Aus manchem Blickwinkel wirkt der Mercedes GLS vielleicht nicht mehr
ganz zeitgemäß, von seiner Faszination hat das große SUV aus
Stuttgart aber nichts verloren, erst recht, wenn der Beiname "500"
den bulligen Achtzylinder-Benziner unter der Haube verrät.
Was bereits auf den Bildern durchaus stattlich wirkt, ist in natura
eine echt riesige Erscheinung. Die Rede ist vom Mercedes GLS, dem
größten SUV der Marke mit dem Stern. Eine fahrende Festung trifft es
wohl ganz gut. Der vielerorts freilich die Daseinsberechtigung
abgesprochen wird. Und ja, man kann es drehen und wenden wie man
will, großvolumige Motoren gehören in Zeiten wie diesen langsam, aber
sicher der Vergangenheit an. Der Achtzylinder des GLS 500 stemmt 455
PS aus 4,7 Liter Hubraum. Daten, die sich wohl nicht nur Autofreaks
auf der Zunge zergehen lassen werden. Nicht mehr ganz so junge
Semester können sich sicher noch an heiße Autoquartett-Schlachten in
den 80ern erinnern, damals wäre der Über-Mercedes ein echter Trumpf
gewesen. Und heute? Nun, der Faszination eines solchen Autos kann man
sich auch heute nur schwer entziehen, zumindest dann, wenn man
zumindest ein bisschen Benzin im Blut hat. Während man bei anderen
Mercedes-Modellen schon längst nicht mehr den Hubraum von der
Typenbezeichnung ablesen kann - gleiches gilt im übrigen auch zum
Beispiel für BMW - weiß man beim GLS 500 zumindest ansatzweise noch,
was unter der Haube steckt.
Nach 5,3 Sekunden sind die 2,5 tonnen 100 km/h schnell
Wer den Startknopf drückt, wird von einer echten Soundkulisse
begrüßt, künstliche Eingriffe hat dieses Triebwerk nicht nötig. Wer
mit so dicker Hose zum Dienst antritt, der kann auch auf eine
Turbo-oder Kompressoraufladung verzichten, Hubraum sei Dank. Das
Leergewicht von satten 2,5 Tonnen verwundert ob des wuchtigen
Erscheinungsbildes nicht wirklich. Überraschender ist da schon die
Vehemenz, mit der die Fuhre anschiebt und zwar vom ersten Meter weg.
Nach nur 5,3 Sekunden zeigt der Tacho 100 km/h an, beeindruckend.
Dass das kein Sportwagen ist, wird freilich spätestens bei der ersten
Kurve deutlich, der Physik können auch die Ingenieure in Sindelfingen
kein Schnippchen schlagen. Zumindest haben sie sich aber an die
Grenzen herangetastet, denn die Verzögerung steht der Beschleunigung
um nichts nach, Chapeau! Das Fahrgefühl ist dank Luftfederung über
alle Zweifel erhaben, trotz Volumen und Gewicht kann sich der GLS
auch im Gelände behaupten. Auf Knopfdruck wird die Bodenfreiheit
spür- und sichtbar erweitert, wenn"s wirklich ernst wird, steht auch
ein Untersetzungsgetriebe zur Verfügung. Wobei vermutlich ohnedies
nur die wenigsten Besitzer in die Verlegenheit kommen, auch nur eins
der beidenFeatures je zu benutzen. Der Verbrauch - Sie ahnen es
bereits - ist bei diesem Brummer natürlich nicht ohne, 10,9 Liter
lautet der Normverbrauch, in der Praxis bewegt man sich zwischen 13
und 16 Liter.
Saurier oder Lustobjekt?
Viele der großen SUV vom Schlag eines Porsche Cayenne, Audi Q7,
Mercedes GLS und Co werden ja genau genommen nicht artgerecht
gehalten, denn in der noblen Vorstadt braucht es weder die Größe noch
die Leistung oder die Offroadfähigkeiten, um den Nachwuchs in Schule
oder Kindergarten zu bringen. Aber gehen wirdavon aus, dass das
nicht der einzige Einsatzzweck dieser Fahrzeuggattung ist. Denn
schließlich ist der GLS 500 auch ein perfektes Reiseauto. Der
Achtzylinder säuselt knapp über Leerlaufdrehzahl dahin, bis zu sieben
Personen genießen die erhöhte Aussicht und einen Komfort, der jenem
der S-Klasse um kaum etwas nachsteht, wenngleich man an einigen
Details merkt, dass der GLS auch schon einige Jahre am Buckel hat.
Doch das hat etwa die legendäre G-Klasse auch nie gebremst, im
Gegenteil. Während anderswo viele Funktionen nur noch per Touch- oder
Gestensteuerung nutzbar sind, gibt"s im GLSweiterhin echte Knöpfe
und Drehregler und auch die Armaturen sind mit echten Zeigern
bestückt. Was für die einen altmodisch ist, erfreut die anderen. Und
so weiß das ganze Auto zu polarisieren. Ob der GLS 500 nun ein
Saurier ist, den man verbannen sollte, oder ein äußerst
begehrenswertes Fahrzeug, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Fakt ist, dass Interessenten eine schöne Stange Geld zum
Mercedes-Händler schleppen müssen, denn unter 126.390 Euro tut sich
nämlich gar nichts. Ausstaffiert mit dem ein oder anderen Extra
passiert man auch die 150.000er-Grenze in Windeseile, dieSkala ist
nach oben nahezu offen ...
Mercedes GLS 500 4MATIC
Hubraum | Zylinder 4.663 cm3 | 8
Leistung 455 PS (335 kW)
Drehmoment 700 Nm bei 1.800–4.000/min
0–100 km/h | Vmax 5,3 s | 250 km/h
Getriebe 9-Gang aut.
Ø-Verbrauch | CO2 10,9 l Super | 255 g/km (EU6)
Länge/Breite/Höhe 5.130/1.934/1.850 mm
Leergewicht 2.445 kg
Kofferraum 680–2.300 l
Zuladung 805 kg
Anhängelast 3.500 kg
Basispreis | NoVA 126.390€ (inkl.) | 32 %
Das gefällt uns: Power, Ambiente, Platzangebot
Das vermissen wir: einen eigenen Offroad-Park
Die Alternativen: Audi Q7, Range Rover