Dass autonomes Fahren auch in Zeiten von Teslas "Autopilot" kein
Selbstläufer ist, davon konnten wir uns beim Self Driving Track Day
überzeugen.
Wenn man sich heute in einen Tesla setzt und auf der Autobahn den
"Autopiloten" aktiviert, könnte man meinen, autonomes Fahren (AD) sei
längst Realität. Bei einem Tag unter Forschern und Technikern folgt
rasch die Einsicht, dass die nötigen Technologien zwar in Entwicklung
sind, es den Menschen als Schaltzentrale aber sicher noch ein
Weilchen brauchen wird. Veranstalter des Events, desSelf Driving
Track Days, am ÖAMTC-Fahrtechnikstützpunkt in Teesdorf, war die
britische Sensemedia.
Ungelöste Fragen und neue Probleme
Prof. Dipl.-Ing. Dr. Arno Eichberger vom Institut für Fahrzeugtechnik
der Technischen Universität Graz führte in seinem Grundsatzvortrag u.
a. in Vor-und Nachteile der 3-Sensor-Technologien Radar, Kamera und
Lidar ein. Ziel der Sensorik ist es, ein umfassendes Umfeldmodell zu
erhalten, anhand dessen sich das Fahrzeug in seiner Umgebung
zurechtfinden kann. Jede einzelne der Technologien hat Vor-und
Nachteile, keine davon ist für sich allein imstande, autonomes Fahren
zu realisieren.
Wo steht die Automatisierung heute? Auf der international anerkannten
6-teiligen SAE-Skala zum autonomen Fahren (0-5) stehen die
derzeitigen Fahrzeuge zwischen Stufe 2 und 3. Bis zur Realisierung
des höchsten Levels 5 sieht Eichberger einige ungelöste Probleme der
Automatisierung. Eines davon, die "Ironie der Automatisierung", liege
darin, dass diese zwar Fehler vermeiden helfe, aber gleichzeitig auch
Quelle neuer Fehler sei. Außerdem sinke mit dem Automatisierungsgrad
auch die Kontrolle des Menschen über die Systeme. Gleichzeitig ist -
Beispiel Tesla-Fahrer in den USA - übermäßiges Technologievertrauen
zu beobachten, und schon heute werden Alarme im Fahrzeug aufgrund
ihrer Häufigkeit in steigendem Maß ignoriert.
Präzise Position aus dem Orbit
Neben Radar, Laser und Kameras werden für AD auch Infrarot-Sensoren,
Car-to-Car- bzw. Car-to-Infrastructure-Kommunikation und
Satellitennavigation eingesetzt werden. Will man Satellitennavigation
für die Steuerung eines autonomen Fahrzeugs nutzen, ist Präzision
oberstes Gebot. Kleinste Fehler haben potenziell fatale Auswirkungen:
Wieder Vortragende von NovAtel Andrew Pickup erklärt, resultiert
eine Abweichung von etwa 10 Nanosekunden bei der Atomuhr eines
Satelliten am Boden in einer Falschposition von etwa 3 Metern, eine
minimale Abweichung im Orbit eines Satelliten kann eine falsche
Positionierung von etwa 2,5 Metern bedeuten. Navigationssysteme, die
aktuell in Autos verbaut werden, sind überhaupt nur auf 2 bis 5 Meter
genau. Verbesserungen sind in Arbeit: Um autonomes Fahren per
Sat-Navigation zu unterstützen, realisieren Hersteller Algorithmen
und Verfahren, diese Fehlerquellen zu umgehen.