Mehr Arbeit für den Handel

"Natürlich gibt es Diskussionen mit den Kunden, die sich Aufklärung über zukünftige Regelungen in Zusammenhang mit Fahrzeugemissionen erwarten", berichtet Komm.-Rat Manfred Ellensohn, Seniorchef des Autohauses Ellensohn/Rankweil und Landesgremialobmann des Vorarlberger Fahrzeughandels. "Gerade Dieselfahrer sind besonders verunsichert und interessieren sich für Alternativen, was sich auch in der Statistik manifestiert, wo Benzin-und Hybrid-Motorisierungen stark zunehmen." Im Moment sei noch nicht klar, welche Regelungen die neue Regierung beschließen werde oder ob das Thema dann ganz vom Tisch sei. Gewiss sei im Moment nur, dass aufgrund der Debatte um Emissionen "der Handel deutlich mehr Arbeit hat".

Manfred Ellensohn

Kunden aufklären

"Im Zuge von Verkaufsgesprächen hat sich herausgestellt, dass einige Kunden im Zusammenhang mit den derzeit geltenden Emissionsbestimmungen nicht genau Bescheid wissen", erklärt Michael Schmidt, Geschäftsführung Höglinger-Denzel/Linz. Dass vor allem Fahrzeuge der Euroklassen 3 und darunter betroffen seien, sei bei vielen Konsumenten noch nicht durchgedrungen, die meinten, das beziehe sich auf alle Dieselfahrzeuge. Schmidt glaubt auch nicht, dass sich der Handel in Zukunft weitere Dieseldebatten sparen wird können. "Ich gehe davon aus, dass uns dieses Thema noch lange Zeit weiter begleiten wird." Weil das Fahrzeugthema Liebkind aller Mitteleuropäer sei, "wird auch in Zukunft auf das Auto geschimpft und die Autobesitzer werden geschröpft".

Michael Schmidt

Endlich klare Ansagen

"Es gibt seitens der Kunden nicht nur Verunsicherung, sondern auch einen Bedarf, diese aufzuklären", sagt Robert Elsenbaumer, Geschäftsführer Autohaus Elsenbaumer/Gurk. Die Situation, wie sie sich jetzt darstelle, habe ihren Ursprung in einer von diversen Medien hochgespielten Debatte. "Wenn sich dem Händler die Chance bietet, mit dem Kunden ein ausführliches Gespräch zu führen und imDetail zu differenzieren, sind die Kunden auch bereit, die Beratung entsprechend anzunehmen." Der Diesel sei -gerade im ländlichen Bereich -für viele Konsumenten weiter interessant, wobei Firmenkunden die Debatte deutlich gelassener sehen würden als Privatkunden. Von der Politik erwartet sich Elsenbaumer "statt Ankündigungen endlich klare Ansagen".

Robert Elsenbaumer

Image-Kampagne muss her

"Im Zuge der Debatte um Emissionen wurden seitens vielerösterreichischer Medien Äpfel mit Birnen verwechselt", unterstreicht Mag. (FH) Patrick Pfurtscheller, Geschäftsführer Autoland/Innsbruck. In der Kritik stünden vor allem ältere Dieselmodelle der Euroklassen 3 und 4, aber nicht aktuelle Euro-6-Fahrzeuge. "Nirgendwo wird das klar zum Ausdruck gebracht. Wir versuchen in unserem Autohaus, verunsicherte Kunden aufzuklären, was aber nicht immer gelingt, weil diese den Medien oft mehr glauben als dem Händler." Das Image der Autohändler sei durch Dieselgate ebenso in Mitleidenschaft gezogen worden, weil die Kunden zwischen Herstellern und Händlern nicht unterschieden. "Es ist also höchste Zeit, dass die WKO eine Image-Kampagne startet."

Patrick Pfurtscheller

Überzogene Debatte

"Wir erkennen eine klare Verunsicherung bei den Kunden -mit der Angst verbunden, was passieren könnte, wenn ein Diesel gekauft wird -was natürlich bei Verkaufsgesprächen sehr häufig zu Diskussionen führt", stellt Mag. Alfred Mittendorfer, Geschäftsführer Autohaus Höller/Eugendorf, fest. Man müsse mit dem Wissen, das man habe, versuchen, den Kunden diese Verunsicherung zu nehmen, "wobei wir natürlich auch nicht wissen, was die Regierung in 3 Jahren plant". Generell sei die Diskussion überzogen, denn moderne Euro-6-Diesel seien auf dem jüngsten Stand der Technik. "Derzeit büßt eine ganze Branche dafür, dass Diskussionen in die falsche Richtung gelaufen sind, wobei viele andere Zweige -man denke beispielsweise nur an die Schifffahrt -ungeschoren davonkommen!"

Alfred Mittendorfer

Kunden glauben Medien

"Die Diskussionen mit Kunden sind deutlich mehr geworden, wobei das Ausmaß derzeit noch bewältigbar ist", sagt Dietmar Schöggl, Niederlassungsleiter Autohaus Huber/Kapfenberg. In Einzelfällen hätten Kunden einen neu erworbenen Diesel nach kurzer Zeit wieder gegen ein Benzinmodell getauscht. Man habe sich aber auf diese neue Herausforderung eingestellt. "Wobei wir auch nicht in die Zukunft schauen können. Wir haben auch ein weiteres Problem, weil Kunden diversen Medien mehr Glauben schenken als dem Händler." Der gesamte Handel leide unter einem Imageschaden. Dieselmodelle seien weniger gefragt: "Dieser Trend manifestiert sich mittlerweile nicht nur im Segmentder Kleinwagen, sondern auch bei Mittelklassemodellen."

Dietmar Schöggl

Sehr viel Zeit für Gespräche

"Wir investieren derzeit sehr viel Zeit in Beratungsgespräche: Dies betrifft einerseits die Elektromobilität, anderseits Diskussionen, die wir mit verunsicherten Kunden führen", sagt Gerhard Skrbetz, Standortleiter Autohaus Koinegg/Eisenstadt. Viele Kunden glaubten, dass ihr Diesel-Pkw in absehbarer Zeit nichts mehr wert sei, sie dann nicht mehr fahrendürften und daraus folgend auch große finanzielle Verluste erleiden würden. "Ich würde es begrüßen, wenn Medien -wie es derzeit passiert -nicht jedes Latrinengerücht aufgreifen, darüber berichten und so die Verunsicherung weiter schüren. Gleichzeitig hoffe ich, dass die neue Regierung auchhaltbare und realistische Rahmenbedingungen für den Handel schafft."

Gerhard Skrbetz

Händler als Puffer

"Unsere Aufgabe in diesen Zeiten ist, die Kunden aufzuklären. Gleichzeitig erschüttert es mich, dass viele kleine Leute, die sich ihr Auto vom Mund absparen, verunsichert werden und andere Emissionsverursacher völlig ungeschoren davonkommen", meint Toni Ebner, Inhaber Auto Ebner/Felixdorf. Das ewige Autofahrer-Bashing sei für ihn persönlich "frustrierend". Er setze "in unserem Autohaus vor allem auf persönliche Kontakte, weshalb wir die jetzige Diskussion hautnah und täglich miterleben". Der Konsument sei zum Spielball geworden, wobei der Händler als Puffer fungiere. "Wir sind froh, dass wir mit unseren Marken clean sind. Generell können aber Händler nichts dafür, wenn Hersteller Fehler machen."

Toni Ebner

Gewissheit schaffen

"Grundsätzlich glaube ich, dass sich die Kunden generell mehr Beratung erwarten. Insgesamt aber denke ich, dass die Debatte um Abgasemissionen deutlich stärker in den Medien als in der Realität geführt wird", meint Stefan Hutschinski, Geschäftsführer der Autohäuser John, Piltz und Jobst sowie VÖK-und VASS-Obmann. Zwar seien Benzinmodelle etwas stärker gefragt, dennoch wollten "die Leute nach wie vor Dieselfahrzeuge, weil sie doch darauf vertrauen, dass 2,7 Millionen Diesel-Pkws, die derzeit auf Österreichs Straßen unterwegs sind, nicht etwa mittels Fahrverboten durch die Regierung entwertet werden". Hutschinski erwartet sich seitens der Politik "eine klare Ansage, um für Handel und Kunden Gewissheit zu schaffen".

Stefan Hutschinski