Was macht ein Autohändler, wenn die drei Töchter seinen schönen
BMW-Betrieb nicht weiterführen wollen? Verkaufen! An wen, wenn im
Händlervertrag steht, dass nur ein anderer BMW-Händler seinen Betrieb
kaufen darf? Dann wird es schwierig. Wie man dieses Problem dennoch
meistert, zeigte soeben Dr. Rudolf Weinmann.
Sein Unternehmen wurde soeben von der Denzel Gruppe gekauft (siehe A&W 2/2017). Vor wenigen Tagen war es fix, dass es gegen dieseÜbernahme keine kartellrechtlichen Einwände gibt. Schließlich waren
es die Brüsseler Wettbewerbshüter selbst, welche 2013 jene
Rahmenbedingungen schufen, die den freien Verkauf von Autohäusern
extrem einschränken. Und damit die Machtbalance zwischen
Autoherstellern und Autohändler empfindlich stören.
Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro
Die 225 Mitarbeiter der Zitta GesmbH&Co KG mit der Zentrale in
Perchtoldsdorf und drei Filialen in Wien-Favoriten, Wiener Neustadt
und Bruckneudorf verkauften 2015 rund 3.000 Autos, davon 50 Prozent
Neu-und 50 Prozent Gebrauchtwagen. Bei einem Umsatz von 102 Millionen
Euro lag die Umsatzrentabilität bei 2,2 Prozent, die
Eigenkapitalrentabilität bei 23 Prozent. Bei einem
Gesellschaftsvermögen von 47 Millionen Euro war die Zahl potenzieller
Käufer von Haus aus eng begrenzt. Dennoch wäre es bei einem freien
Wettbewerb für Weinmann viel einfacher gewesen, für sein florierendes
Unternehmeneinen Käufer zu finden. Etwa Catharina Pappas, die mit
ihrer CP Auto GmbH erst Anfang 2016 den BMW-Betrieb der
Frey-Schwestern in Salzburg gekauft hatte. Da wären die vier Zitta
Standorte eine ideale Ergänzung gewesen.
Zu derartigen Verhandlungen kam es erst gar nicht. Denn nach der
derzeitigen BMW-Doktrin soll es zur Begrenzung des
Intrabrand-Wettbewerbes in keiner Großstadt mehr als zwei BMW-Händler
geben. In Wien waren es mit der konzerneigenen Niederlassung BMW
Wien, der Wolfgang Denzel Auto AG und Zitta aber bereits drei. Für
den Zitta-Kauf kamen somit von Haus aus nur Denzel oder BMW selbst
infrage. So hatten die Bayern in München 2009 die Automag GesmbHübernommen, die 2016 mit dem Verkauf von rund 3.000 Neu-und
Gebrauchtwagen und einem Umsatz von etwa 103 Millionen Euro etwa die
Größe von Zitta erreichte. Da BMW anderseits seit längerer Zeit
bestrebt ist, defizitäre Konzernniederlassungen loszuwerden, schien
den BMW-Strategen eine Zitta-Übernahme durch BMW Wien finanziell
offenbar nicht opportun.
Dank guter Vorbereitungsarbeiten kamen die vergangenen Herbst
gestarteten Verhandlungen flott voran. Im Jänner war der Deal unter
Dach und Fach. Am 8. Februar wurde der Zusammenschluss von der
Bundeswettbewerbsbehörde unter BWB Z-3371 verlautbart; am 7. März ist
die Frist ohne Einspruch abgelaufen. "Natürlich wäre es mir lieber
gewesen, wenn ich beim Verkauf mehrere Verhandlungspartner gehabt
hätte", gibt Weinmann offen zu. Findet aber rückblickend, dass alle
Gespräche trotz dieser Einschränkung fair verlaufen sind.
Zusätzliches Standbein für die Denzel-Gruppe
Schon bisher war die Wolfgang Denzel AG mit ihrer
50-Prozent-Beteiligung an der Tiroler Unterberger Gruppe (2015: 150
Mitarbeiter, 77 Millionen Euro Umsatz) und weiteren 50 Prozent an der
Linzer Höglinger Denzel GmbH (115 Mitarbeiter, 66 Millionen Euro
Umsatz) auch außerhalb der eigenen Niederlassungen gut verankert.
2015 bilanzierte die AG im Kfz-Detailhandel mit 772 Mitarbeitern
einen Umsatz von 268,32 Millionen Euro. Ab 2017 werden es durch die
100-prozentige Übernahme von Zitta mehr als 400 Millionen Euro
werden. Bereits Mitte Februar hatten die Kunden Gelegenheit, Ing.
Werner Kaltenböck als Weinmann-Nachfolger kennenzulernen. Der hatte
sich seit 1988 beim Autohaus Birngruber hochgearbeitet. "Ich habe
mehr als 20 Jahre lang den Tullner Betrieb aufgebaut." Im Herbst 2014
machteer sich kurzfristig als Berater selbstständig und wurde prompt
von Mag. Gregor Strassl zur Denzel Gruppe geholt. "Da gab es noch
keine Überlegungen, Zitta zu übernehmen." Nun sieht sich Kaltenböck
vor der Aufgabe, die Weinmann-Truppe behutsam in das Denzel-Imperium
zu integrieren. Und Weinmann freut sich, künftig mehr Zeit fürs
Golfspielen zu haben.