Gerhard Lustig, Herausgeber von A&WÖsterreich, Stefan Binder,
Geschäftsführer des Verlages, und Prof. Dr. Peter Filzmaier führten
vor einmaliger Kulisse in der Wiener Hofburg Ende Oktober in den
Jubiläumskongress ein. Tenor des Forums: Wie sieht die Zukunft der
Die Keynote Speech hielt Dieter Althaus, Vice President Governmental
Affairs Magna Europe und Ex-Ministerpräsident von Thüringen. Magna
fokussiert sich auf die fünf Kernthemen: autonomes Fahren, neue
Geschäftsmodelle durch verändertes Mobilitätsverhalten der Kunden,
Fabrik 4.0, E-Auto und Connectivity. Althaus kann sich vorstellen,
dass Magna in Zukunft im Auftrag von Automobilhändlern Autos über3D-Drucker produziert.
After-Market
Axel Berger, Vorstandsvorsitzender CarGarantie, zeigte vor allem die
rechtlichen Fragen auf, die mit der autonomen Connectivity verbunden
sind. Wer haftet bei Unfällen? Wer bezahlt die Strafzettel? Wie wird
das Werkstätten-Routing gestaltet? Frank Schröder,
Vorstandsvorsitzender WM Trost, hatte gleich in der Folge die Frage
zu beantworten, ob der Dongle das Aus für freie Werkstätten bedeutet?
Der freie Aftermarket wird sich dieser Herausforderung
überfabrikatlich stellen. Wichtig ist für ihn, dass die
Massenmobilität bezahlbar bleibt und der freie Markt auch Zugang zu
den Fahrzeugdaten hat. Für denTeilevertrieb über Internet sieht
Schröder eine Grenze bei 10 bis 15 Prozent des Teilegesamtmarktes.
Grund: der Internethandel ist so kostenintensiv wie der stationäre
Handel. Derrick Zechmaier, Deutschlandchef des grossen Zulieferers
Valeo, sieht eine Marktspezifizierung für die Privatfahrer und die
Flottenbetreiber. Nachrüstbare Assistenzsysteme, Einparkhilfen sind
für den Handel ein interessantes Geschäft.
Hinsichtlich künstlicher Intelligenz machte die Geschäftsführerin von
willhaben, Sylvia Dellantonio, deutlich, dass sich die nächste Welle
von User Interfaces (Benutzeroberflächen), Spracherkennung (Alexa),
Picture Recognition (Bilderkennung) wie auch Augmented Reality mit
der künstlichen Welt vereinigen wird. Das wird das Kaufverhalten wie
den Beratungsbereich massiv beeinflussen.
Der Athena-Preis 2017 wurde durch Bundesinnungsmeister Komm.-Rat
Friedrich Nagl und ZDK-Präsident Jürgen Karpinski überreicht.
Mag. Wilfried Weitgasser, Chief Digital Officer bei Porsche Austria,
stellte vor, das der Volkswagen-Konzern die stationären und digitalen
Geschäftsfelder strickt trennt: Die disruptive Welt in der Allmobil
GmbH. DiBox.com, hier geht es um einen überfabrikatlichen Adapter
(Dongle), mit dem Fahrzeugdaten in Echtzeit auf das Smartphon
übertragen werden und Informationen wie Carfinder, Loyality,
Fahrtenbuch, Flotte,Parken und anderes abgebildet werden.
Der Nachmittag des Jubiläumskongresses umspannte eine gelungene
Dramaturgie: Vom Phänomen Zeit über eine neue Automobilmarke mit
Direktvertrieb bis zur virtuellen Wandlung im Autohaus und einer
abschliessenden mittelstandspolitischen Diskussion. Zeitphilosoph
Franz J. Schweifer setzte mit seinem «Smartphone Unser» einen
nachdenklichen Kontrapunkt zum ewigen Handygedaddel. Alain Visser,
Vertriebsvorstand der neuen Geely-Submarke Lynk, erläuterte das neue
Markenkonzept des Chinesen: wenige Modellvarianten und Direktvertrieb
mit Fixpreisen. Der Service wird von Volvo-Händlern übernommen.
Burkhard Weller, Geschäftsführender Gesellschafter der Wellergruppe,
setzte klare Akzente: «Das Autohaus hat Zukunft. Jetzt wird schon
wieder eine neue Revolution ausgerufen. Wenn ich mir die Zahl der
automobilen Revolutionen der letzten dreissig Jahre anschaue, habe
ich die ganze Zeit in revolutionären Zustand verbracht.» Der Mehrwert
im Handel muss in der Kundennähe liegen. Die Digitalisierung wird
optimierte Prozesse schaffen. In der Hersteller-Händler-Beziehung
mahnte Weller mehr Gemeinsamkeit, mehr Wir-Gefühl an. In der
nachfolgenden Diskussion mahnte Weller auch eine differenzierende
Sicht über den Vorbehalt der Jugend zum Auto an.