Es ist fast 15 Jahre her, als mir ein befreundeter Papier-und
Buchhändler erzählte: "Zuerst hat mir Libro die Preise kaputt
gemacht, mich fast ruiniert. Und nun muss ich höhere Zinsen zahlen,
weil die Bank die Libro-Pleite wieder ausgleichen muss.
" Ähnliches
können wohl die Drogisten über "Schlecker" erzählen oder noch älter:
die Greißler über "Konsum". Wie auch immer: Die Großen werden
unterstützt, gefördert und so lange wie möglich aufgefangen. Weil es
um viel Volumen auf einmal geht.
Ähnliches haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche
Reifenfachbetriebe gedacht: Zuerst wurden gute Preise für die Großen
gemacht, dann wurde die hohe Abwertung ermöglicht, wenn die Ware
nicht abgeflossen ist. Und heute muss man Zahlungsausfälle oder
Pleiten quasi mitfinanzieren. "Die kleinen und mittleren Betriebe
schauen seit Jahren, dass sie über die Runden kommen und haben es
unter Aufbringung aller Kräfte großteils geschafft. Der ehrliche
Händler war lange Zeit der Blöde. Ich kann nur hoffen, dass aus den
Fehlern gelernt wird", berichtet der Nachbar unseres Verlagshauses,
der geschätzte Wilfried Fleischmann.
Diese Tendenzen wird es in der Wirtschaft immer geben, aber gerade in
der Reifenbranche scheint es doch einen Lerneffekt zu geben. Wenn
auch nicht immer an der Konzernspitze, so zumindest bei den
regionalen Verantwortlichen. Denn eines ist klar: Letztlich macht die
Abdeckung der Fläche den Gesamterfolg aus. Die kleinen, regionalen
Betriebe sind in Wahrheit das Rückgrat des Reifenvertriebs und der
Reifenversorgung. Und sie werden es auch weiterhin sein, sofern sie
sich auf ihre Stärken besinnen: persönliche Betreuung, kompetente
Beratung und ehrliche Arbeit, prompte Bedienung, Kundennähe und faire
Preise, ohne zu schleudern.