44 Länder in Europa, dem Nahen Osten und Teilen Afrikas werden aus
dem neuen NGK-Zentrallager in Duisburg beliefert. Der japanische
Konzern bot bei der Eröffnung auch Einblick ins Forschungszentrum.
Natürlich war es nur ein Spaß von David Loy, dem fürs Marketing im
Aftermarket zuständigen Manager von NGK: "Wir sitzen auf einer
Bombe." Doch er hatte an diesem Nachmittag die volle Aufmerksamkeit
der Journalisten für sich. Die "Bombe", das sind 10.000 Liter Benzin;
sie lagern unter der Europazentrale des japanischen Zünd-und
Glühkerzen-Spezialisten.
Wir sitzen in Ratingen, einer Stadt neben Düsseldorf. Die ganze
Gegend ist NGK-affin: Erst zwei Stunden zuvor wurde in Duisburg, 20
Fahrminuten entfernt, das neue Europalager eröffnet. Und jetzt zeigt
man den Fachredakteuren das Entwicklungszentrum. Der Benzintank
reicht, man glaubt es kaum, nur für eine Woche. Mit dem Treibstoff
werden die Prüfstände betrieben, auf denen die Zündkerzen erprobt
werden -ob sie auch für die Motoren europäischer Fahrzeuge alle
Ansprüche erfüllen. 24 Stunden pro Tag laufen sie auf Hochtouren, 7
Tage die Woche: Wären da nicht die dicken Türen zwischen Prüfständen
und Büros -der Lärm wäre nicht auszuhalten.
Dass Europa für NGK eine immer größere Rolle spielt, wurde an diesem
Tag jedenfalls bewiesen: Es gibt kaum einen Autohersteller, der nicht
auf NGK setzt; der Marktanteil der Japaner bei Zündkerzen liegt
(eigenen Angaben zufolge) bei mehr als 50 Prozent. Shinichi Odo, der
oberste Chef, ist eigens aus Japan angereist. Von den 3,1 Milliarden
Euro Jahresumsatz entfallen 25 Prozent auf Europa. Nur Nordamerika
ist mit 29 Prozent noch wichtiger. Allerdings: Würde man Japan/Korea
(16 Prozent) zu den 19 Prozent dazuzählen, die NGK im Rest Asiens
umsetzt, wäre der Heim-Kontinent unschlagbar
21.000 Quadratmeter großes Lager
Zurück nach Duisburg: Dort steht Bürgermeister Volker Mosblech. Die
Freude darüber, dass NGK "auf der grünen Wiese" ein Lager hochgezogen
hat, ist dem CDU-Mann deutlich anzusehen - immerhin fließen die
Steuern jetzt in seine Stadtkasse und nicht mehr in jene von
Ratingen, wo das (viel zu klein gewordene Lager) bisher beheimatet
war. Doch die Sorgenfalten auf Mosblechs Stirn sind noch immer tief:
Denn Duisburg hat den Strukturwandel nach der Schließung der
Kohlezechen nicht ganz geschafft: "Wir haben 12,2 Prozent Arbeitslose
-bundesweit sind es 5,5 Prozent."
6 Wochen im Container unterwegs
Da sich aber immer mehr Firmen in der Nähe des größten Binnenhafens
Europas ansiedeln, keimt Hoffnung auf. Das nutzt auch NGK: 6 Wochen
lang sind die Container mit den Zündkerzen und anderen Produkten aus
Japan unterwegs nach Europa; vier bis fünf von ihnen kommen jeden Tag
an. Wenn es ganz schnell gehen soll (etwa weil ein Autohersteller
plötzlichen Mehrbedarf anmeldet), gibt es noch immer die Luftfracht,
schließlich ist es auch zum Düsseldorfer Airport nicht allzu weit.
Beliefert werden von hier aus aber nicht nur so gut wie alle Auto-und
Motorenhersteller (darunter auch BMW/Steyr und Opel/Wien-Aspern),
sondern auch kleinere Kunden. Als Außenstehender hat man nicht
wirklich Einblick ins Innenleben: 21.000 m 2, 22.000 Plätze für
Paletten, 7.000 unterschiedliche Artikel. Dazu ein System von
diversen Bahnen, die zur Auslieferung führen. Und mittendrin: 13
Seitenschubmaststapler, die jede Palette vollautomatisch
zentimetergenau ansteuern können, und 8 Schmalgänger, die auch die
kleineren Gänge anfahren können.