A&W: Wie setzt Goodyear Dunlop das Autohausgeschäft um?<br /><br />Wolfgang Stummer: Wir entwickeln Kooperationen mit den
Automobil-Importeuren, derzeit beispielsweise mit Opel, Ford, Mazda
und Honda. Der Markenhändler kann unsere Reifen über Central-Billing-
Systeme je Marke beziehen.
Ein wachsender Bereich ist das Angebot von
Kompletträdern, das von immer mehr Autohäusern genutzt wird. Das
können wir auf Wunsch über unsere Systempartner anbieten. Wir liefern
Reifen, der Autohersteller aus seinem Zubehör-und Ersatzteilprogramm
die Felgen und RDKS- Lösungen. Das Autohaus kann damit einen Preis
anbieten, der bei eigener Montage nicht zu erreichen wäre.
Preisentscheidend ist hier übrigens nicht der Reifen.
Wie kann eine Co-Existenz von Autohaus und Reifenfachhandel im Kampf
um den Kunden möglich sein? Stummer: Die Frage ist, ob sowohl
Autohaus wie auch Reifenfachhandel parallel eine zukünftige
Existenzmöglichkeit im Reifengeschäft haben. Und das haben sie aus
meiner Sicht auf jeden Fall. Dabei muss man sehen, dass die
Autohäuser den Reifen als Kundenbindungsinstrument längst erkannt
haben und auch nutzen. Ein Fahrzeughalter, der das Service eines
Autohauses gewohnt ist, will meist "Alles aus einer Hand" nutzen.
Unabhängig davon hat aber der 2. oder 3. Nutzer eines Fahrzeuges
nicht mehr die Bindung zum Markenautohaus und hier gibt es nur einen
Ansprechpartner, und das ist der Reifenfachhandel. Wir unterstützen
Betriebe beispielsweise mit unserem Franchise-Konzept HMI, wo wir
neben einerReihe von Systembausteinen auch Kooperationen mit
Ersatzteillieferanten anbieten.
Sind Sie mit der Direktbelieferung nicht direkte Konkurrenz zum
etablierten Reifengroßhandel?
Stummer: InÖsterreich gibt es einen gewachsenen Strukturunterschied
zu größeren Ländern. Aufgrund der speziellen Topografie und der
fehlenden Größe von Ballungsräumen, mit der Ausnahme Wien, haben wir
hauptsächlich Hybridgroßhändler mit eigenen Retail-Betrieben und
keine reinen Großhändler. Wir nehmen dem lokalen Reifenhandel das
Autohausgeschäft nicht weg, weil viele Autohäuser in den vergangenen
Jahren meist online gekauft haben, was wiederum hauptsächlich von
ausländischen Großhändlern abgewickelt wird. Den Ad-hoc-Bedarf wird
das Autohaus auch weiterhin über den regionalen Reifenfachhandel
decken, der die kurzfristige Verfügbarkeit gewährleistet. Wenn etwa
bei einer Reifenpanne, beim Service oder "Pickerl" zwei Reifen
schnell ersetzt werden müssen, wird das Autohaus immer auf den
Reifenhandel zurückgreifen. (GEW)