Dabei hat die Branche gleich zwei gordische Knoten zu lösen:

1) Kompetente Betriebe haben zu wenig Zeit, potenzielle Betriebe haben zu wenig Kompetenz. Selbst wenn das sehr kritisch klingt: Zur Fachwerkstatt für historische Fahrzeuge entwickelt man sich nicht über Nacht. Neben der technischen Ausstattung, dem Ersatzteil-und Partnernetzwerk sowie dem notwendigen guten Ruf braucht es vor allem kompetente Mitarbeiter. Und die sind im Klassik-Segment noch schwieriger zu finden als im Bereich der normalen Autoreparatur. Kein Wunder, dass sich die meisten Oldtimerbetriebe eine eigene Berufsausbildung wünschen.

Schon jetzt herrscht ein Unterangebot an Dienstleistern, die guten Oldtimer-Werkstätten sind meist sehr gut gebucht. Mit dem weiterhin wachsenden Bestand an historischen Fahrzeugen wird das Ungleichgewicht noch größer, da zu wenig Kapazität in den Betrieben bzw. zu wenig neue Betriebe für dieses Segment aufgebaut werden können. 55 Prozent der Betriebe erwarten laut der Studie "Oldtimer in Österreich" (Seite 4 und 5 in dieser Ausgabe) steigende Umsätze, 59 Prozent bewerten ihren Geschäftsgang als "sehr gut" oder "gut".

2) Die wachsende Zahl an günstigeren Old-und Youngtimern bedarf auch günstigerer Reparaturen, gleichzeitig werden durch die laufend steigenden Arbeitskosten die Instandhaltung-und Wartungsarbeiten immer höher. Je mehr die Oldtimerbegeisterung in die nicht so zahlungskräftige, gesellschaftliche Mittelschicht kommt, umso mehr werden die Kosten zum Thema. Heute beträgt der durchschnittliche Wert eines historischen Fahrzeuges in Österreich 23.000 Euro, der eines Youngtimers 18.000 Euro.

Je geringer der Preis und Wert des Fahrzeuges, umso weniger Budget ist für die Restaurierung, die Wartung und die Reparatur verfügbar. Dabei beklagen die Betriebe schon jetzt die laufend wachsenden Kosten bei Material, Energie und Personal.

Der verstärkte Einstieg der Teileindustrie in den Markt der historischen Fahrzeuge hilft bei der Senkung und vor allem der Kalkulation der Restaurierungs-und Reparaturkosten: Einfach verfügbare und passende Ersatzteile erleichtern das Geschäft, vor allem im sehr preissensiblen Youngtimer-Segment.

In jedem Fall bergen diese beiden Probleme eine große Gefahr für das reparierende Gewerbe: die Abwanderung der Auftraggeber ins benachbarte Ausland, wo noch Kapazitäten existieren und - noch - deutlich günstiger gearbeitet wird, wenn auch auf einem niedrigeren Qualitätsniveau. Dabei können Kooperationen mit entsprechenden Subunternehmen für arbeitsintensive Tätigkeiten ein Teil der Lösung sein.

Aktuell bleibt ein Großteil der Wertschöpfung im Land, kaum ein Oldtimerbesitzer möchte seinen Liebling aus den Augen verlieren, möchte regelmäßig in der Werkstatt vorbeischauen können und mit dem Mechaniker "Benzin reden". Damit das so bleibt, müssen die Branche und die einzelnen Betriebe in Ausbildung und guteMitarbeiter investieren.

"Die Branche und die einzelnen Betriebe müssen in Ausbildung und in gute Mitarbeiter investieren."