Während die Nachwehen des Dieselskandals durch Forderungen nach
Fahrverboten allgegenwärtig sind und die E-Mobilität langsam Fahrt
aufnimmt, haben es die Fuhrparkmanager weiterhin schwer abzuwägen,
welche Entscheidung beim Fahrzeugkauf die richtige ist.
In den vergangenen Jahren ist der gewerblich genutzte Anteil der
neuzugelassenen Fahrzeuge stetig gestiegen. Während im privaten
Bereich mitunter Rückgänge zu verzeichnen sind, ist der Firmenwagen
beliebt wie nie zuvor. Allerdings sind auch die Unsicherheiten für
alle Beteiligten so groß wie noch nie. Die Steuerreform 2016 traf
viele Firmenautofahrer wie ein Keulenschlag, wurden doch die
Fahrzeuge, dieüber 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, mit einem
Sachbezug von 2 statt bisher 1,5 Prozent bestraft, und das ohne
Übergangsfristen oder Einschleifregelungen. Unterm Strich einfach
weniger Netto vom Brutto, je nach Fahrzeug mitunter mehr als 1.000
Euro im Jahr. Umgekehrt gab es aber auch einePersonengruppe, die
massiv von der Reform profitiert hat. Jene Dienstnehmer, die auf ein
Elektroauto umgestiegen sind. Hier wurde der Sachbezug komplett
gestrichen, was sich unmittelbar in der Geldbörse niederschlägt. Und
auch die Firmen profitieren durch den Abzug der Vorsteuer. Dass der
großeE-Boom dennoch ausgeblieben ist, hat unterschiedliche Gründe.
Fix ist, dass diese Maßnahmen allein nicht genügen, um spürbare
Lenkungseffekte zu erzielen. Im Gegenteil. Als der Dieselskandal -
ausgelöst durch manipulierte Fahrzeuge des VW-Konzerns -ans Licht
kam, schossen sich viele Politiker in ganz Europa auf den bislang
gepriesenen Dieselmotor ein. Und wollten ihn am liebsten eher heute
als morgen verbannen. Einige Großstädte wie etwa Paris haben dafür
bereits konkrete Zeitpunkte verkündet, vielerorts schweben
Fahrverbote wie ein Damoklesschwert über der Industrie.
Und genau diese Tatsache stellt nicht nur Fuhrparkmanager, sondern
auch den Autohandel vor große Probleme. Es müssen laufend Fahrzeuge
angeschafft werden, ohne dass die künftigen Rahmenbedingungen klar
sind. Die neue Regierung ist jedenfalls gut beraten, ehestmöglich die
Spielregeln für die nächsten Jahre festzulegen, aber ohne darauf zu
vergessen, entsprechende Übergangsfristen einzuräumen. Andernfalls
stünden viele Firmen vor der massiven Entwertung ihrer Fuhrparks,
schließlich würden die Restwerte von jenen Fahrzeugen massiv fallen,
die von etwaigen Fahrverboten oder sonstigen Einschränkungen
betroffen wären. Vor ähnlichen Problemen stehen freilich auch die
Finanziererund die Händler, die noch dazu viel Kapital in
gebrauchten Autos gebunden haben und bei einer kurzfristigen Änderung
ebenfalls massiv Geld verlieren würden.
Dass die sofortige Umstellung des gesamten Fuhrparks auf E-Fahrzeuge
auch nicht das Allheilmittel sein wird, steht außer Frage. Denn auch
hier gibt es das eine oder andere Fragezeichen hinter den Themen
Wirtschaftlichkeit oder Praktikabilität, vor allem im Hinblick auf
die Reichweite, die im Gegensatz zum privaten Einsatz bei den Firmen
unumgänglich ist. Während Visionär Elon Musk kürzlich den ersten
Tesla-Lkw präsentiert hat und den Druck auf die alteingessenen
Hersteller einmal mehr erhöht (ohne allerdings noch bewiesen zu
haben, dass auch die Umsetzung der Visionen klappt wie geplant),
bestellen viele Fuhrparkleiter weiterhin Fahrzeuge mit Dieselmotoren.
Wenngleich mit einem etwas unguten Gefühl.Und solange es keine
Richtungsvorgabe seitens der Politik gibt, ist guter Rat nicht teuer,
sondern einfach nicht verfügbar.
Dass viele Firmen das autonome Fahren mit großem Interesse verfolgen,
hat bei Weitem nicht nur mit Technikverliebtheit zu tun. Vielmehr
wittert man die Chance, die Fuhrparkkosten zu senken. Man stelle sich
folgendes Szenario vor: Statt Fahrzeuge ungenutzt am Firmenparkplatz
stehen zu haben, könnten diese in der Leerzeit eigenständig Diensteverrichten, zum Beispiel als Taxi oder Lieferservice. Und bevor der
Mitarbeiter den Heimweg antritt, steht das Auto wieder vor der Tür.
Tagsüber (oder auch in der Nacht) hat das Unternehmen mit diesem
Fahrzeug Geld verdient statt nur dafür zu zahlen. Wobei das "eigene"
Fahrzeug künftig vermutlich ohnedies in den Hintergrund rücken
dürfte, wenn man nicht mehr selbst damit fährt. Wichtig ist eine
komfortable und sichere Beförderung zu den Zeiten, wo man diese
benötigt. Wenn das gewährleistet ist, dann wird vermutlich der
Großteil der Autos Carsharing-Systemen angehören, was die Effizienz
deutlich steigert und damit auch für mehr Parkplätze sorgt, da diese
Fahrzeuge deutlich mehr in Bewegung sind. Für die Werkstätten wäre
das vermutlich Fluch und Segen zugleich. Weniger Stehzeiten bedeuten
mehr Verschleiß, wenn allerdings gleichzeitig der Bestand sinkt,
könnte der Effektauch gleich wieder verpuffen. Erst recht, wo es bei
den E-Autos ohnedies weniger zu verdienen gibt. Wie auch immer, was
derzeit noch nach Science-Fiction klingt, wird wohl eines Tages
Realität. Die Frage ist nur, wann dieser Tag kommen wird.