"Sportlich" muss kein Synonym für "unbequem" sein: Beim Ateca FR
trifft der praktische Nutzen eines SUV auf fesches Design und
gediegene Ausstattung.
Ich habe es ja schon bei unserer ersten Begegnung gewusst. Letztes
Jahr, an einem lauen Juniabend in der katalonischen Hauptstadt: Die
kristallscharfe Schulterlinie und die charakteristische Sickeüber
dem Schweller schreien so laut Superb, dass man es nur als Blinder
überhören kann. Vom typischen Seat-Design mit den beiden in der Mitte
auslaufenden Lichtkanten ist der Ateca ungefähr so weit weg wie die
spielerische Klasse des FK Mladá Boleslav vom fußballerischen Esprit
Barças. Bittedas aber nicht als Beschwerde aufzufassen -
länderübergreifende Kooperation ist ja Teil der Markentradition: Die
Sociedad Española de Automóviles de Turismo wuchs als Lizenznehmer
von Fiat, bevor sich Volkswagen die Marke schnappte. Seit der
Präsentation des Skoda Karoq liegt auch auf der Hand,woher diese
Ähnlichkeit kommt: Aus der Feder von Jozef Kaban, dem (mittlerweile
zu BMW abhanden gekommenen) Chefdesigner der tschechischen
Schwestermarke.
Neue Ausstattungslinie: Ateca FR
Im Portfolio der VW-Gruppe ist Seat bekanntlich für jene
Kundenwünsche zuständig, die ein gesteigertes Maß Fahrdynamik
beinhalten, jedoch ohne Banküberfall finanziert werden sollen. Die
FR-Variante fokussiert innerhalb der Ateca-Ausstattungen noch exakter
auf Sportsgeister, während sich die gleichpreisige
Xcellence-Ausstattung verstärkt aufKomfort, Eleganz und neueste
Technologien konzentriert. Mit ein bisschen mehr Wagenfarbe und
kleinen Spoilern sind die Karosseriemodifikationen ausgesprochen
dezent ausgefallen, was man durchaus als Hinweis darauf werten darf,
dass im Designstudio noch ein echter Kraftprotz wartet, der schon am
Parkplatz nach 300 PS aussehen wird.
Sportlichkeit schön und gut - um es mit der Anstrengung aber nicht zu
übertreiben, haben wir uns beim Testwagen für den neuen
Zweiliter-Turbobenziner mit 190 PS entschieden. Der ist nämlich
ausnahmslos an das formidable Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
gebunden, womit manuelle Schaltvorgänge der Vergangenheitangehören
(wo sie auch hingehören).
Tolles Cockpit, aber ...
Komfortable Sitzposition im feinen Alcantara-Gestühl, souveräne
Straßenlage, niedrige Fahrgeräusche, herzeigbarer Verbrauch nahe der
Normangabe, moderne Assistenzsysteme und Connectivity bis zum
Abwinken - es ist nicht einfach, Kritikpunkte zu finden. Das unten
abgeflachte und dergestalt Sportlichkeit suggerierende Lenkrad hätte
es im (sonstergonomisch einwandfreien!) Cockpit aber nicht
gebraucht. Schließlich bietet der geräumige Innenraum des Ateca
selbst für Großgewachsene genug Platz, sodass es auf die paar
Zentimeter wirklich nicht ankommt. Wer beim Einbiegen das Lenkrad
hingegen durch die Finger rutschen lässt, ärgert sich bei jeder
Kreuzung darüber.
Große Freude macht im Alltag der Stauassistent - bis 60 km/h folgt
der Ateca seinem Vordermann, bremst bis zum Stillstand ab und
beschleunigt wieder. Nur lenken muss man noch selber, denn der
Spurhalteassistent wird erst bei 65 km/h aktiv. Er erkennt die
fahrstreifenbegrenzenden Bodenmarkierungen undlenkt sanft einem
unbeabsichtigtem Spurwechsel entgegen, beschwert sich aber bei
freihändigem Fahren empört über die ihm auferlegte Verantwortung, die
er aus rechtlichen Gründen nicht akzeptieren darf.
Wem in der umfassenden Serienausstattung noch etwas abgeht (beheizte
Windschutzscheibe, Anhängerkupplung, Heckklappenbetätigung per
Fußwackelei, ...), der wird gewiss in der Auspreisliste fündig. Auf
die adaptive Fahrwerkregelung DCC und die progressiv übersetzte
Lenkung würden wir beispielsweise nur ungern verzichten. Was wir im
Online-Konfigurator jedoch nicht gefunden haben, istdas
Raucherzubehör. Wenn man nämlich so wie der Autor dieser Zeilen im
herbstlichen Licht-Schatten-Wechsel des Alpenvorlandes einen gröberen
Stein auf der Fahrbahn übersieht und das Felgenhorn lädiert, wäre es
durchaus angebracht, sich bei der Rückgabe des mit dem Notrad
bestückten Testwagens eine Handvoll Asche aufs Haupt zu streuen ...
SEAT Ateca FR 2.0 TSI DSG 4Drive
Hubraum | Zylinder 1984 cm3 | 4
Leistung 190 PS (140 kW) bei 4200/min
Drehmoment 320 Nm bei 1450–4200/min
0–100 km/h | Vmax 7,9 s | 212 km/h
Getriebe 7-Gang aut.
Ø-Verbrauch | CO2 7,0 l Super | 159 g/km (EU6)
Länge/Breite/Höhe 4363/1841/1611 mm
Leergewicht 1536 kg
Kofferraum 485–1.579 l
Zuladung keine Angabe
Anhängelast 2.000 kg
Basispreis | NoVA 35.890€ | 14 %
Das gefällt uns: das rundum stimmige Wohlfühlpaket
Das vermissen wir: ein rundes Lenkrad
Die Alternativen: vom Hyundai Kona bis zum Mazda CX-5
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