Die Elektromobilität ist in den Autohäusern angekommen - mit einiger
Verspätung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Elektromechaniker
Ferdinand Porsche bereits 1896 seinen Radnabenmotor zum Patent
angemeldet hat.
Auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 machte der elektrische
Lohner-Porsche Furore: Es ist daher höchste Eisenbahn, dass sich die
Kfz-Techniker und -Händler den Kopf zerbrechen, wie sich mit der
E-Mobilität zusätzliche Geschäfte generieren lassen.
Porsches alte Argumente für den elektrischen Antrieb gelten auch
heute noch: viel Fahrspaß, wenig Lärm und ein hoher Wirkungsgrad der
Elektromotoren, die gleichzeitig wartungs-und verschleißarm sind.
Wobei die Autofahrer bei derzeit niedrigen Strompreisen zusätzlich
dem Preisdiktat der Ölkonzerne ein Schnippchen schlagen können. Die
Krux der E-Mobilität ist jedoch wie vor 100 Jahren eine zu geringe
Ladeinfrastruktur. Und die Frage, wie weit bei steigender E-Mobilität
und dem dadurch erhöhten Stromverbrauch die Strompreise nach oben
klettern werden.
Wer macht das Zusatzgeschäft?
Wie Andreas Scharf, Marketingleiter bei Schrack, darlegt, sind die
Geschäftsfelder in puncto Stromtankstellen bereits weitestgehend
abgesteckt. Bei größeren Anlagen sind die jeweiligen Energieversorger
(EVUs) bzw. zum Teil auch Payment-Betreiber die treibenden Kräfte.
Der ganze private Bereich wird aus heutiger Sicht allerdings den
örtlichen Elektromechanikern überlassen bleiben. Das betrifft nicht
nur die Heimanwendungen von Einfamilienhäusern, sondern etwa auch den
Außenbereich bei Tankstellen, die zusätzlich mit elektrischen
Zapfsäulen bestückt werden. Oder etwa die Parkplätze von Hotels,
Raststationen und Kaufhäusern, bei denen es Strom zu kaufengeben
wird. Auch Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder, Golf-oder
Tennisplätze werden plötzlich mit Stromverkauf ein zusätzliches
Geschäft machen.
Wo können nun die Autohäuser bei dieser neuen Infrastruktur
mitmischen? Da sollten Kfz-und Elektrounternehmer stärker Hand in
Hand zusammen arbeiten. Die Autohändler haben die Kunden, deren Autos
künftig statt Benzin oder Diesel Strom brauchen, denen gezeigt werden
muss, wie sie am billigsten zu diesem Strom kommen. Und die
Elektrotechniker haben das Wissen rund um erneuerbare Energien,
Photovoltaik und Speicher - jene Technik, mit dem die
Elektromobilität künftig punkten wird. Das betrifft schon die
Kommunikation bzw. Argumentation, warum man zum Laden eines E-Autos
eine Stromtankstelle braucht und nicht die Schukosteckdose verwendet.
"Da geht es über das Thema Energiemanagement, wo die Steigerung des
Eigenverbrauchs im Mittelpunkt steht, bis hin zu den langsam
aufkommenden Speicherlösungen, die sich jetzt dort befinden, wo die
Elektromobilität vor 3 bis 4 Jahren war", umreißt Scharf die
Bandbreite einer künftigen Zusammenarbeit dieser bisher getrennten
Geschäftsfelder. Der Autoverkäufer muss den Kunden genau kennen, um
die beste Stromlösung anbieten zu können. Hand in Hand mit dem
Elektrotechniker, der nicht nur den Strombedarf des Autos, sondern
den gesamten Energiebedarf dieses Kunden im Auge hat.
Komplette Energiekonzepte anbieten
Die Beratung beginnt schon damit, dass nicht jede Ladestation für
jedes E-Fahrzeug gleich geeignet ist. "Die Autohändler müssen lernen,
E-Autos zu verkaufen. Denn das funktioniert anders als bei
konventionellen Antrieben. Der Autoverkäufer braucht mehr
elektrotechnisches Wissen in Bezug auf Ladeinfrastruktur,
Schutzmaßnahmen etc.", ist Scharf überzeugt. Überdies sollte er den
gesamten Strombedarf des Kunden und dessen Bezugsmöglichkeiten im
Auge behalten. Aus dieser Sicht hat eine Kooperation von
Elektrotechnikern und Autohändlern viel Potenzial: "Quasi als
Beratungsbrücke zum Stromkunden, da würden beide Seiten profitieren",
können bei entsprechender Beratung beim E-Autokauf viele Autofahrer
letztlich selbst zu autonomen Stromversorgern werden. "Damit wird er
künftig unabhängig von den EVUs und den Ölkonzernen", sagt Scharf.
Für ihn ist das ein Argument, mit dem schon derzeit E-Autos schneller
zu verkaufen sind.
Es geht somit nicht um die Installation simpler Ladestationen,
sondern um komplette Energiekonzepte. Dafür müssen die Autoverkäufer
den Kunden den Mund wässrig machen. Schon bisher haben sie am Verkauf
von Dienstleistungen rund ums Auto mitverdient. Mit einiger Phantasie
lassen sich durch Kooperationen mit Elektroanbietern zusätzliche
Provisionsmöglichkeiten schaffen. Wenn die Autohäuser schnell genug
sind und sich diese Chancen nicht von anderen vor der Nase
wegschnappen lassen.
Der passende Typ
Wolfgang Schalko von der Elektrofachzeitschrift E&W hat jenes
Grundwissen zusammengefasst, mit dem ein Autoverkäufer bei seinen
Kunden punkten kann:
Z ur Ladung der Fahrzeugbatterie muss der Wechselstrom (AC) aus dem
Netz in Gleichstrom (DC) umgewandelt werden. Diese Umwandlung erfolgt
durch das Ladegerät, das bei Elektroautos in der Regel im Fahrzeug
eingebaut (onboard) ist. Die Ladeelektronik (Battery Management
System, BMS) steuert und überwacht den Ladevorgang im Hinblick auf
Temperatur, Ladezustand und Spannung der Batterie. Die Anforderungen
an die Stromversorgung sind bei einspurigen Fahrzeugen wie E-Bikes
und E-Scootern geringer als bei E-Autos. Die verwendeten Akkus laden
aufgrund ihrer geringeren Kapazität mit kleinen Ladeleistungen, daher
ist eine korrekt abgesicherte Schutzkontaktsteckdose ausreichend.
Meistens werden E-Fahrzeuge zu Hause und/oder am Arbeitsplatz
geladen. Elektroautos sind laut Verkehrsministerium für ca. 80
Prozent der Bevölkerung geeignet, wenn man von der durchschnittlich
zurückgelegten Distanz von etwas über 40 Kilometer pro Tag ausgeht.
Je nach Batteriekapazität, Ladegerät und verfügbarer Netzleistung
variieren die Ladezeiten stark. Im Durchschnitt beträgt die Ladedauer
bei einem 24-kWh-Akku zwischen 10 Stunden (Schuko-Steckdose, Mode 1)
und rund 1 Stunde (bei Mode 3) vom Ladezustand "leer" bis zur
vollständigen Ladung. Eine komplette Ladung beim DC (Mode 4)
Schnellladen kann sogar in unter 20 Minuten vollzogen werden. Wobei
diese Schnellladung meist nur bis 80 Prozent der Ladekapazität
reicht. Grund genug, einen näheren Blick auf die Ladebetriebsarten zu
werfen.
Die NormÖVE/EN 61851 legt für verschiedene Kombinationen von
Steckdosen, Ladekabel und Ladegerät unterschiedliche
Ladebetriebsarten fest, die als "Mode" bezeichnet werden:
Mode 1: Laden an einer herkömmlichen oder einer "CEE-Steckdose" mit
Wechselstrom (AC). Keine Kommunikation zwischen Steckdose und
Fahrzeug, Ladegerät im Fahrzeug.
Mode 2: Wie Mode 1, zusätzlich aber mit einer
"In-Cable-Control-Box"(ICCB) im Ladekabel. Damit werden
Elektrofahrzeuge, die sonst nur an speziellen Steckdosen geladen
werden können (siehe Mode 3), an herkömmlichen oder CEE-Steckdosen
geladen. Kommunikation zwischen ICCB und Fahrzeug, Ladegerät im
Fahrzeug.
Mode 3: Das Laden mit Wechselstrom (AC) wird mit einer
zweckgebundenen Steckdose (Typ 2) oder einem fix angeschlossenen
Ladekabel (Typ 1, Typ 2) durchgeführt. Kommunikation zwischen
Steckdose und Fahrzeug, Ladegerät im Fahrzeug. Mode 4: Schnellladung
mit Gleichstrom (DC). Kommunikation zwischen Ladestation und
Fahrzeug, Ladegerät in der Ladestation.
Ladestationen mit einer Schuko-oder CEE-Steckdose besitzen einen
integrierten Hilfskontakt. Mit diesem wird die Steckererkennung
durchgeführt und sicheres Ein-und Ausschalten ermöglicht. Mit einem
kombinierten Leitungsschutzschalter mit Fehlerstromauslösung (FI/LS)
wird der Ladepunkt abgesichert. Der Typ-1-Stecker findet sich nur am
Fahrzeug, nicht auf der Ladestation. In seltenen Fällen finden sich
Ladestationen mit fix montiertem Typ-1-Ladekabel. Aufgrund der
fehlenden Kompatibilität zu Typ 2 ist es empfehlenswert,
Ladestationen mit Typ-2-Steckern auszurüsten (Laden von
Typ-1-Fahrzeugen via Adapterkabel möglich). Im Gegensatz zu
AC-Ladeverfahren fließt bei CHAdeMO und CCS Gleichstrom von der
Ladestation in die Fahrzeugbatterie. Das Ladegerät befindet sich in
der Ladestation und die Ladeleistung ist wesentlich höher (siehe Abb.
oben).