4wd - Allrad, Outdoor, Abenteuer war als einzigesösterreichisches
Medium dabei, als Goodyear einen Blick in seine
Hightech-Reifen-Alchemistenküche in Luxemburg gewährte. 4x4 und SUV
sind die wichtigsten Wachstumssegmente für den Konzern.
Man könnte es ja am Beispiel BMW begreifen: Im Jahr 2000 hatte der
bayerische Premiumhersteller sechs Modellreihen. Davon war einer ein
Geländewagen, der gerade eingeführte X5. Heute sind es 22, wenn man
Schrägheck-GTs und die Gran Coupés der Baureihen jeweils extra zählt.
Fünf sind Geländewagen,der X1 sowie X3 bis X6. Der sechste X, der
Zweier, kommt heuer noch. Die Geländewagen sind für ein Drittel des
Absatzes zuständig. In Österreich ist sogar fast jeder zweite BMW ein
X. Bei den anderen Marken ist das Bild ähnlich. Allradler boomen. Und
wie. Kein Segment dürfte in den kommendenJahren stärker zulegen. Und
es soll auch vorkommen, dass die schmucken SUV auch ins Gelände
einfahren, das anspruchsvoller ist als Gehsteigkante rauf-runter.
Begreifbar ist also, dass die Reifenindustrie sich hier ins Zeug
legt. Der Reifenmarkt in Europa wächst im Jahr so zwei Prozent (ohne
Erstausrüstungen). Der SUV-und 4x4-Reifenmarkt: um das Fünffache. Und
es geht um 17-Zöller und größer. Die SUVund 4x4-Gemeinde ist
bekanntlich fähig und bereit, für die Gummis Geld auszugeben.
Im Herzen von Goodyear-Country
Die Goodyear Rubber&Tires Company hat deswegen unlängst eine
Handvoll Journalisten in ihr größtes europäisches Forschungs- und
Innovationszentrum in Colmar-Berg in Luxemburg eingeladen, um ein
paar nicht alltägliche Insights zu gewähren und um den Riesenaufwand
hinter der Entwicklung neuer Geländereifen zu begreifen. Als einziges
österreichisches Medium war 4wd dabei. Im Goodyear Innovation Center
Luxemburg (GIC*L) arbeiten mehr als 1.000 Techniker, Ingenieure und
Wissenschafter, sie stammen aus 40 verschiedenen Ländern. "Wir sind
im Herzen von Goodyear-Country", erklärte Herman Vereecken, Sprecher
des GIC*L. Hier werden Reifenprofile für Showcars gezeichnet,
Kevlar-Nylon-Verstärkungen und immer tragfähigere Karkassen erfunden,
neue Gummimischungen zusammengerührt, Abrollgeräusche und Vibrationen
vermessen, Prototypen auf heiß laufenden Dauertestmaschinen im Keller
binnen Minuten in Fetzen zerschlissen oder in ein paar Runden auf
hauseigenen Teststrecken zerschunden. "Nur Farben sind für Reifen
nach wie vor ein Problem", sagte uns ein Chemiker. Der Ruß sei eben
wesentlicher Teil der Gummimischung. "Macht nichts", erwiderten die
anwesenden Offroader, "im Gelände sind alle Reifen braun".
Das richtige "Grooving"
Die Fahrzeug-Specs von 4x4-Fahrzeugen und SUV unterscheiden sich
bekanntlich - hier Starrachse, da Einzelradaufhängung, hier manuelle
Differenzialsperren und Untersetzungen, da automatischer AWD und
Bergabfahrprogramme. Dementsprechend die Anforderungen an die Reifen,
belehren uns die Goodyear-Leute: Die Reifenprofile bei 4x4-Reifen
müssen das richtige "Grooving" haben, also Rillenverläufe, die Wasser
undSchlamm durch die Umdrehungen rausschleudern. Self cleaning
capabilities nennen das Auskenner. 4x4-Reifen müssen aggressivere
Blockmuster haben, um sich besser in den Untergrund verbeißen zu
können, auch die Kerben in den Schultern sind tiefer. Bei SUV-Reifen
sind die Schulter-Blöcke länger, umkürzere Bremswege auf trockenen
Straßen zu erzielen, und die Auflageflächen sind generell größer,
klarerweise, um besseres Handling auch bei Highspeed zu ermöglichen.
Auch die Karkasse, also der Unterbau, ist unterschiedlich: hier
Robustheit für höheres Fahrzeuggewicht, da etwa speziell designte
Reifenwulste für mehr Lenkpräzision.
Für 4x4-Reifen entwickelt Goodyear spezielle Kevlarverstärkte
Schichten. Den Satz "Ja, das Material, das auch für schusssichere
Westen verwendet wird", haben wir oft gehört. Um seitlich resistent
gegen spitze Steine zu werden, verstärkt Goodyear die ernsthaften
Geländereifen mit seiner Durawall-Technologie, weltweit x-fach
getestet bei Felskraxel-Events.
Mit Kevlar und verstärkten Seitenwänden
Mit beidem erweitert Goodyear jetzt auch sein Geländereifen-Angebot
mit dem Wrangler All-Terrain Adventure. Diesen neuen Goodyear-Reifen
für On- und Offroad-Einsätze haben wir auch nach dem Exkurs in die
Hightech-Alchimistenküche des Reifenherstellers ausgiebig drei
Stunden östlich von Luxemburg entfernt getestet. Es ging nach
Wülfrath bei Düsseldorf zum Land-Rover-Experience- Center. Ergebnis:
Nicht im Schlamm steckengeblieben, 110-Prozent-Steigungen gemeistert
und self cleaning capacities anerkennend registriert. Wie sagten die
Goodyear-Spezialisten vor der Ausfahrt?"Offroad, grip is everything."
Das haben wir begriffen.