Autofahren ist teuer, hierzulande aber noch ziemlich günstig
Beim jährlichen Bierkonsum liegen wir Österreicher auf Platz 2 (103
Liter pro Person), im Fußball sind wir heute trotz einer
zwischenzeitlichen Aufstiegsphase im besten Fall trotzdem nur
Durchschnitt (aktuell liegen wir auf dem 57. Weltranglistenplatz) und
beim weltweiten Universitäten-Ranking dümpeln wir seit Jahren auf den
Plätzen 150+ dahin ... Doch beim Raunzen sind wir echte Weltmeister -
und empören uns bevorzugt über die hohen Kosten fürs Autofahren. Das
mag in Ansätzen stimmen - kaum ein anderes Land hebt etwa eine
vergleichbare Fantasiesteuer wie die Normverbrauchsabgabe ein -, ist
in anderen Aspekten aber kompletter Schwachsinn. Wer sich etwa über
die "teure" Autobahnmaut und die "unverschämte" Asfinag beschwert,
dem sei mal ein Roadtrip in den Süden von Italien nahegelegt. Von der
Grenze knapp hinter Villach bis ins barocke Vieste, das auf der
anderen Seite des Stiefelsin etwa auf der Höhe von Neapel liegt,
löhnt man nämlich wohlfeile 65 Euro. One-way versteht sich. Wer den
Salento, also den Stiefelabsatz, dann noch mitnimmt und einen
Schwenker nach Pompeij macht, kann nochmals mit 35 Euro rechnen.
Ebenfalls One-way, versteht sich. Summa summarum kommen da inentspannten zweieinhalb Wochen saftige 160 Euro an
Straßenbenutzungsgebühren zusammen, was in Österreich knapp dem
Flatrate-Tarif für zwei Jahre entspricht. Ganz abgesehen davon ist
Österreich bei den Spritpreisen ein Land der Seligen: Während
hierzulande ab einem Dieselpreis von 1,20 Euro einkollektives Raunen
durch die Alpenrepublik zieht, scheinen sich die Italiener selbst von
Literpreisen jenseits der 1,70 Euro - oder 1,82 Euro, wenn man den
Tankwart an der Autobahnraststation vollmachen lässt -, nicht
wirklich aus der Fassung bringen zu lassen. Zugegeben, da zieht es
einem schon das Börserl zusammen bei den Preisen. Auf der anderen
Seite braucht man nirgends auch nur 50 Cents für die Benützung der
durchwegs sauberen Toilettenanlagen zu bezahlen und der Espresso
kostet nirgendwo mehr als einen Euro. Und den kann man im Gegensatz
zu dem Gschloder, das einem die Tankstellen-Baristas entlang der
heimischen Autobahnen vorsetzen, auch tatsächlich genießen.
Pascal Sperger
Chefredakteur