Der Bedarf an Werkstätten, die sich auf historische Fahrzeuge
spezialisieren, ist gegeben. Der Weg zur Spezialwerkstatt ist
allerdings nicht einfach.
Bestehende Oldtimer-Werkstätten sind größtenteils an der Obergrenze
ihrer Kapazitäten angelangt. Der Bedarf wäre also gegeben und damit
das Potenzial, sich auf historische Fahrzeuge, zumindest als
Teilsegment, zu spezialisieren", ist Mag. Christian Schamburek,
Herausgeber des Oldtimer Guides, überzeugt. "Analog zum gesamten
Oldtimer-Markt gibt es auch bei den Betrieben nach wie vor ein
Wachstum", analysiert Oldtimer-Experte Komm.-Rat Franz Steinbacher.
Er spricht von einem richtigen Boom, wobei dabei sehr viel in Nischen
gearbeitet wird. "Die Freude und der Ertrag sind bei der normalen
Kfz-Reparatur mittlerweileverloren gegangen", erklärt Steinbacher
die Entwicklung. "Beim Oldtimer bin ich sowohl bei der Gestaltung der
Reparatur wie auch bei der Kalkulation frei."
Die Freiheit bei der Kalkulation ist natürlich auch eine
Herausforderung und bedarf entsprechender Kompetenz. "Beim Neuwagen
sind die Kalkulation und Wertermittlung aufgrund einer breiten
Datenbasis noch vergleichsweise einfach. Beim Oldtimer ist diese
Aufgabe deutlich komplexer und sehr individuell", weiß
Kfz-Sachverständiger Ing. Dipl.-Ing. (FH) Christian Eissner.
Glaube allein reicht nicht
Womit wir zum Engagement kommen. "Nur an das Oldtimer-Geschäft zu
glauben, reicht nicht", so Steinbacher. Schließlich kommt es auf
viele kleine Unterschiede an und man muss sehr gut über den Markt und
die jeweiligen Fahrzeuge Bescheid wissen. Vor allem braucht es hohes
handwerkliches Geschick. "Ein ganz entscheidender Aspekt ist der
Mitarbeiter, der sichgut auskennt. Schließlich gibt es bei der
Ausbildung keinen Spezialbereich Oldtimer und wer hat heute den
kompetenten Mitarbeiter, der sich mit den alten Autos auskennt?",
ergänzt Schamburek: "Das ist das Dilemma der ganzen Szene." Dazu
kommt die sensitive Preisthematik. "Selbst wenn die Ersatzteile in
vielen Fällen erhältlich und preislich in Ordnung sind: Geld kostet
immer die Arbeitszeit", so Schamburek aus Kundensicht.
Dabei ist es eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, die
erforderlichen Teile zu bekommen. "Gibt es diese Teile überhaupt
noch, gibt es einen originalgetreuen Nachbau und zu welchem Preis
sind diese erhältlich?", so Eissner. "Wichtig ist in jedem Fall, die
Originalität der Fahrzeuge im Auge zu behalten und den historischenEindruck zu erhalten." Dabei braucht es manchmal die
Instandsetzungsmöglichkeiten von damals, die nicht oder nur bei
bestimmten Werkstätten beherrscht werden. Oft handelt es sich dabei
um altes Handwerksgeschick.
Gute, günstige Arbeit im Ausland
So muss auch eingeräumt werden, dass aufgrund der hohen Arbeitskosten
in Österreich Werkstätten aus den östlichen Nachbarländern ebenfalls
in diesen Markt drängen. "Nachdem der Aufwand bei den Fahrzeugen, die
heute zur Restauration kommen, noch höher wird, sind wir in
Österreich mit hohen Stundensätzen und Steuersätzen bei aller
Kompetenz nicht immer konkurrenzfähig", so Steinbacher. Dazu kommen
hohe Auflagen für die Betriebe. Die technischen Mitbewerber kommen
dabei aus Slowenien, teilweise aus Ungarn und sehr stark aus
Tschechien, wo noch hohes handwerkliches Geschick vorhanden ist.
Ideal sind natürlich Kooperationen, wo der österreichische Spezialist
die Koordination und die - vor allem technische -Hauptarbeit
übernimmt und einzelne, zeitaufwändige Tätigkeiten mit Partnern aus
den Nachbarländern abgewickelt werden.
"Nicht zuletzt man muss die finanziellen Voraussetzungen haben, um
sattelfest im Markt auftreten zu können", so Steinbacher
abschließend. "Man kann im Oldtimer-Geschäft Geld verdienen, aber
dazu muss man auch welches haben."