Neue Technologien lösen immer auch Befürchtungen in ihrem Umfeld aus. Das rasante Wachstum der E-Mobilität - 42 Prozent mehr Neuzulassungen 2017 gegenüber dem Vorjahr - macht da keine Ausnahme. Unter den Pessimisten auch so mancher Werkstättenbetreiber, der sich die bange Frage stellt: Was bleibt vom Reparatur-und Servicegeschäft, wenn die sagenhaft unkaputtbaren E-Autos kommen?
Zu Besuch bei Optimisten Aber bei Weitem nicht alle sind Pessimisten. Wilhelm Böhm, Kia-Händler in Ottenschlag, will in erster Linie neue Geschäftschancen und nicht die Gefahr sehen. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch die E-Autos ihre speziellen Gebrechen
haben werden", sagt er. Seine Waldviertler Kunden interessieren sich sehr für den Soul EV im Sortiment: Etwa 10 Prozent der verkauften Kia seien heute bereits E-Fahrzeuge, der Anteil soll mit dem neuen batterieelektrischen Niro, der im Herbst kommt, noch wachsen. Der Anteil an E-Fahrzeugen in der Werkstatt ist allerdings noch gering. Auch Ing. Thomas Polke, Renault-und Dacia-Händler in Mistelbach, setzt stark auf das Thema Elektro. Und er sieht keinen Sinn darin, über Veränderungen zu jammern, die ohnehin kommen werden. "Außerdem ist auch bei den Verbrennern das Werkstattgeschäft zuletzt nicht unbedingt gewachsen", verweist Polke auf haltbarere Technik und längere Service-Intervalle. Ein weiterer positiver Effekt: Der Kunde wird durch die Hochvolttechnologie stärker an die Werkstatt gebunden. "Im Hochvoltbereich greift der Durchschnittsheimwerker eher nicht hin", vermutet Polke. Klar ist: Natürlich fällt bei E-Fahrzeugen ein Teil des gewohnten Geschäfts weg, etwa Ersatz von Öl und anderen Flüssigkeiten. Auch Bremsen und Gelenke werden bei E-Autos deutlich weniger stark beansprucht.
Allerdings bringen die Stromer auch neue verrechenbare Arbeiten mit: Etwa Software-Updates, die in der Werkstatt eingespielt werden. "Bei Renault werden derzeit auch viele alte Zoe-Akkus gegen die neueren, reichweitenstärkeren Energiespeicher ausgetauscht - das Interesse ist derzeit deutlich größer als die Zahl der verfügbaren Akkus", erzählt Polke-Werkstattleiter Richard Wondra.
Das E-Auto in der Werkstatt Polke und Böhm setzen auf Kundenbindung vom Verkauf weg: Je mehr von den Stromern verkauft werden, desto mehr kommen zum Service. Der Umgang mit dem Thema Hochvolt ist in beiden von uns besuchten Werkstätten mittlerweile ein selbstverständlicher Teil des Alltagsgeschäfts geworden. "Jeder Mitarbeiter ist von mir entsprechend unterwiesen worden und weiß, wo er bei einem Elektroauto hingreifen darf", erklärt Wondra.
Wenn es in die Werkstatt kommt, wird das E-Auto zunächst durch ein rot-weißes Trennband und entsprechende Hinweisschilder abgesichert. Dann macht der ausgebildete Hochvolttechniker den Wagen stromlos. Dazu wird einfach im Inneren des Wagens ein Stecker herausgezogen und blockiert. Ab dann kann das E-Auto behandelt werden wie jedes andere Auto in der Werkstatt auch.
Manfred Laister, Hochvolttechniker bei Böhm, zeigt uns, wie er den Soul EV stromlos macht. Wie Wondra hat auch er die Ausbildungsstufe HV-2 nach ÖVE R19 absolviert. Er ist damit berechtigt und ausgebildet, Hochvoltfahrzeuge spannungsfrei zu schalten und kann dann Hochvoltkomponenten reparieren bzw. ersetzen. Mit HV-2 dürfen auch mechanische Arbeiten an diesen Fahrzeugen freigegeben und andere Mitarbeiter in der Stufe HV-1 unterwiesen werden.
Der Bedarf an Technikern, die im Umgang mit E-Autos geschult sind, wird weiter wachsen. "In einigen Jahren werden wir den Zweitautobereich mit E-Autos abdecken", glaubt Polke. Für Böhm ist auch der umgekehrte Anwenderfall denkbar: "Warum sollte ich nicht ein EV für den Alltag nutzen und für die wenigen Male im Jahr, in denen ich weiter wegfahren will, einen Verbrenner nehmen - vielleicht sogar nur in Form eines Leihwagens?"
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