An schlauen Köpfen hat es unserem Land noch nie gemangelt. Viele von ihnen stehen bei großartigen Unternehmen wie Magna, AVL-List, BMW, Opel oder MAN, um nur eine Handvoll zu nennen, unter Vertrag und alle haben sie die Priorität von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen bereits verinnerlicht. Hinzu kommen Klein- und Mittelbetriebe, denen es die Elektromobilität erst ermöglicht, auf sich aufmerksam zu machen, und auch hier hat Österreich tolle Ressourcen zu bieten. Unterstützt durch viel politischen Willen soll es gelingen, den heimischen Weltmarktanteil bei den elektrischen Fahrzeugkomponenten von derzeit 0,38 Prozent auf jenen Wert zu bringen, den man mit mechanischen Fahrzeugkomponenten bereits erreicht hat. Dieser liegt aktuell bei 1,75 Prozent, was, gemessen an der Größe Österreichs, weit mehr als nur respektabel erscheint.

Mitverantwortlich für diesen Erfolg ist Magna in Graz, wo künftig nicht nur der neue Jaguar I-Pace vom Band rollen wird, sondern zurzeit auch an vielen anderen Fronten Systeme für rein elektrische Fahrzeuge entwickelt werden. Erst kürzlich hat Magna eindrucksvoll bewiesen, wie gut das Unternehmen im Bereich der Antriebsentwicklung wirklich ist. So haben die Steirer, die international betrachtet natürlich Kanadier sind, wesentlich an der Entwicklung des quattro-ultra-Antriebs mitgearbeitet. Dieser schaltet die Hinterachse auch in der Praxis stets dann zu, wenn dies noch gar nicht nötig ist und ist damit wirklich immer verfügbar, wenn er dann wirklich gebraucht wird. Dieses Mitwirken zeigt auch die Kompetenz, für die Magna international anerkannt ist. Dass es den Grazern auch nicht an Mut mangelt, haben sie erst kürzlich in Form eines umfassend modifizierten Tesla S bewiesen, den sie anlässlich eines Motorensymposiums in Wien gezeigt haben. Den Kern dieses Technologieträgers bieten drei jeweils 190 PS starke Elektromotoren, die ein Gesamtdrehmoment von rund 5.000 Newtonmetern bieten und so gut zusammenspielen sollen, dass auch höchste Anforderungen an die Fahrdynamik erfüllt werden können. Möglich macht dies ein mechanisches Differenzial, wodurch der bei Sportwagen geschätzte Torque-Vectoring-Effekt erzielt wird. Dabei handelt es sich von der Idee her um eine mechanische Umkehrung des ESP. Es wird somit nicht ein Rad gebremst, um Stabilisierung zu erreichen, sondern das Gegenüberliegende mit zusätzlicher Kraft versehen, um die Stabilität zu sichern und die Fahrdynamik zu unterstützen. Vorstellbar sei so ein System laut Magna auch mit vier Motoren, wodurch starke Elektrofahrzeuge nicht mehr nur noch auf langen Geraden, sondern auch in Kurven Spaß machen würden.

Spaß steht auch bei allen Projekten von Manfred Stohl im Vordergrund, wenngleich Österreichs bester Rallye-WM-Pilot aller Zeiten stets im Hinterkopf hat, dass sich die Projekte auch rechnen müssen, denn nur so kann er großartige Köpfe wie Technikchef Günther Aschacher auch bezahlen. Schon in derVergangenheit durch seine Biogas-Rallye-Autos international viel beachtet, hat er rechtzeitig erkannt, dass das Gas-Projekt trotz all der nachgewiesenen Vorteile zum Scheitern verurteilt war und als Konsequenz daraus auf Strom umgesattelt. Das Glück des Tüchtigen stets an seiner Seite, musste Stohl mitansehen, wie das gemeinsam mit anderen Unternehmen ins Leben gerufene Projekt eines vollelektrischen Rallye-Autos gleich zweimal am Batterielieferanten scheiterte. Mehrere Jahre gingen dadurch verloren und so dauerte es bis ins letzte Jahr, bis Stohl sich entschied, das ganze Projekt mit seinereigenen Mannschaft umzusetzen. Mit der erstmaligen Präsentation des Fahrzeuges im vergangenen Herbst hatte Stohl das große Glück des genau passenden Zeitpunkts für eine erste Ausfahrt. Erst wenige Wochen zuvor war international klar geworden, dass sich die automobile Zukunft elektrisch abspielen würde, wodurch das mediale Interesse an Elektroautos einen neuen Höhepunkt erreichte. Weltweit hagelte es nach dem ersten gelungenen Praxistest vor Publikum Anfragen, vielleicht auch, weil Stohl mit dem Elektroeigenbau in der Hülle eines Peugeot 207 S2000 ohne echte Abstimmung, mit vielen fehlenden Teilen und unter schwierigen Bedingungen die drittbeste Tageszeit auf dem Rallycross-Parcours in Greinbach markierte, inmitten jeder Menge Rallye- und Rallycross-Piloten.

Realisiert hat das Team von Stohl das Projekt des 544 PS starken und 1.340 Kilogramm schweren Elektroracers gemeinsam mit der Energie AG aus Oberösterreich und mit technischen Partnern wie beispielsweise Pankl, Voest Alpine, AMAG und FACC, die allesamt aus Österreich stammen und somit verraten, dass das Rallye-Auto nur der Beginn vieler weiterer Elektroprojekte gewesen sein kann. Man denke hier nur an die zurzeit enorm erfolgreiche Formel-E und dann denke man sich noch den Asphalt an einigen Stellen weg und schon hat man einen innerstädtischen Rallycross-Bewerb vor Augen. Allein die Vorstellung ist bereits unglaublich genial.

Neu für Technikspezialisten ist der Stellenwert von entsprechendem Marketing, um für die eigene Entwicklung die nötige Aufmerksamkeit zu erzielen. Durch die enorme Schnelligkeit der Branche geht es hier längst nicht mehr um Monate oder Jahre, sondern oft nur um Tage, um als "Erfinder" eines Produktsgefeiert und nicht als "Nachahmer" gefeuert zu werden. Wie perfektes Marketing aussehen kann, haben unlängst die Kreisel-Brüder vom gleichnamigen österreichischen Unternehmen bewiesen. Von sich selbst behauptend, die leichtesten und effizientesten Hochleistungsbatterien für die Elektromobilitätzu entwickeln, haben elektrifizierte Kreisel-Modelle schon in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen gesorgt. Vielleicht auch, weil sie ihre Batterien nicht in Kleinwagen, sondern beispielsweise in einem Porsche Panamera integriert haben. Marketingtechnisch top auch der Kreisel-Auftritt auf der Vienna Autoshow Mitte Jänner. Anlässlich einer Pressekonferenz wurde hier die Kooperation mit Porsche Austria hinsichtlich der Ladestationen -ein weiteres Kompetenzfeld von Kreisel -bekanntgegeben. Zu diesem Zeitpunkt wusste allerdings noch niemand, dass Kreisel nur wenige Tage später eine medial weltweit beachtete Aktion über die Bühne bringen sollte. Anlässlich des Ski-Klassikers auf der Streif übergab Kreisel eine Mercedes-Benz G-Klasse mit rein elektrischem Antrieb an Arnold Schwarzenegger und somit an einen Mann, der nicht nur in seiner neuen Heimat Kalifornien für sein Elektromobilitäts-Engagement bekannt ist, sondern auf der ganzen Welt. Auch durch den Wegfall von Motor und Getriebe kein Leichtgewicht, profitiert die auch weiterhin allradgetriebene G-Klasse von einem Batteriegewicht von nur 510 Kilogramm. Der von einem 80-kWh-Akku gespeiste 490-PS-Motor soll die G-Klasse in nur 5,6 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und sie 183 km/h schnell machen. Wer das ausnutzt, wird vermutlich keine 300 Kilometer weit mit einer Tankfüllung kommen, jedoch gleichzeitig erfreut feststellen, dass die Batterien nach nur 25 Minuten Ladezeit wieder zu 80 Prozent geladen sind. Als Allradland und auch als verlässlicher Partner der weltweiten Automobilindustrie wohlbekannt, sollte es so aufgestellt möglich sein, auch beim Thema Elektromobilität jenen Stellenwert zu erreichen, den wir uns als Partner der internationalen Automobilindustrie bereits erarbeitet haben.

Zurückkommend auf die Marke Tesla, ohne die wir heute in Sachen Elektromobilität definitiv nicht so weit wären, wie wir es sind, sei auch der Namensgeber Nikola Tesla erwähnt. Der geniale Elektroingenieur und bedeutende Erfinder (Wikipedia) wurde 1856 in Smiljan geboren. Zu dieser Zeit lag der Ortinnerhalb der kroatischen Militärgrenze, die wiederum direkt dem Kaisertum Österreich unterstand, womit Tesla eigentlich österreichische Wurzeln hat. Wenn das kein Zeichen ist?