Im nächsten Jahr feiert der SchwackeMarken-Monitor in Deutschland
seinen 20. Geburtstag.
Das heißt, seit annähernd 20 Jahren vertrauen
die deutschen Markenhändler, Hersteller und Importeure diesem
unabhängigen Messinstrument, das am Institut für Automobilwirtschaft
(IFA) entwickelt wurde. Jährlich beauftragt EurotaxSchwacke unser
Institut mit der Konzeption, wissenschaftlichen Begleitung und
Umsetzung des Projekts. Dabei wurde seit Anbeginn nicht nur die
bewährte Partnerschaft mit dem Marktforschungsinstitut puls
beibehalten. Für Stabilität sorgt ebenfalls die Konzeption mit den 5
relevanten Zufriedenheitsfeldern, die Erfassung anhand relevanter
Zufriedenheitskriterien sowie die Zuordnung der Ergebnisse zu
Fabrikatsgruppen mit unterschiedlichen Anspruchsniveaus - dem
"situativ-strukturellen Ansatz" folgend.
Diese Grundkonzeption bildete auch den Ausgangspunkt für die nunmehr
erste Händlerzufriedenheitsanalyse in Österreich. Bemerkenswert ist,
dass die durchschnittliche Gesamtzufriedenheit in beiden Ländern auf
ähnlichem Niveau liegt - aktuell nämlich bei einer Durchschnittsnote
von 2,62 in Deutschland und 2,56 in Österreich. Ebenso ist die
anhaltende Branchendiskussion hinsichtlich einer Umorientierung im
Automobilvertrieb sowohl in Deutschland als in Österreich
nachvollziehbar. Sie ist nicht zuletzt auf Bestrebungen von
Herstellern und Importeuren zurückzuführen, neue Vertriebsformate zu
integrieren. Pilotprojekte mit City Stores, Hotspots und "digitalen
Vertriebselementen" sind häufig bereits über die Erprobungsphase
hinausgewachsen.
Macht es Sinn, die Händlerzufriedenheit zu analysieren, wenn das
traditionelle Geschäftsmodell "Vertragshändler" ohnehin schon bald
der Vergangenheit angehören könnte? Diese Frage lässt sich zumindest
für deutsche Verhältnisse beantworten: Lagen die niedrigsten
Zufriedenheitswerte in der Vergangenheit noch nahebei der Note 4, so
hat sich dieser Wert schrittweise auf 3,1 gesteigert. Die Daten zu
einzelnen Zufriedenheitsfeldern zeigen, dass viele
Vertriebsorganisationen mittlerweile erkannt haben, welchen Einfluss
eine hohe Beziehungsqualität auf Leistungsfähigkeit und
Vertriebseffizienz hat.
Gerade vor diesem Hintergrund ist nicht davon auszugehen, dass
Hersteller und Importeure künftig ohne ihre selbstständigen Handels-
und Servicepartner in der Lage sein werden, qualitativ und
quantitativ den Absatz und den Service in der Fläche sicherzustellen.
Sie sind sogar zunehmend auf zuverlässige Partner angewiesen, um in
einem hart umkämpften Wettbewerbsumfeld ihre Ziele zu erreichen.
Dabei wird es für die Herstellerseite immer bedeutender, nicht nur
leistungsfähige Händler zu gewinnen, sondern darüber hinaus die
Bindung und Integration der Partner zu intensivieren. Händler werden
aber nur dann fabrikatsspezifische Personal- und Sachinvestitionen
tätigen, wenn siedavon ausgehen können, dass Wertschöpfung und
Ertrag in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand stehen. Es liegt
also an der Attraktivität des einzelnen Fabrikats, wie intensiv sich
Händler "freiwillig" an eine Marke binden.
Diese "Franchise Attractiveness" bildet auch die Basis desösterreichischen MarkenMonitors. Seine Ergebnisse konnten in diesem
Sonderheft nur auszugsweise wiedergegeben werden und sind unter
www.autoundwirtschaft.at/downloads.php als Vollversion verfügbar. Der
MarkenMonitor liefert somit einerseits konkrete Ansätze zur
nachhaltigen Optimierung und Stabilisierung der
Vertragspartnerschaften zwischen der Hersteller-und Handelsebene.
Andererseits ist er ein Stellhebel zum Umgang mit den aktuellen
Herausforderungen der Branche.
Prof. Dr. Stefan Reindl ist Studiendekan "Automotive Business and
Management" sowie stellvertretender Direktor des Instituts für
Automobilwirtschaft (IFA)