Die "Wissenschaftliche Gesellschaft für Kraftfahrzeug-und Motorentechnik", kurz WKM, kann mit Fug und Recht als der Olymp unter den österreichischen, deutschen und Schweizer Fahrzeugtechnikern bezeichnet werden. Wer hier Mitglied sein will, muss ein berufener Fachprofessor sein: Aus Österreich sind neben dem Wiener TU-Professor Bernhard Geringer auch seine Grazer Kollegen Helmut Eichlseder, Peter Fischer und Hermann Steffan vertreten. Was die WKM sagt, hat also Gewicht - und wird leider viel zu wenig gehört.

Elektrische Antriebe nur als Ergänzung Daher wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, was die Mitglieder der WKM - alle mit Unterschrift -zu diesem Thema sagen: Natürlich sei die Kritik am dieselmotorischen Antrieb zum Teil berechtigt gewesen, doch sie habe dann eine Eigendynamik entwickelt. "Der Verbrennungsmotor war und ist Motorder Mobilität, des Güterverkehrs und der mobilen Arbeitsmaschinen", konstatieren die hochrangigen Professoren. Elektrische Antriebe könnten diese Rolle ergänzen, aber nicht ersetzen. Der Vorteil der Verbrennungsmotoren liege nicht zuletzt in der effizienten und flexiblen Nutzung von Kraftstoffenmit hoher Energiedichte; außerdem habe sich der Verbrennungsmotor "ständig neu erfunden". Die Professoren haben einige Punkte zusammengestellt:

Verurteilung jeglicher Form technischer Manipulationen (wie etwa die Erkennung eines Prüfzyklus, wo weniger Schadstoff ausgestoßen wird).

Die ab sofort für Neuzertifizierungen (Euro 6d) geltende Real-Driving-Emission-Gesetzgebung (RDE) sei eine große Chance, um das verlorene Vertrauen wieder herzustellen. Daher sollte auch die Diskrepanz zwischen den Zertifizierungsgrenzwerten und den realen Emissionen mit der RDE- Gesetzgebung verschwinden. Die Stickoxidthematik (NO

) könne aufgrund von Hunderten Forschungsprojekten als technisch gelöst betrachtet werden. Die motornahe Nachbehandlung von Stickoxidabgasen sei ein entscheidender Technologiebaustein der neuesten Fahrzeuggeneration.

Die Immissionen modernster Dieselfahrzeuge (mit RDE-Norm) seien nur noch an hoch belasteten Straßen überhaupt wahrnehmbar.

Dass der Dieselmotor Verursacher der Feinstaub-Thematik sei, sei falsch: Er trage -bei rückläufiger Tendenz -nur zu wenigen Prozenten dazu bei.

Ein Verbot von Verbrennungsmotoren (z. B. ab 2030) habe nachteilige Auswirkungen auf die Bekämpfung des Klimawandels.

Für die nächsten Jahrzehnte sei der Diesel wichtig, so Geringer: "Aber er muss -und er wird - in der Reduktion von Schadstoffausstoß (NO , Partikel), aber genauso im Verbrauch und damit den CO2-Emissionen vermindert." Gerade für die CO2-Reduktion sei der Diesel sehr wichtig, da er der effizienteste Motor sei: "Genauso wichtig ist aber die Ergänzung des Verbrennungsmotors mit elektrischen Komponenten (Hybrid) - zur Effizienzsteigerung -und essenziell für eine vollständige CO2-Vermeidung sind Energieträger mit null CO2-Emission."

Dieser "grüne Kraftstoff" seien Biokraftstoffe der 2. und 3. Generation, synthetische Kraftstoffe mit Energie aus nachhaltiger Stromproduktion und Elektrolyse sowie chemische Synthese, so Geringer. Man müsse die Produktion dieser "grünen Energie" massiv ausbauen: "Die Fahrzeugantriebe -ob Verbrennungsmotor, Elektrofahrzeug oder Brennstoffzelle -sind hier weit anpassungsfähiger." Bis dahin habe der Diesel eine ganz wichtige Funktion, um die Mobilität sicherzustellen: ob zu Lande, zu Wasser oder (in Form des Kerosins) auch in der Luft.

Und noch etwas: Die WKM sagt voraus, dass 2030 weltweit mehr Verbrennungsmotoren gebaut werden als heute.