Auch der Allein-Geschäftsführer von Lederers Medienwelt, Stefan Binder, MBA, ließ keinen Zweifel daran, dass sich die Autobranche, die Zukunft haben will, mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen muss: Schließlich steige die Vernetzung, beginnend beim Automobil. Sie finde ihre Fortsetzung beim stationären Handel, der mit der Online-Welt leben muss. Als erstes digitales Produkt des A & W Verlags kündigte Binder die AUTO-Information im App-Store für Android und IOS an.

 

Unter dem Titel „Projekte, die Leben verändern“ starteten Vorträge und Diskussionen beim 10. A&W-Tag in der Wiener Hofburg. Gerhard Wolf von Castrol und Alexander Mauer von Europe BP Target Neutral stellten das Projekt „Castrol CO2 neutral“ in den Mittelpunkt. Dabei werden Produktion und Vertrieb von Erdölprodukten möglichst effizient und CO2-neutral gestaltet. Castrol Österreich unterstützt Kfz-Betriebe, die auf CO2-Neutralität als Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Kunden Wert legen. Herbert Winkler, Geschäftsführer des Autohauses Uitz in Feldbach, berichtete über den Weg zum „grünen“ Kfz-Betrieb.

 

In seiner Keynote fasste Dieter Althaus, Vice President bei Magna, seinen Blick auf Chancen und Sprengkraft der Digitalisierung für die Kfz-Branche zusammen. Mobilität bleibe Ausdruck von Freiheit, dies stehe im Spannungsfeld mit Herausforderungen u.a. durch eine immense Zunahme der entstehenden Datenmengen. Chance: Nach der Sättigung der derzeitigen Entwicklungsmärkte in Asien und Afrika werde ein Umbau auf technologisches Wachstum nötig. Magna fokussiere in 5 Kernthemen: Autonomes Fahren, neue Geschäftsmodelle durch verändertes Kundenverhalten, Produktionssysteme (Digitalisierung der Fabrik), Elektrifizierung und Connectivity.

 

Digitalisierung als Herausforderung für Händler-Hersteller-Beziehungen und für Finanzierungsmodelle der Zukunft besprachen Stefan Hutschinski vom Verein der Österreichischen VW Audi SEAT Skoda Betriebe, Michael Schwaiger von Santander und Dieter Althaus auf dem Podium. Volkswagen sei dabei, seine Händlerstrategien und sein Geschäftsmodell auf Digitalisierung, aber auch E-Mobilität vorzubereiten, sagte Hutschinski. Schwaiger stellte die hauptsächlich positiven Auswirkungen der Digitalisierung auf den Autohandel in den Vordergrund; vor allem bei den Prozessen würden Verbesserungen angestoßen.

 

Axel Berger, Vorstandsvorsitzender von CarGarantie, plädierte in seinem Referat „Das digitale Auto und die Folgen für den Fahrzeughandel“ dafür, dass man bei der aktuellen Diskussion rund um die Digitalisierung „die Kirche im Dorf lassen“ sollte, da „auch in Zukunft Geschäfte zwischen Menschen gemacht“ würden. Das Hauptproblem sei jedoch, dass die „Kundenbindung angesichts der steigenden Anonymisierung“ schwieriger werden wird. Vor allem in Bezug auf autonom fahrende Autos und dem medial gehypten Elektroauto-Boom sei auch die politische Diskussion „nicht immer erbaulich“. Berger sieht hier die Gesellschaft in einem „postfaktischen Zeitalter“ angekommen, da es vor allem um die emotionale Aufarbeitung von Themen gehe. Dabei seien bei den beiden Fahrzeugtypen – trotz aller augenscheinlicher Vorteile – vor allem im rechtlichen Bereich noch viele Punkte ungelöst. Berger sprach dabei von unklaren Haftungen bei Unfällen („Wer haftet wenn eine autonome, nicht konnektierbare Wildsau ins Auto rennt?“) und Strafzetteln, wenn etwa das selbstfahrende Auto die Höchstgeschwindigkeit übertritt. Ebenso ungelöst seien Fragen zum Werkstätten-Routing dieser autonomen Fahrzeuge, da nicht definiert sei, in welche Betriebe diese Fahrzeuge zur Reparatur und Service geleitet werden.

 

 Bedeutet der Dongle das Aus für die freie Werkstatt? Zu dieser Frage nahm Frank Schröder, Vorstandsvorsitzender WM Trost, Stellung. Er habe keine Zweifel, dass der Einsatz des Dongles etwas verändern werde, allerdings waren neue Herausforderungen immer ein Thema, seien bis dato aber auch immer bewältigbar gewesen. Wichtig sei, das Massenmobilität leistbar bleibe, was angesichts der immer stärker wachsenden High-Tech-Komponenten in Fahrzeugen eine Herausforderung darstelle. Weiters betonte Schröder, dass der freie Markt auch in Österreich eine Reparaturklausel und damit Zugang zu Fahrzeugdaten brauche, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Darüber hinaus rechnet Schröder längerfristig mit einer Stagnation des Teilehandels im Internet: Dieser werde sich auf einem Niveau in der Höhe von 10 bis 15% des Gesamtmarktes einpendeln, weil der Internethandel mittlerweile ebenso kostenintensiv sei wie der stationäre Handel.

 

„Wir stehen am Beginn der nächsten Mobilitätsrevolution!“ erklärte Derrick Zechmair, Group President Germany des Zulieferers Valeo. Er betonte die Stellung von Valeo in Deutschland – nicht erst seit den Zukäufen von Peiker, Sferos, eines Joint Ventures mit Siemens und der kürzlichen Ankündigung des FTE-Kaufs – und erläuterte die Leistungen des Herstellers, der künftig auch Mobilität anbieten wird. Zechmair geht aber aufgrund der höheren Kosten von einer Teilung des Markts und parallele Entwicklungen – eine für private und die andere für Flottenbetreiber – aus. Im Nachrüstbereich bietet Valeo außer Komponenten auch Webinare für die zeitsparende Live-Weiterbildung an. Aufgrund der steigenden Ansprüche der Nutzer seien nachrüstbare Assistenzsysteme ein interessantes Geschäft für den Handel, meinte Valeo Deutschland-Chef Zechmair auf die – ganz praxisorientierte – Frage von Autohaus-Herausgeber Dkfm. Hannes Brachat.

 

Wie wird künstliche Intelligenz (AI, artificial intelligence) das Kaufverhalten der Konsumenten beeinflussen– diese Frage stellt Sylvia Dellantonio, Geschäftsführerin willhaben, in ihrem Vortrag „AI – Die neue Ära der Digitalisierung“. Denn kaum haben wir uns an die Wisch & Weg-Methoden unserer Smartphones und Tablets gewöhnt, wogt die nächste Welle von User Interfaces (Benutzeroberflächen) auf uns zu: Voice Control (Spracherkennung), Picture Recognition (Bilderkennung) oder Augmented Reality (erweiterte Realität) führen dazu , dass reale und künstliche Welt miteinander verschmelzen. Als Beispiel, wie dies im Autohandel aussehen kann, nennt Sylvia Dellantonio die Aussicht auf digitale Testfahrten oder digitale Schauräume und resümiert, dass all dies zweifellos das Kaufverhalten beeinflussen wird – wie, wird jedoch erst die Zukunft zeigen.

 

Der Athena-Preis 2017, der im Rahmen des 10. A&W-Tags in der Wiener Hofburg verliehen wurde, geht für Deutschland an den Kfz-Azubi Jan Nicklas Banning und für Österreich an die Klasse 4M der Berufsschule für Kraftfahrzeugtechnik in Wien. Während sich Banning seit frühester Jugend ehrenamtlich u.a. im Katastrophenschutz engagiert, ermöglichte es die Berufsschulklasse, einem schwer verunfallten Klassenkameraden durch großes Engagement, die Lehre abzuschließen. Der Preis für Jugendliche aus der Autobranche, die sich durch besonderes soziales Engagement ausgezeichnet hatten, wurde durch ZDK-Präsident Jürgen Karpinski und Bundesinnungsmeister Komm.-Rat Friedrich Nagl, übergeben.

 

Mag. Wilfried Weitgasser, Chief Digital Officer bei Porsche Austria widmete sich in seinem Vortrag dem Thema der „Disruption“ durch Digitalisierung. Digitalisierung ergänze und erweitere die Vertriebskanäle, Vernetzung sei die neue Kundennähe, formulierte Weitgasser. Der Volkswagen-Konzern trenne herkömmliche und die neuen, in der Allmobil GmbH gebündelten Geschäftsfelder strikt; diese neuen Geschäftsfelder seien selbst disruptiv. Als Beispiel nannte er die Plattform Mobidrome, aber auch die neue Marke Moon, unter der man in Zukunft Lade-Infrastruktur für E-Autos anbieten werde.