Das Interesse an neuen Elektroautos ist groß. Doch decken die
Fahrzeuge bereits alle Alltagsbedürfnisse ab? Wir zeigen Ihnen, was
Sie wissen müssen, worauf es zu achten gilt und für wen die
E-Mobilität (noch) nichts ist.
Wie könnte die Welt doch schön sein, würden alle Menschen
Elektroautos fahren! Saubere Luft, keine Feinstaubbelastung, kein
Lärm, vielerorts wird die E-Mobilität als Heilbringer gepriesen. Doch
ist das wirklich der Fall? Haben Benzin-und Dieselmotor ausgedient?
Ganz so, wie es sich mancher Verfechter der elektrisch betriebenen
Fahrzeuge wünscht, ist es leider nicht. Oder vielleicht noch nicht.
Doch der Reihe nach. Es stimmt, dass ein Elektroauto kein Abgas und
somit auch kein CO2 ausstößt. Da der Strom aber bekanntlich erst
erzeugt werden muss, gilt es zunächst, diese Produktion zu
beleuchten. Österreich ist nicht zuletzt aufgrund der Topografie ein
Vorreiter in Sachen erneuerbarer Energien. Während in anderen Ländern
fossile Brennstoffe wie etwa Braunkohle zur Stromproduktion
herangezogen werden oder atomarer Sondermüll anfällt, werden
hierzulande rund 70 Prozent des Stroms durch erneuerbare Energien wie
Wind-oder Wasserkraft hergestellt. Wer sein Elektroauto also mit
Ökostrom betreibt, verbessert die Energie und Umweltbilanz also
nachhaltig.
Nachhaltigkeit hängt von der Stromproduktion ab
In Ländern wie etwa Polen oder China ist die Stromproduktion dermaßen
schmutzig, dass es für die Umwelt besser wäre, kein Elektroauto zu
fahren, läge der CO2-Ausstoß umgerechnet auf den Strombedarf des
E-Autos doch über jenem fossiler Brennstoffe. Warum vor allem China
die E-Mobilität dennoch massiv pusht, liegt an der Tatsache, dass
vorwiegend die Städte von massiver Luftverschmutzung betroffen sind.
Da Elektroautos lokal nichts emittieren, wäre das ein Fortschritt.
Zurück nach Österreich. Am erneuerbaren Energiemix scheitert es also
schon einmal nicht. Doch haben wir überhaupt genugStrom, wenn jetzt
viele Autofahrer umsteigen? Kein Problem, so die Energiewirtschaft,
selbst wenn alle Autos auf einen Schlag gegen Elektroautos getauscht
werden, würde der Strombedarf lediglich um einen niedrigen
zweistelligen Prozentsatz steigen und das wäre, so die Aussage,
machbar.
Ein "eigener" Ladepunkt ist Grundvoraussetzung
Schwieriger wird es dann schon, wenn große Strommengen zu einzelnen
Punkten geliefert werden müssen, was zum Beispiel bei öffentlichen
Ladesäulen der Fall ist. Das Stromnetz ist vielfach nicht für diese
enormen Belastungen ausgelegt. Derzeit liefern die Schnelllader bis
zu 50 kWh, künftig sollen es 350 und mehr sein. Kein Wunder,
schließlich nimmt die Akkukapazität laufend zu und der Autofahrer
hasst kaum mehr, als irgendwo auf irgendwas zu warten. Um die
Elektroautos also attraktiv zu machen, muss die Ladezeit an
öffentlichen Stationen so kurz wie möglich sein. Anders ist das bei
Ladepunkten in der Firma oder zu Hause. Über Nacht sind die meisten
Fahrzeuge auch mit deutlich weniger Leistung voll, Gleiches gilt bei
einer Ladestation am Arbeitsplatz. Und zumindest eine der beiden
Varianten ist Grundvoraussetzung, um ein E-Auto sinnvoll betreiben zu
können. Das Fahrzeug nur über das öffentliche Netz zu betreiben, wie
man es von konventionellen Modellen kennt, kann schnell zum
Geduldspiel werden. Denn mit zunehmender Zahl von E-Autos steigt auch
der Andrang an den Ladestationen. Je nach Akkukapazität benötigt man
für die Ladung von 0 auf 80 Prozent zwischen 30 und 50 Minuten bei 50
kWh. Für Modelle mit überdurchschnittlich großen Akkus wie etwa jenen
von Tesla dauert der Vorgang entsprechend länger, so man nicht an den
eigenen Tesla-Quickchargern zapft. Womit wir bei einem der
emotionalsten Punkte der E-Mobilität angelangt wären, der Reichweite.
Schmelzende Reichweite im Winter
So mancher Fahrer eines konventionellen Autos biegt bei
Restreichweiten bereits zur Tankstelle ab, bei denen ein Elektroauto
vollgeladen zum Dienst antritt. Die Frage, ob man mit den derzeitigen
Reichweiten das Auslangen findet, muss jeder (ehrlich) für sich
selbst beantworten. Wer hochrechnet, wie viel Kilometer er täglich
zurücklegt, kommt aber oftmals zur Erkenntnis, dass sich so gut wie
alle Wege mit den Reichweiten in Einklang bringen lassen. Man darf
sich aber nicht von der werksseitig angegebenen Reichweite täuschen
lassen. Unsere Tests haben ergeben, dass man davon im Winter je nach
Einsatzgebiet -Autobahnfahrten und die Heizung sind ganz besonders
große Energiefresser -bis zu 50 Prozent abziehen muss. Im Sommer sind
es rund 25 bis 30 Prozent, da auch die Klimaanlage Energie abzieht.
Am weitesten kommt man zu den Jahreszeiten,in denen weder Heizen
noch Kühlen nötig ist.
Plug-in-Hybride als mögliche Alternative
Eine Alternative zur reinen E-Mobilität sind die Plug-in-Hybride.
Hier sind die Akkus deutlich kleiner als bei vollelektrischen Autos,
entsprechend geringer ist auch die elektrische Reichweite, die
zumeist um die 30 Kilometer liegt. Ein bei niedrigem Akkustand
automatisch zuschaltender Verbrennungsmotor sorgt dafür, dass es
keinerleiEinschränkungen bei der Gesamtreichweite gibt. Allerdings
macht so ein Fahrzeug nur dann Sinn, wenn sich der Großteil der
Fahrten elektrisch realisieren lässt und das Fahrzeug auch regelmäßig
aufgeladen wird. Andernfalls kann der Verbrauch höher sein als bei
konventionellen Fahrzeugen und manwürde der Umwelt einen Bärendienst
erweisen.
Förderungen nutzen und Probefahrt vereinbaren
Um die Wirtschaftlichkeit des E-Autos beziehungsweise des
Plug-in-Hybriden im Hinblick auf die Anschaffung zu verbessern -die
Kosten liegen bei privater Anschaffung noch immer spürbar über den
fossilen Pendants - sollte man bereits im Vorfeld klären, auf welche
Bundesund Landesförderung man Anspruch hat. Unabdingbar -für
E-Auto-Neulinge zudem ein echtes Erlebnis -ist auch die Probefahrt.
Gut möglich, dass allein das lautlose Fahrgefühl und die tolle
Beschleunigung Skeptiker zu echten Fans werden lassen. »