seien "kein Geschäft",
dies könne aber nicht der Zugang sein. "Wir verkaufen den Kunden die
Fahrzeuge. Wenn es ein Problem gibt, dann setzen wir das in erster
Linie für den Kunden und dann für den Hersteller instand und es
sollte aus meiner Sicht in erster Linie kostendeckend sein."
Die Vorteileüberwiegen "Einerseits ist es besonders bei einer
unserer Marken ein wichtiges Verkaufsargument, Kunden mit einer
7-jährigen Garantie werben zu können, andererseits ist die
Garantieabwicklung nicht immer einfach", erklärt Mag. Alfred
Mittendorfer, Verkaufsleiter und Prokurist Auto Höller/Eugendorf.
Dies betreffe Themen wie die Fehlersuche, Vorgabezeiten,
Garantievergütung und Stundensätze, "die immer wieder zu spannenden
Diskussionen mit den Herstellern führen können". Allerdings gebe es
auch Vorteile: Die Kundenbindung sei höher, auch im Aftersalesbereich
ließen sich jüngere Gebrauchte besser vermarkten.
Fehlersuche dauert länger "Es hat sich in den letzten Jahren sehr
viel verändert: Meiner Meinung nach ist die Abwicklung der
Einreichung für Garantiearbeiten aufgrund entsprechender
EDV-Unterstützung mit dem Dealer-Package deutlich leichter geworden",
meint Komm.-Rat Bernhard Plasounig, Auto Plasounig Villach. AuchStundensätze und Zahlungsabwicklung passten, vorausgesetzt, der
Händler erfülle alle Auflagen des Herstellers. Das große Thema ist
hingegen, "dass man laufend debattieren und kämpfen muss, um seine
Stunden zu bekommen, weil die Fehlersuche mit den vorgegebenen
Richtzeiten schlichtweg nicht mehr möglich ist".
Mitarbeiter zuweilen belastet "Der Dokumentationsaufwand ist enorm.
Er hat sich im Laufe der Zeit verstärkt, entspricht mittlerweile fast
den steuertechnischen Anforderungen und belastet zuweilen auch unsere
Mitarbeiter, weil sie als Techniker dafür gar nicht ausgebildet
wurden", unterstreicht Mag. Dieter Unterberger, Landesgremialobmann
des Tiroler Fahrzeughandels und Geschäftsführer UnterbergerAutomobile/Kufstein. Unterberger würde sich seitens der Hersteller
wieder mehr Vertrauen wünschen: "Überbordende Kontrolle ist immer ein
Zeichen mangelnden Vertrauens." Darüber hinaus würden auch die
Vorgabezeiten für Garantiearbeiten immer knapper, "ein Problem, das
uns aber schon Jahre beschäftigt".
Aufwand ist nicht höher "Es kann natürlich seitens des Importeurs im
Zusammenhang mit Garantiearbeiten auch immer wieder Kontrollen geben,
es hängt aber manchmal auch vom jeweiligen Vertrauensverhältnis ab,
wie groß dann der damit verbundene Aufwand ist", berichtet Nadja
Malin-Potzinger, Geschäftsführerin Autohaus Malin/Sulz. Natürlich
müsse man Garantieteile auf die Seite legen und manchmal abwarten,
bis diese zum Teil auch kontrolliert - oder nicht kontrolliert
-würden, was auch mit einem Lageraufwand verbunden sei. "Die
Garantievorgabezeiten sind sehr straff, natürlich ist es ein
zusätzlicher Aufwand, der aber zum Tagesgeschäft gehört, wobei ich
persönlich meine, dass dieser Aufwand in den vergangenen Jahren nicht
höher geworden ist."
In Summe ein hoher Aufwand Als nach wie vor "sehr problematisch"
bezeichnet Wilhelm Weintritt, Inhaber Autohaus Weintritt/Baden, das
Procedere rund um die Garantieabwicklung. Allein eine
Garantieeinreichung dauert - bis wir die Genehmigung erhalten
-oftmals länger als die eigentliche Arbeit, was unser größtes Problem
darstellt. Auch die Vergütungssätze lägen deutlich niedriger als
jene, "die wir normalerweise für solche Arbeiten verlangen". Im
Gegensatz zu früher, wo ein Fahrzeug repariert und die Arbeiten
danach eingereicht wurden, "muss das Fahrzeug zuerst an die
Fehler-Diagnose, danach müssen die Daten an den Hersteller überspielt
werden, wobei dort entschieden wird, was gemacht werden darf - in
Summe ein sehr hoher Aufwand".
Schwierige Garantieabwicklung "Die Vorgabezeiten werden generell
kürzer, wobei es deutliche markenspezifische Unterschiede gibt, dazu
kommt eine sehr aufwändige Administration", sagt Komm.-Rat Prof.
Burkhard Ernst, Landesgremialobmann des Wiener Fahrzeughandels und
Vorstand der Rainer-Gruppe. "Die Fehlersuche, und das ist leider fast
immer so, geht im Zuge von Garantiearbeiten zulasten des Händlers.
Dies sei auch für die Werkstatt-Bilanz schmerzlich, weil sich dadurch
die Deckungsbeiträge verminderten. Wobei Ernst Garantien und deren
Verlängerung grundsätzlich positiv sieht: "Diese binden die Kunden an
die Werkstatt, wobei das per se nichts mit der schwierigen
Garantieabwicklung zu tun hat."
Fehlersuche benötigt Zeit "Auch wir haben das Problem, dass bei der
Fehlersuche sehr viel Zeit verloren geht. Das führt natürlich dazu,
dass diese Zeit vergütet werden müsste, was aber zuweilen auch zu
Diskussionen mit dem Hersteller führt. Ich habe früher selbst die
Abwicklung bei Garantiearbeiten gemacht.Mittlerweile musste ich
dafür einen Mitarbeiter abstellen, weil der Aufwand sehr groß ist",
berichtet Roland Zsoldos, Geschäftsführer Autohaus Zsoldos/Neusiedl
am See. Insgesamt seien die Aufwände im Zuge von
Garantieabwicklungen, die aber natürlich zum Alltagsgeschäft
gehörten, gestiegen.Gleichzeitig würden viele Kunden gerade Marken
mit langen Garantiezeiten bevorzugen.
Diagnosezeiten oft nicht existent "Aus meiner Sicht stimmen
Kalkulationen und Richtzeitenwerte bei einer Anzahl von Positionen
bei Garantiearbeitenüberhaupt nicht", so Komm.-Rat Ing. Josef
Puntinger, Bundesinnungsmeister FA Kfz-Techniker und Seniorchef
Autohaus Puntinger/Leoben. "Es ist noch enger geworden, auch deshalb,
weil vor der Fehlerbehebung erst eine Diagnose erfolgen muss." Diese
Diagnosezeiten fielen bei vielen Herstellern einfach unter den Tisch,
sie seien quasi nicht existent. Gleichzeitig stelle die Diagnose
einen erheblichen Zeitaufwand dar. Erst recht, wenn der Kunde nach
der Fehlersuche sein Fahrzeug zurückhaben will und später wieder zur
Reparatur kommt. Insgesamt ist dies auch in unseren Nachbarländern
ein Thema, wie sich bei den 4-Ländergesprächen zeigt."