Veredelt lautet das Stichwort. Und das beschreibtüberaus treffend
die Verbesserungen, die der Allrad- und Offroad-Spezialist Seikel den
VW Nutzfahrzeugen angedeihen lässt.
Sechs Mal vier mal vier: Heute wechseln wir die Autos im Stundentakt,
denn der Volkswagen-Nutzfahrzeug-Premium-Partner und
Offroad-Spezialist Seikel hat uns exklusiv in den Constantia Forst
nach Wächtersbach bei Frankfurt eingeladen, um das komplette
Firmenportfolio kennenzulernen. Und das ist umso erfreulicher, weil
Volkswagen Nutzfahrzeuge die langjährige Zusammenarbeit mit Seikel
nun auch in Österreich einer breiteren Kundenschicht bekannt machen
und die von Seikel umgebauten Caddy, Amarok, T6 und Crafter verstärkt
anpreisen möchte. Das ist insofern eine besonders gute Idee, weil
beispielsweise einer der stärksten Konkurrenten im Bereich der
leichten Nutzfahrzeuge, Mercedes-Benz, mit seinem
Haus-und-Hof-Allrad-Spezialisten Oberaigner seit Jahren
öffentlichkeitswirksam eine Partnerschaft pflegt und diese auch
dementsprechend bekannt ist. Und da muss man irgendwie dagegen halten
...
Name mit Klang
In Deutschland ist Seikel jedenfalls bereits eine bekannte Marke,
deren Allrad-Umbauten mit höchster handwerklicher Präzision, hoher
Ingenieurskunst, fairen Preisen und mit maximaler Geländekompetenz
ihre Fangemeinde geschaffen hat. Und das nicht erst seit gestern,
existiert das Unternehmen doch bereits seit dem Jahr 1949. Unter der
Führung des Gründers Josef-Berthold Seikel widmete man sich zwar
zunächst dem Vertrieb und der Reparatur von NSU-Fahrrädern und
Motorrädern, schwenkte mit dem Verkauf von NSU an Audi aber bald auf
vier Räder um und festigte sich in der Gegend den Ruf als VW- und
Audi-Spezialist. Mit 19 Jahren, nach der Kfz-Lehre bei Mercedes,
stieg dann auch der Sohn, Peter Seikel, in das Unternehmen ein -
drehte die Firma mit Erfahrungen aus dem Motorsport (u. a. bei der
Rallye Dakar und dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans) und einem Gespür
für die Anforderungen des Markts in Richtung Allrad und führt es so
bis heute. Dabei ist in seinem Schaffen eindeutigein roter Faden zu
erkennen: Die Fahrwerk-, Getriebe- und Schutzteile sollten besser als
jene der Konkurrenz sein. Die dafür nötige Leidenschaft glüht nach
wie vor im 60-jährigen Deutschen und wird vor allem dann spürbar,
wenn er durch die Werkstatt- und Lagerhallen in der beschaulichen
StadtFreigericht führt. Keine Manschette, kein Luftansaugschlauch,
kein Schnorchel, keine Schutzplatte für Motor, Getriebe, Tank oder
Achsen, zu der Seikel keine Anekdote auf Lager hätte und in deren
launige Erzählung er selbst sperrigste technische Details
unterhaltsam zu vermitteln weiß. Ganz klar, hier glüht das Herz für
den Allradantrieb und die Fortbewegung auf unbefestigten Wegen. Und
dies insbesondere in Volkswagen-Modellen. So beschleunigte Seikel
etwa durch eigene Entwicklungen die Marktreife des Volkswagen LT 4x4
und des T3 Syncro und war maßgeblich an den steigenden Verkaufszahlen
von geländetauglichen Fahrwerken für den T3 sowie dem T4 beteiligt.
Die Partnerschaft zwischen dem Hersteller und dem Spezialisten wuchs
über die Jahre jedenfalls stetig - war aber nicht immer nur
harmonisch, wie Seikel erzählt. Man sei sich in gewissen Ansichten
bei Preis-Leistung und Co nicht immer ganz einig gewesen -und
dreinreden hätte er sich sowieso nie lassen. Wahrscheinlich war es
aber genau diese Standfestigkeit und qualitätsbesessene Sturheit, die
2003 darin mündete, dass die Seikel GmbH zum offiziellen Lieferanten
von Volkswagen aufstieg und sich seither ausschließlich der
Entwicklung und dem Vertrieb von Offroad-Komponenten für Volkswagen
Nutzfahrzeugen widmet.
Caddy: Besser als das Original
Kurz gesagt: Das aktuelle Seikel-Produktportfolio ist das Abbild der
Fahrzeugpalette von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Mit dem Unterschied,
dass die Fahrzeuge vieles einen Deut besser können. Doch beginnen wir
der Reihe nach, zunächst entern wir einen VW Caddy mit Allradantrieb,
dem Seikel einen massiven Unterfahrschutz, Offroad-Reifen, neue
Dämpfer, einen kurzen ersten Gang und eine Fahrwerkhöherlegung um
rund fünf Zentimeter spendiert hat. Das Ergebnis ist verblüffend: DerCaddy taugt damit nicht nur für die Befahrung von derbstens
ausgefahrenen Waldwegen, sondern macht auch auf asphaltieren Straßen
mit einem spürbar erhöhten Fahrkomfort nachhaltig Eindruck.
Weiterer Vorteil: Trotz der Umbauten bleibt die Zuladungsgrenze des
kleinen Personentransporters fast zur Gänze erhalten, was für eine
hohe Alltagstauglichkeit spricht. Das gleiche gilt im übrigen auch
für die Kastenwagen-Version, was vor allem Handwerker freuen wird,
die ihr Werkzeug häufig an entlegene Baustellen transportieren
müssen. Und weil wir hier im Umland des Finanzstandortes Frankfurt
unterwegs sind, wundert man sich dann doch etwas über den
bodenständigen Preis, den Seikel dafür ausruft: Knapp 2.500 Euro
(exkl. MwSt) teuer ist der Umbau inklusive aller Teile und
Mannstunden, der den Caddy in puncto Geländegängigkeit gegenüber der
Serienversion drei Stufen weiter höher stellt. Und das ist wahrlich
alles andere als unverschämt!
Eine Sache der Extreme
In die gleiche Kerbe wie der Caddy schlägt auch der größere T6, der
mit ähnlichen Modifikationen quasi als Offroad-Light-Version
angeboten wird, aber von Seikel auf Kundenwunsch auch mit einer
mechanischen Hinterachsdifferenzialsperre, Seilwinde, Schnorchel oder
mit Portalachsen ausgerüstet wird und dadurch zur echten
Offroad-Kampfsau mutiert. Apropos Kampfsau: Das derzeitige
Offroad-Non-Plus-Ultra der Freigerichter Spezialisten stellt nach wie
der T5-"Extreme"-Umbau dar, der in Deutschland bereits mehrmals
Leserwahlen zum "Geländewagen des Jahres" in der Kategorie
Sonderfahrzeuge gewinnen konnte. Mit Portalachsen mit permanenter
Untersetzung (1:1,5), 17-Zoll-MT-Offroadreifen, einem Schnorchel zur
Motorbeatmung bei tiefen Wasserdurchfahrten, einer
Fahrwerkhöherlegung um zwei Handvoll Zentimeter, Schutzplatten für
Motor und Getriebe, Tank, Schalldämpfer und Hinterachsdifferenzial
sowie einer massiven Schwellerleiste und lichtstarken
LED-Zusatzscheinwerfern ist der T5 Extreme von Seikel dank seinem
kurzen Radstand und dem permanenten Allradantrieb ein Auto für die
Zeit nach der Apokalypse - oder heute einfach perfekt für die
wirklich harten Einsätze im Gelände, wo selbst potente
Offroadfahrzeuge von der Stange längst an ihre Grenzen gestoßen
wären.
Experimenten nicht abgeneigt
Klarerweise nimmt sich Seikel auch den neuen Crafter sowie den Amarok
zur Brust und baut die beiden Modellen - je nach Intensität des
gewünschten Offroad-Umbaus - zu echten Renntransportern um. Dass
Seikel in all den Jahren jedoch niemals den Spaß an der Sache
verloren hat und Experimenten nicht abgeneigt ist, zeigt der um fünf
Zentimeter tiefergelegte (!) und mit einem Sportfahrwerk erster Güte
ausgerüstete Amarok 4motion-Sport. Was zunächst klingt wie ein
schlechter Witz, offenbart sich hinterm Steuer als ganz großes
Action-Kino. Schon die Beschleunigung des 224 PS starken
V6-Dieselmotors sorgt für breites Grinsen, wirklich baff ist man
jedoch nach den ersten Kurven: Der Amarok pickt in dieser
Konfigurationnämlich sprichwörtlich am Asphalt und liegt in den
Kurven wegen des niedrigeren Schwerpunkts und des steiferen Fahrwerks
wie ein Brett. Bei jedem Einlenken, Beschleunigen und Abbremsen
blickt man ungläubig auf Tacho, Drehzahlmesser und aus dem Fenster,
nicht in einem Deut fühlt sich dieser Ladeflächen-Sportler an wie ein
Nutzfahrzeug. Mit einem Wort: ganz großes Kino! Und weil Seikel
längst an neuen Projekten wie etwa einer Hardcore-Version des neuen
Crafters arbeitet, darf man sich auch in Zukunft viel von den
Freigerichtern erwarten ... «