Entlang der Kreuzgasse in Wien-Währing gilt seit 2017 zwischen Klostergasse und Lacknergasse ein Park-und Halteverbot. Und das nicht, weil dort konzentriertes Autofahrer-Bashing seitens der Bezirks-oder Stadtpolitik betrieben wird, sondern weil es die Autofahrer selbst verbockt haben. Im vergangenen Jahr wurden dort nämlich rund3.000 Falschparker gezählt. Das bedeutet: Straßenbahnen und Busse, die an dieser Engstelle vorbeifahren, wurden durchschnittlich acht Mal am Tag von widerrechtlich oder schlampig geparkten Fahrzeugen blockiert. Das ist ärgerlich. Vor allem deshalb, weil diese Autofahrer eine Kettenreaktion lostreten: Die Bim-Fahrer toben ob der drohenden Verspätung im Triebwagen, wollen mit Dauergebimmel den Verursacher alarmieren, treiben damit aber vor allem die Anwohner in den Wahnsinn. Die wiederum von der Bim blockierten Autofahrer stehen im Stau, blasen unnötig Abgase in die Luft, bis die Lenker vor Ungeduld mit ihren Hupen in das Dauergebimmel der Bim einsteigen. Die Anwohner drehen komplett durch. Wer eine solche Szene beobachtet, der würde dem Verursacher am liebsten eine besonders freundliche Notiz an der Windschutzscheibe hinterlassen, damit er sich der Tragweite seines Ich-war-doch-nur-schnell-am-Bankomaten-und-in-der-Bäckerei-Parkmanövers bewusst wird.

Das Traurige ist, die Kreuzgasse ist kein Einzelfall. In der ganzen Stadt wird kopflos-schlampig geparkt. Wer abends verzweifelt den Block auf der Suche nach einem Parkplatz umrundet, dem steigt regelmäßig der Blutdruck, weil gefühlt jedes dritte Fahrzeug vom Besitzer so abgestellt wurde, als würde er damit den ebenfalls autofahrenden Nachbarn einen Denkzettel verpassen wollen. Die einen etwa lassen beim Parallelparken soviel Abstand zwischen dem eigenen und dem Fahrzeug vor UND hinter ihnen,dass zwar ums Alzerl keine zwei Kleinwagen mehr dazwischen passen, aber gefühlt das halbe Universum in den beiden Lücken verschwinden könnte. Summiert auf einen 300 Meter langen Parkstreifen vernichten solche Parkprofis spontan geschätzt acht Stellplätze und verdonnern die übrig gebliebenen Anwohner zum Weiterfahren. Ähnlich ist es bei den Schrägparkplätzen: Jeden Tag sieht man einen, der ein gewöhnlich breites Auto mittig und zu schräg in eine Lücke gestellt hat, die eigentlich Platz für drei gewöhnlich breite Autos bieten würde. Nach spätestens zwei Runden um den Häuserblock beginnt man an der Menschheit zu zweifeln, fragt sich, ob die Leute überhaupt ein Gefühl für die Größe ihres Fahrzeugs haben und ob sie nach dem Aussteigen denn nie einen Blick zurückwerfen und ihr Meisterwerk mit etwas Abstand betrachten. Wohl kaum, denn sonst würde die Stadt nicht dazu übergehen, Parkplätze für Autofahrer aufgrund des Verhaltens von manchen Egomanen auf vier Rädern zu streichen. Und der Stadt sollte man eigentlich ausrichten, dass ihre Parkraumbewirtschaftung bei einer effizienteren Ausnutzung des vorhandenen Parkraums noch etwas lukrativer sein könnte ...