Ich bin wieder einmal«der Zweifler». Dies deshalb, weil ich nicht
glaube, dass die zweiwöchige Megashow in der deutschen Ex-Hauptstadt
Bonn mit mehr als 20"000 geladenen Gästen und über 1000 Journalisten
und anderen Medienleuten viel brachte und bringen wird im Kampf gegen
die Erderwärmung.
«Showmässig» mutetenschon die traditionelle
Fidschi-Musik und die dazu gebotenen Fidschi-Tänze an. Denn den
Vorsitz dieser über hundert Millionen Euro teuren Klimakonferenz vom
6. bis 17. November hatte Frank Bainimarama, der Premierminister des
kleinen Inselstaates Fidschi. Dieser ist, wie andere Inselstaaten im
Pazifik, besonders von einem möglichen Anstieg des Meeresspiegels
infolge der Klimaerwärmung bedroht.
Viel geredet und vieles rasch wieder vergessen wurde an diesen Tagen
-kein Wunder bei Zehntausenden von Teilnehmern. Manches grenzte denn
auch etwas an eine selbstdarstellerische Show. So etwa der Auftritt
des Hollywood-Stars und Ex-Gouverneurs von Kalifornien Arnold
Schwarzenegger, der gegen die Klimapolitik des US-Präsidenten Donald
Trump wetterte und betonte, dass man sich beim Klimaschutz von
Zweiflern nicht irre machen lassen soll: «Wenn ich den Nein-Sagern
und Zweiflern Aufmerksamkeit geschenkt hätte, würde ich heute noch in
den österreichischen Alpen sitzen und jodeln.» Etwas den
Nachgeschmack einerPolitshow hatte auch die Ankündigung des Büros
des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dass für den 12.
Dezember 2017, zum 2. Jahrestag des Pariser Weltklimavertrags von
2015, in Paris schon wieder eine Umweltkonferenz stattfinden soll.
Will Macron damit seine bisher schwache Leistung in der französischen
Innenpolitik kaschieren?
Sicher, die Konferenz von Bonn hatte auch ein Ziel. Nämlich die
Verhandlungen zum sogenannten Regelbuch für die Umsetzung des Pariser
Klimaabkommens von 2015 so weit voranzubringen, dass dieses bei der
nächsten Weltklimakonferenz 2018 in Kattowitz in Polen beschlossen
und unterzeichnet werden könne. Bestätigt wurde sodann die
Beibehaltung eines Fonds, der arme, vom Klimawandel betroffene Länder
finanziell unterstützen soll. Das Regelbuch wiederum soll Staaten,
Millionenstädten und Industriekonglomeraten vorschreiben, wie sie
ihre hohen CO2 Emissionen zu reduzieren haben. Aber braucht es für
die Erstellung eines solchen Regelbuchs weit mehr als zwanzigtausend
Teilnehmer aus 195 Staaten? Grosse Länder wie China, Indien, die USA,
Australien, aber auch Deutschland sollten die Förderung und
Verbrennung von Kohle zwecks Stromerzeugung stark mindern oder ganz
beenden. Ob sie das getreu dem Regelbuch auch tun, und zwar möglichst
bald,darf bezweifelt werden.
Denökologischen Fussabdruck verkleinern, lautet ein Credo der
Klimaschützer. Dem müssten vielleicht auch die Tausende von
Teilnehmern an den Klimakonferenzen nachleben, die wohl mehrheitlich
per Flugzeug anreisen. Das trifft für alle Klimakonferenzen seit 1992
zu. Und diese waren:
n 1992 Erdgipfel in Rio de Janeiro n 1995 Klimagipfel in Berlin n
1997 Klimagipfel in Kyoto n 2003 Umweltkonferenz in Mailand n 2007
Umweltaktionsplan in Bali n 2009 UN-Klimakonferenz in Kopenhagen n
2012 Umweltkonferenz Kyoto II
in Doha, Katar n 2014 UN-Klimakonferenz in Lima, Peru,
Entwurfstext für Paris 2015 n 2015 UN-Klimakonferenz
Pariser Abkommen in Paris n 2017 UN-Klimakonferenz Bonn
Zweifler fragen: Was haben all diese Veranstaltungen der Umwelt
bisher gebracht? Vielleicht gilt auch hier, was Pierre-Alain
Grichting, VR-Präsident von Provins SA, Sitten, kürzlich in anderem
Zusammenhang in der NZZ sagte: «Es geht alles viel zu langsam. Die
meisten Politiker und Beamten haben wenig Beziehungen zur realen
Wirtschaft. Viele sind vollamtliche Politiker mit dem Ziel, in vier
Jahren wieder gewählt zu werden. Das bringtuns nicht vorwärts.
Weniger diskutieren, mehr entscheiden und umsetzen.»
Es klingt wohl sehr provokativ, wenn ich schreibe, dass ausgerechnet
der Diesel-NO -Abgasbetrug von Volkswagen und anderen Herstellern
vielleicht mehr Anstösse und Druck erzwungen hat für die Entwicklung
noch sauberer Motoren, für die Elektround Wasserstoffmobilität und
für die Einhaltung der schon beschlossenen, extrem tiefen CO2-Gesetze
als all die Klimakonferenzen.