Es war klar, dass der Forstinger-Artikel "Wenn Kredite verschwinden "
für Aufmerksamkeit sorgen würde. Gerne veröffentlichen wir einen
Brief, den uns Ex-Chef Karl-Heinz Wörle schickte.
Sehr geehrter Herr Dr. Knöbl, in dem oben genannten Artikel stellen
Sie Behauptungen auf, die nicht der faktischen Wahrheit entsprechen.
So schreiben Sie unter der Rubrik: "Ein Rückblick:" auf Seite
34,2.Absatz: " stieg Erhard Grossnig mit seinen beiden
Sanierungsvehikeln Value Management Services (Wien) und der Orlando
Management GmbH (München) ein." Zuallererst schreibt sich Herr
Grossnigg mit 2 g (darauf legt er höchsten Wert!). Nicht der Tatsache
entspricht, dass er eine wie auch immer geartete rechtliche
Verbindung zur Orlando Management GmbH hatte, außer der eines
Joint-Ventures der beiden Fonds REB und SSVP mit jeweils 50 %Anteilen
am Kauf der Forstinger Handelsges. m.b.H. Die Orlando Management GmbH
ist eine unabhängige Private-Equity-Gesellschaft mit Sitz in München
und betreute im Fall Forstinger die Interessen des SSVP Fonds,
ähnlich wie die Value Management Service GmbH die Interessen des REBFonds vertrat. Ebenso entsprechen folgende Behauptungen nicht den
Tatsachen:" Er stellte der 2002 durch den Ausgleich entschuldeten
Firma frisches Kapital zur Verfügung und erreichte unter der
Geschäftsführung von Dr. Paul Niederkofler und Dr. Collin
Schmitz-Valckenberg den Turnaround." Zum einen war mit dem Ausgleich
eine Quote von 20 %vereinbart. Diese "Schulden" mussten aus dem
operativen Geschäft erwirtschaftet und zurückbezahlt werden
-innerhalb einer kurzen Frist -, ebenso der Kaufpreis an die
Eigentümer. All das sowie das operative Geschäft musste aus dem
Cashflow mit Hilfe einer Avalkreditlinie finanziert werden.
Seit 15.08.2002 war Herr Karl-Heinz Wörle Sprecher der
Geschäftsführung und unter anderem verantwortlich für einen passenden
Restrukturierungsplan, der 8 Schwerpunktthemen umfasste (Schließung
unprofitabler Filialen, Effizienzsteigerung der Verkaufsfläche,
refokussiertes Serviceangebot, Effizienzsteigerung im
Mitarbeitereinsatz,Fokussierung auf das Kerngeschäft,
Effizienzsteigerung im Produktmix, Überarbeitung der
Lieferantenstruktur und Neuverhandlungen des Einkaufs, Neugestaltung
des Filialauftritts) und in der Mitte des Jahres 2003 umgesetzt und
abgeschlossen war. Die Herren Niederkofler, operativ verantwortlich
fürden Finanzbereich, und Schmitz-Valckenberg schieden im Frühjahr
des Jahres 2003, nach Aufspaltung in eine Immobilien-und eine
Handelsgesellschaft, aus der Geschäftsführung aus. Im Herbst trat
Herr Karger operativ in die Geschäftsführung, verantwortlich für den
Finanz-und Administrationsbereich, ein. Das Geschäftsjahr 2004 wurde
mit glänzenden Kennzahlen (EBIT-Marge: 6 %, Return on sales: 6 %,
Eigenkapitalrentabilität: 102 %, working capital ratio 141,6 %, ROI:
24,13 %, ), hoch liquid und vollkommen schuldenfrei (ex vertraglich
festgelegte Zahlungsfristen an Lieferanten) mit einem
Betriebsergebnis von knapp 10 Mio. Euro abgeschlossen und mit dem
6,2-fachen EBITDA mit Wirkung 1.1.2005 verkauft. Bridgepoint Capital
Ltd. kaufte das Unternehmen, ohne sich vorher durch eine
durchgeführte Due-Diligence Kenntnisse des Geschäfts anzueignen. In
den Reihen von Bridgepoint Capitol Frankfurt, verantwortlich für den
Deal und die Betreuung des Unternehmens, gab es keinerlei
Retailkompetenz. Das Zusatzasset von Forstinger, die Ostexpansion -im
Verkauf mit eingepreist -wurde strategisch nicht weiterverfolgt. Mein
Plan, Expansionsschwerpunkt Tschechien und NUR! Bratislava mit 3
Filialen,ich hatte dazu eine vom Tesco-Vorstand abgesegnete
Vereinbarung für 35 Standorte, auf deren Gelände Filialen in Miete zu
betreiben, wurde letztlich nicht akzeptiert. Stattdessen setzte man
nach meinem Ausscheiden auf die unnötige Österreich-Expansion, die ja
in letzter Zeit wieder zurückgenommen wurde und eine logikbefreite
Slowakeiexpansion. Ich verließ Forstinger auf eigenen Wunsch nach
massiven Differenzen in strategischer Ausrichtung im Herbst 2005.
Wenn Sie schreiben, dass Bridgepoint die Kosten des
"Management-Buy-outs" nicht finanzieren wollte oder konnte, so kann
ich feststellen, dass es einen vereinbarten, konkreten, langfristigen
Finanzplan integriert mit allen schon damals bekannten
Finanzierungskosten gab. Dieser basierte allerdings auf der
Fortführung des ertragreichen operativen Geschäfts meiner Strategie
folgend. Verantwortlich für die eingetretene Insolvenz waren also die
fehlenden Erträge aus der operativen Tätigkeit (siehe
oben/Strategiewechsel). Innerhalb von 3 Jahren wurden auf diese Weise
50 Mio. Euro an Unternehmenswert vernichtet. Der "Reigen von
Insolvenzen" hatte begonnen.
Abschließend möchte ich meinem Groll Ausdruck verleihen, wie mit dem
Erbe von Herrn Norbert Forstingers genialer Geschäftsidee, er war
Europas Pionier für dieses Geschäftsfeld ,dem von ihm umgesetzten
Imperium und vor allem den Mitarbeitern von Forstinger umgegangen
wird. Leider ist das Unternehmen zumSpielball finanzieller und
machtgetriebener Interessen verkommen. Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinz Wörle