Was es heißt, branchenübergreifend zu denken und zu handeln sowie auf
innovative Trends schnell zu reagieren, hat der Freistädter Red-Zac-
Partner Kreisel vorexerziert.
Heute reißen sich Autoentwickler um eine intensive Zusammenarbeit mit
der Kreisel Electric GmbH&Co KG ,einem 2014 für die Entwicklung von
E-Speichern und E-Mobilität gegründeten Ableger des weiterhin
florierenden Elektrogeschäfts.
Die Firmengründer Walter und Anna Kreisel haben mit ihren Junioren
offenbar das Glück, dass sich die drei ideal ergänzen. Philipp als
Maschinenbauer, Johann als Elektroniker und Markus als Kaufmann
nützten den elterlichen Betrieb, um 2014 einen Porsche 911 mit einem
Lithium-Ionen-Akku auf eine Reichweite von 400 km zu trimmen. Drei
Jahre später präsentierte Arnold Schwarzenegger bei der Eröffnung der
neuen 7.000 m 2 großen Kreisel-Firmenzentrale einen 3,3 Tonnen
schweren E-Prototyp des Hummer H1 mit 490 PS, der auf eine Reichweite
von 300 km kommt -mit einer von den Kreisels entwickelten
Hochleistungsbatterie, die dank einer patentierten Zellenarchitektur
mit wesentlich weniger Platz und Gewicht auskommt.
Um dieses Knowhow auch in den USA entsprechend zu vermarkten, hat
sich Patrick Knapp-Schwarzenegger, der Neffe des Hollywoodstars, mit
Partnernüber die luxemburgische Panebo AG als Kommanditist (neben
den drei Kreisel-Brüdern) mit 25 Prozent an der weiteren Entwicklung
der Kreisel Electric beteiligt. Mit der Installierung des
Marketingprofis Christian Schlögl als zusätzlichem Geschäftsführer
wird das vielleicht die erwarteten Großaufträge einbringen.
A&W: Wie hat sich die Reichweite seit Ihrem E-Porsche 911
weiterentwickelt?
Markus Kreisel: Aus dem würden wir heute noch 40 Prozent mehr
herausholen -dank besserer Zellen und besserer Technologie! Wir haben
in den letzten Jahren sehr viel Knowhow aufgebaut: Allein aufgrund
der verbesserten Verbindungstechnik haben wir 10 Prozent mehr
nutzbare Kapazität -vor allem durch geringere Widerstände undweniger
Erwärmung. Heute würden wir den E-911 auch leichter bauen.
Wie hoch schätzen Sie den möglichen Anteil der Elektromobilität
wirklich ein?
Kreisel: 2020 bis 2025 werden weltweit 50 Millionen Elektrofahrzeuge
produziert werden. Wir sind zwar nur bei einem Bruchteil der vielen
Projekte involviert, kennen daher aber die Zahlen und Preise, die der
Produktion hinterlegt sind. Und ich verrate Ihnen: Das Elektroauto
wird in seiner Klasse künftig nicht teurer als der Verbrenner sein.
Die Kunst daran ist, günstig zu assemblieren und möglichst wenige
Rohstoffe zu verwenden. Im Vergleich zu einem amerikanischen
Mitbewerber können wir um 30 Prozent günstiger produzieren - nur
aufgrund des geringeren Materialeinsatzes, da sind Vorteile im
Fertigungsprozess noch gar nicht berücksichtigt.
Werden autonome Fahrzeuge die derzeitigen Strukturen auf den Kopf
stellen?
Kreisel: Künftig werden auch Autohersteller Betreiber autonom
fahrender Fahrzeuge sein. Ein Elektroauto hat 60 bis 80 kWh große
Batterien und einen Jahresverbrauch von 60.000 kWh. Ein normaler
Haushalt hat 5.000 bis 10.000 kWh Verbrauch. In Zukunft werden die
Elektrofahrzeuge auch einen Stromzähler haben,und der Hersteller
könnte mit dem Kunden eine Flatrate für die Nutzung des Fahrzeugs
vereinbaren und mit dem Kunden den Strom abrechnen. So kann der OEM
das Fahrzeug, auch im Leasing, einschließlich Strom anbieten.
Wie hoch ist dann der Bedarf an Ladeinfrastruktur?
Kreisel: Unbegrenzt!Überall, wo ein Parkplatz ist, bei Firmen, in
Parkhäusern und so weiter. Wenn man weiß, dass 2025 rund 60 Prozent
der Fahrzeugneuanmeldungen Elektroautos sein werden, kann man sich
vorstellen, wie viel Ladeinfrastruktur dann erforderlich sein wird.
Das Thema ist eine Riesenchance für Europa undspeziell auch für
Österreich. (KNÖ)