Das Problem ist nicht neu, zumal speziell die Haftung bei Nässe in einem Zielkonflikt mit geringem Rollwiderstand und geringem Verschleiß steht. Beide Eigenschaften wurden in den vergangenen Jahren immer wichtiger: der verringerte Rollwiderstand, weil er den Autoherstellern hilft, die CO2-Emmissionen zu reduzieren, der Verschleiß, weil er speziell den Flotten hilft, die Reifenkosten zu reduzieren. Dieses Thema beschäftigt uns daher regelmäßig, zuletzt vor exakt einem Jahr an dieser Stelle. Neu ist allerdings das Segment, wo dieses Problem nun verstärkt auftritt.

So hat derÖAMTC mit seinen Partnern dieses Mal 14 Modelle der Größe 175/65 R14 getestet. Bis vor Kurzem war diese Dimension noch ein Klassiker in der Kleinwagen-Klasse, mittlerweile sind es nur noch vereinzelte Einsteigermodelle und die Vertreter der Kleinstwagen, die mit 14-Zöllern ausgeliefert werden. Deutlich wichtiger sind diese Pneus im Ersatzbedarf, da noch zahlreiche ältere Fahrzeuge mit dieser Größe ausgestattet sind.

DerÖAMTC trägt damit den Anforderungen und dem Interesse der Besitzer älterer Fahrzeuge Rechnung: "Unabhängige Tests von Reifengrößen, die vorwiegend für diesen sogenannten Ersatzbedarfsmarkt gedacht sind, stellen somit sicher, dass auch bei diesen Produkten keine Abstriche bei der Qualität gemacht werden müssen", erklärt Dipl.-Ing. Friedrich Eppel, Reifenexperte des ÖAMTC.

Sicherheit wichtiger als Verschleiß Umso überraschender sind damit die Eigenschaften dieser Fahrzeuge: egal ob Kleinstwagen oder Ersatzbedarf -sowohl der Rollwiderstand wie auch der Verschleiß sind bei diesen Fahrzeugen absolut zweitrangig, auf Sicherheit bei Nässe will jedoch niemand verzichten. Nachdem diese Reifen kaum mehr in der Erstausrüstung verwendet werden, liegt der Verdacht nahe, dass es sich hier um ältere Technologie handelt. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Premiumhersteller, die normalerweise über die Technologieführerschaft verfügen, hier eher enttäuschen.

Das Urteil "sehr empfehlenswert" geht nur an den Testsieger Falken Sincera SN832 Ecorun und den Zweitplatzierten Semperit Comfort-Life 2. Dabei handelt es sich zweifellos um zwei starke, etablierte Marken, die preislich allerdings im Mittelfeld angesiedelt sind. Die teureren Premiummodelle landen mit "empfehlenswert" allesamt nur im Mittelfeld, wobei jeweils die Schwächen bei Nässe eine bessere Benotung verhindern. Lobenswerte Ausnahme ist der Continental ContiPremium-Contact 5, der sogar als Bester bei Nässe bewertet wird. Die Note 3,0 beim Verschleiß schiebt das Modell in der Gesamtwertung zwar weiter nach hinten, insgesamt entspricht der Conti aber exaktdem Kundenanspruch. Eine Überraschung Mit einer Ausnahme gibt es beim Test der Größe 205/55 R16, einem der meistverkauften Sommerreifen, keine Überraschungen. Gleich 6 Modelle wurden in dieser Kategorie mit "sehr empfehlenswert" eingestuft, dahinter folgen weitere 8 "empfehlenswerte" Reifen. Den Sieg holte sich der Michelin Primacy 3, dahinter folgen ex aequo die Modelle von Bridgestone, Continental und Firestone. Für Verwirrung sorgte hingegen das Ende des Feldes, wo die Modelle von Infinity und Vredestein nur bedingt empfohlen werden. Der Grund dafür ist der sogenannte Schnelllauftest, der laut ÖAMTC seit Jahren fixer Bestandteil des Tests ist. Sofern alle Reifen diese Überprüfung bestehen, wird dieser nicht extra angeführt. Zuletzt war 2014 ein Produkt in diesem Bereich durchgefallen.

Härter als das Gesetz Dieser Schnelllauftest basiert auf der gesetzlichen Überprüfung, wurde aber seitens der Testergemeinschaft deutlich verschärft. "Im Vergleich zur gesetzlichen Vorgabe testen wir mit einem geringeren Luftdruck und einem höheren Radsturz, der Geschwindigkeitsablauf wird anders gestaltet und die gesamte Messung dauert länger. Die Schäden treten also früher auf", erklärt Eppel. So haben sich bei zu niedrigem Luftdruck, hoher Beladung und einer sehr hohen Geschwindigkeit von über 200 km/h Teile der Lauffläche gelöst. "Die beiden Reifen erfüllen in jedem Fall die gesetzlichen Vorschriften", so Eppel. (GEW)