Statistiken sagen mehr als 1.000 Worte: Demnach ist die Zahl der Elektroauto-Zulassungen im 1. Halbjahr in der EU um 49,5 Prozent gestiegen (inÖsterreich waren es zu diesem Zeitpunkt +33,4 Prozent). Zwar sind die 46.709 E-Autos nur ein verschwindender Teil im Vergleich zu den 8,2 Millionen neuen Pkws, die in diesen 6 Monaten abgesetzt wurden. Und natürlich muss man Länder wie Griechenland (12 Elektroautos in 6 Monaten), die baltischen Länder (insgesamt 66) oder Rumänien (33) ausnehmen, in Bulgarien wurde überhaupt kein einziges Elektroauto verkauft. Doch in einigen Ländern, darunter Österreich, entwickeln sich die rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge wirklich stark.

Hinter Frankreich (13.555), Deutschland (10.189) Großbritannien (7.694) und den Niederlanden (4.240) liegt Österreich zahlenmäßig mit 2.679 neuen E-Autos nach Ende der ersten zwei Quartale auf Rang 5 in der EU. Bezogen auf die Bevölkerung ist Österreich sogar ganz vorn. Einsamer Spitzenreiter ist das Nicht-EU-Land Norwegen, wo in den ersten 6 Monaten aufgrund der massiven Förderungen sogar 14.786 Elektroautos neu zugelassen wurden.

Die Reichweite steigt und steigt

Natürlich ist auch in Österreich das Wachstum ein Resultat der Förderungen: Doch selbst Skeptiker, deren Zahl noch immer groß ist, dürfen nicht übersehen, dass sich bei der Technik in den vergangenen Jahren Entscheidendes verbessert hat. Waren die (ohnedies winzigen) Pioniere wie der Mitsubishi i-MiEV zu Beginn dieses Jahrzehnts schon nach rund 100 Kilometern am Ende ihrer Leistung, so sind heute doppelte bis dreifache Reichweiten realistisch. Und in zwei bis drei Jahren, wenn auch große Hersteller wie der VW-Konzern mit Massenware an den Start gehen, soll ein weiterer Sprung Richtung 500Kilometer folgen.

Woran liegt es also, dass es noch immer so viele Leute (gerade in der Kfz-Branche) gibt, die "den Elektrischen" so negativ gegenüber stehen? Zum einen liegt es wohl daran, dass noch längst nicht jeder mit so einem Auto gefahren ist. Wer je mit einem Winzling wie dem Renault Zoe beim Ampelstart einem weitaus exklusiveren Auto mit Verbrennungsmotor nebenan das Heck gezeigt hat, will die Fahrleistungen nicht mehr missen. Volles Drehmoment ab der ersten Sekunde, dazu leiser als die nobelste Limousine britischer Provenienz. Da merkt man erst, wie hoch das Wind-und Abrollgeräusch sind, was sonst im normalen Motorenlärm untergeht.

Werkstätten fürchten um ihr Geschäft

Und andererseits ist es wohl auch die Furcht vor Veränderung, in der die Skepsis begründet ist. Steigt die Zahl der Elektroautos weiter, verlieren die Kfz-Werkstätten einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Geschäfts. Elektromotoren sind quasi wartungsfrei, außerdem fällt bei ihnen logischerweise der Ertragsbringer Öl komplett weg. Und nichtzuletzt werden auch die Bremsen und andere Verschleißteile weniger stark beansprucht.

Nichtsdestotrotz istÖsterreich bereits sehr gut vorbereitet: Das gilt auch für die Werkstätten und Automobilclubs, wo Hochvolt-Schulungen seit Jahren zum Standard gehören. Denn die Gefahr, die durch die Elektroautos droht, sollte nicht unterschätzt werden: Ein falscher Griff und der Mechaniker hat massive Verletzungen -falls er den Stromschlag überhaupt überlebt.

Zusatzgeschäfte für Autohäuser

Und auch bei den Ladesäulen steht Österreich relativ gut da, wird aber mittelfristig Tausende weitere brauchen. Ein tolles Zusatzgeschäft für Autohäuser, die komplette Ladepakete anbieten können, aber auch für Werkstätten, die ein mit Strom getanktes Auto nach dem "Pickerl" dem Besitzer übergeben können.

Wer (allen Unkenrufen im Vorfeld zum Trotz) Mitte September die IAA in Frankfurt besucht hat, warüberrascht von der Konsequenz, mit der nun auch die großen deutschen Autobauer (allen voran der VW-Konzern) ins E-Segment einsteigen werden (siehe IAA-Berichte ab Seite 54). Es wird also wirklich ernst.

China geht mit drastischen Vorgaben voran

Die Gründe dafür liegen jedoch weit weg, ganz konkret in China: Dort beschloss die Regierung Ende September ein Punktesystem für alle Autobauer, die mehr als 30.000 Autos pro Jahr produzieren oder importieren. Für reine Elektroautos bekommen die Hersteller mehr Punkte gutgeschrieben als für Hybridmotoren, auch für höhere Reichweiten soll es mehr Punkte geben. 2019 sollen die Autobauer eine 10-Prozent-Quote in China erfüllen, von 2020 an dann 12 Prozent.

Schafft ein Hersteller die Vorgaben nicht, muss er entweder Punkte von anderen Firmen kaufen oder Strafen zahlen. So streng diese Vorgaben erscheinen mögen, so sind sie doch ein Erfolg für die ausländischen Hersteller: Vor allem die deutschen Autobauer, die in China seit Jahren lukrative Geschäfte machen, haben seit Monaten gegen den ursprünglichen Zeitplan (der einen Start schon 2018 vorsah) opponiert -wie es aussieht, letztlich mit Erfolg.

Welche E-Autos gibt es?

Bleibt "nur" die Frage, wo der Strom für all die Fahrzeuge herkommen soll und ob für die vielen neuen "Stromer" genügend Speicherkapazitäten zur Verfügung stehen werden. Antworten darauf finden sie auf den kommenden Seiten ebenso wie eine Liste aller Elektroautos, die es jetzt bereits in Österreich zu kaufen gibt.