Mit Zuffenhausener Edelmetall und Altmeister Walter Röhrl unterwegs
beim Winterfahrtraining im Kälteloch Lungau. Bei strammen Minusgraden
verkosteten wir das gesamte Porsche-Portfolio. Immer unter der
strengen Aufsicht des "Langen".
Autofahren beginnt für ihn dort, wo er den Wagen mit dem Gaspedal
statt dem Lenkrad steuert. Sagte einst Walter Röhrl -zweifacher
Rallye-Weltmeister, vierfacher Sieger der Rallye Monte Carlo,
Bezwinger des legendären "Pikes Peak". Für viele Experten ist er
schlicht und ergreifend der beste Rallye- Fahrer aller Zeiten. Jetzt
ist "der Lange" 70 Jahre alt. Und seit 25 Jahren aktiv für Porsche
tätig.
Dieses Jubiläum zelebrierten die Zuffenhausener mit einem kleinen
Kreis von Motorjournalisten bei einem Winterfahrtraining im Thomatal.
Gleich daneben im Lungauer Kälteloch -genauer gesagt in Gmünd - hatte
Ferdinand Porsche im Jahr 1948 in seinem Werk mit dem "356 Nr. 1
Roadster" das erste Fahrzeug mit dem Namen Porsche gebaut. Eine
durchaus geschichtsträchtige Gegend also für den deutschen
Sportwagenhersteller.
Und weil Porsche Porsche ist, geriet das Training auf den Schnee- und
hauptsächlich Eispisten von Reini Sampls Fahrtechnikzentrum
(www.winterfahrtraining.at) zu einem atemberaubenden Speed-und
Drift-Event. Immer unter der strengen Aufsicht des Altmeisters.
hohe Temperatur trotz Eis und schnee
Walter Röhrl, mit einer schweren Grippe angereist, konnte uns
krankheitsbedingt leider nur wenig von seiner Fahrkunst zeigen. Umso
markig-kerniger fielen seine Ansagen über Funk aus, wenn unser
Driftwinkel wieder einmal alles andere als perfekt war. Das passierte
leider häufiger, als es uns lieb war.
stabil instabil
Driften? Das ist bekanntlich die Kunst, einen instabilen Zustand
stabil zu halten. Zitat: Walter Röhrl. Natürlich. Von seinem
Beobachtungsposten in seinem 911 Turbo sprach er uns übers Mikro
nicht mit unseren Vor-,sondern mit Autonamen an: "Roter Cayman, das
war jetzt eine wirklich schöne Kurve", hörten wir über Funk ebenso
wie "Grauer Macan, schneller denken, schneller lenken!". Wir konnten
den instabilen Zustand des öfteren durchaus stabil halten, waren aber
das eine oder andere Mal auch durchaus stabil instabil.
psm: sanft, aber konsequent
Das lag nicht an den Fahrzeugen, die als Gesamtkunstwerke insgesamt
so grandios sind wie im Speziellen deren "Porsche Stability
Management" (kurz: PSM). Das weistübermotiviert gasgebende Piloten
sanft, aber konsequent in die Schranken. Noch bevor instabile
Situationen entstehen können. Es ist individuell an den jeweiligen
Fahrzeugtyp angepasst, überwacht die Dynamikparameter laufend und
reagiert im Bedarfsfall blitzschnell. Ein potenzieller Lebensretter
für Möchtegern-Röhrls.
Nichtüber-,aber zumindest höchstmotiviert suchten wir den direkten
Vergleich zwischen Fahrten mit und ohne PSM. Meistens fuhren wir:
ohne PSM. Weil es, hier auf den abgesicherten Pisten abseits des
öffentlichen Verkehrs, einfach lustiger ist.
die Qual der wahl
Also bewegten wir dreist driftende Cayennes, maskulin mäandernde
Macans, sportlich spurtende 911er, perfekt partizipierende Panameras,
spektakulär spritzige Caymans. Porsche hatte schließlich das gesamte
Fahrzeug-Portfolio zur Degustation ins Thomatal gebracht. Da fiel die
Fahrzeugwahl ganz und gar nicht leicht. Also haben wir sie alle
verkostet.
porsches großer wurf
Die Highlights? Der brandneue Cayenne, im aktuellen Modelljahr noch
einmal perfektioniert. Ein Auto für alle Fälle, auf der Autobahn
ebenso wie im Gelände, auf Eis, Schnee und Matsch. Dabei mit einer
für SUV-Verhältnisse fast einmaligen Dynamik. Der Macan: Porsches
großer Wurf im Segment der semikompakten SUV. Die ebenso auf Wunsch
allradgetriebenen Modelle Panamera und 911.
gut beherrschbare heckschleuder
Und - man möge es uns, den gelernten Allradjournalisten bitte
nachsehen: Der über die Hinterachse angetriebene und
mittelmotorisierte Cayman. In der "GTS"-Ausstattung eine unpackbar
dynamische und dennoch im Drift auf Eis und Schnee überraschend gut
beherrschbare "Heckschleuder" im positivsten Sinn. Das Auto lässt
sich unglaublich leicht anstellen, ist im Drift mit kontrolliertem
Gasgeben großartig über die Hinterachse lenkbar. Dazu hat man das
Gefühl, dass das Lenkrad die Vorderachse immer freiwillig in die
richtige Einschlagposition bringen will.
bloß eine notlösung?
Das halten wir hier jetzt einfach so fest. Auch wenn Herr Röhrl
einmal gesagt hat, dass im Rallyesport "seine Vermutung bestätigt
wurde, dass ein Auto mit zwei angetriebenen Rädern nur eine Notlösung
ist". Betreffend Porsche sei ihm widersprochen. Da gibt es keine
Notlösungen. Aber das wissen wir nicht erst seit unseren
Drift-Abenteuern im Thomatal.