Der Kombi ist bekannt - um nicht zu sagen: verrufen - als Statussymbol des heimischen Familienvaters. Dabei gleichen Fahrzeug und Fahrer einander oft: praktisch veranlagt, zum Passiven neigender Sportsgeist, all das in einem leicht barocken Körper steckend. Der Fahrer eines Mazda6 Sport Combi allerdings muss sich überdurchschnittlich fit halten, will er mit seinem drahtig bis muskulös wirkenden Vehikel mithalten. Denn dem Mazda mangelt es weder im Auf- noch im Antritt an Dynamik. Die Silhouette wirkt kraftvoll, der von uns gefahrene175-PS-Diesel in Spitzenausstattung Revolution Top löst dieses Versprechen im Alltagsgeschäft souverän ein.

Kodo, Jinba-ittai, Domo arigato

KeineÜberraschung: Wer die letzten Mazda-Generationen kennt, hat "Kodo - die Seele der Bewegung" längst schätzen gelernt. Was nach kruder Verbiegung fernöstlicher Philosophien zu Marketingzwecken klingt, resultiert in einem eigenständigen Design, das zwischen Gefälligkeit und Spannung perfekt ausbalanciert wirkt. Und Eigenständigkeit ist im Einheitsbrei des heutigen Straßenbildes eine ganz, ganz harte Währung. Nicht hart, aber sportlich straff empfangen den Fahrer die schwarzen Ledersitze - für die wir umso dankbarer sind, da es sie auch in Weiß gibt. Cockpit und Mittelkonsole sind perfekt am Fahrer orientiert, der sich die nötigen Bedienungsschritte dank logisch angeordneter Knöpfe und Schalter rasch einprägt. Auch dafür hält der Hersteller mit dem Begriff Jinba-Ittai ("Verschmelzung" zwischen Fahrer und Auto) einen an fernöstlichen Kampfsport erinnernden Ausdruck parat. Domo arigato an die Nachkommen von Matsuda-San.

Für Wald und Winter gerüstet

Die Komplettierung des schicken Lastenträgers mit Allradantrieb ist ausdrücklich empfehlenswert. Zum Glück (Anm. d. Autors) haben die Designer in Fushu dem Zeitgeist widerstanden und auf die derzeit trendigen Plastik-Beplankungen nebst Höherlegung verzichtet. Das Einbiegen in den Waldweg erfordert somit zwar etwas Vorsicht, aber das Auge fährt schließlich mit - und zwar gern, besonders im Fall unseres Testwagens in der prächtigen Sonderfarbe Soul-Rot mit den schönen 19-Zoll-Rädern. Da will man das Dreckigmachen ohnehin lieber bleibenlassen. Gründe für den AWD gibt es auch abseits des Offroad-Einsatzes genug, und sei es nur, dass der nächste Winter bestimmt kommt.

Schneller wedeln

Das ganze Jahrüber ausgezeichnet zu gebrauchen sind angesichts des kräftigen Vierzylinderdiesels die gut zupackenden und dosierbaren Bremsen. Die sind ebenso großes Kung-Fu wie das so genannte G-Vectoring Control System (GVC). Dabei wirkt ein Computer dergestalt auf die Motorsteuerung ein, dass die Belastung der einzelnen Räder auf die jeweilige Fahrsituation hin optimiert wird. Beim Einlenken in die Kurve kommt so mehr Last aufs kurvenäußere Vorderrad, was für eine präzisere Linie ohne zusätzlichen Eingriff durch den Fahrer sorgt. Behauptet wird, dass Mazda-Modelle mit GVC im ISO-Ausweichtest um fünf km/h schneller um die Pylonen wedeln als ohne. Wie bei allen gut funktionierenden Assistenzsystemen merkt man davon bei normaler Fahrt nicht viel. Mag sein, dass - wie behauptet - der Fahrer länger munter bleibt, wenn er am Lenkrad weniger korrigieren muss: An sich bedarf es bei einem Auto dieser Größe und Ausstattung keiner Erwähnung, dass man auch nach langer Fahrt relaxed aussteigt. Man konstatiert präzise Kurvenfahrt und überlegt oft ein Re-Investment des subjektiv hohen Sicherheitsgefühls in schnelleres Vorwärtskommen. Was dann jeder für sich selbst entscheiden muss.

Mazda 6 Sport Combi CD175 AWD Revolution Top

Hubraum | Zylinder 2.191 cm3 | 4

Leistung 175 PS (129 kW)

Drehmoment 420 Nm bei 2.000/min

0–100 km/h | Vmax 9,1 s | 201 km/h

Getriebe 6-Gang Aut.

Ø-Verbrauch | CO2 5,4 l Diesel | 143 g/km (EU6)

Länge/Breite/Höhe 4.805/1.840/1.475 mm

Leergewicht 1.490 kg

Kofferraum 522–1.648 l

Nutzlast 660 kg

Anhängelast 730 kg (ungebremst)

Basispreis | NoVA 44.090€ (exkl.) | 11 %

Das gefällt uns: das aufregende Soul-Rot

Das vermissen wir nicht: Plastikbeplankungenà la mode

Die Alternativen: Audi A4 avant, Kia Optima SW GT