Laut einer deutschen Studie könnten 3 von 4 lokalen Teilegroßhändlern
in den kommenden 15 Jahren zum Zusperren gezwungen sein. In
Österreich zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab, sofern die
Unternehmen nicht gegensteuern.
Rund 1.400 Unternehmen sind in Deutschland im markenfreien
Kfz-Teilegroßhandel tätig. Nur 3 Prozent von ihnen erwirtschaften
einen Umsatz über 20 Millionen Euro, 87 Prozent sind dagegen typische
Kleinbetriebe mit maximal 3 Millionen Euro Jahresumsatz. Diese gut
1.200 Firmen geraten immer stärker unter Druck, wie eine Studie des
Beratungsunternehmens Wolk After Sales Experts bestätigt.
Überregionale Konkurrenz
Laut der Analyse sind freie Werkstätten mit einem Umsatzanteil von 40
Prozent derzeit die wichtigste Kundengruppe des lokalen
Teilegroßhandels. Dahinter folgen Endverbraucher (27 Prozent) und
"Feierabend-Monteure" (12 Prozent). Gerade bei den freien Werkstätten
gewinnen jedoch überregionale Wettbewerber an Boden, sodass die
befragten Teilehändler in dieser Kundengruppe in den nächsten 5
Jahren einen anteilsmäßig um 2,4 Prozentpunkte rückläufigen Umsatz
erwarten. Parallel dazu erhöht der Konkurrenzkampf den Preisdruck,
sodass 7 von 10 lokalen Teilehändlern in den nächsten 5 Jahren mit
sinkenden Roherlösen rechnen.
Rückläufige Erträge
Von der negativen Ertragsentwicklung besonders betroffen ist das
markenübergreifende Verschleißteilegeschäft, das derzeit für rund
drei Viertel des Umsatzes verantwortlich ist: In diesem Bereich
befürchten 6 von 10 Firmen rückläufige Roherlöse. Wenig besser sieht
es bei Werkstattausrüstung und Tuning aus. Auch bei Ersatzteilen in
Erstausrüsterqualität überwiegen die negativen Einschätzungen -aber
immerhin sehen mehr als 12 Prozent der lokalen Teilehändler hier
Chancen auf steigende Erträge.
"Insgesamt erwarten rund 70 Prozent der befragten kleinen
Teilehändler sinkende Roherlöse", fasst Helmut Wolk die Prognosen
zusammen: "Demnach würden in 5 Jahren 87 Prozent der kleinen Händler
eine Roherlösquote unter 30 Prozent ausweisen." Den Unternehmen
selbst ist der Ernst der Lage bewusst: In Bezug auf das Vorjahr
bezeichnen sich nur 6 von 10 Betriebsinhabern als erfolgreich,
während in den vergangenen 5 Jahren noch drei Viertel der Firmenchefs
mit dem Geschäftsgang zufrieden waren.
Massive Marktbereinigung
Was folgt aus diesen Szenarien für die Zukunft der Branche?"Aus
unserer Sicht ist bis zum Jahr 2030 mit einem Rückgang der Anzahl an
lokalen Teilegroßhändlern um 60 Prozent zu rechnen", sagt Wolk. Bei
einem etwas positiveren Szenario sei "nur" eine Marktbereinigung um
45 Prozent zu erwarten, schlimmstenfalls könnten 3 von 4 kleinen
Händlern zum Zusperren gezwungen sein.
Über die Entwicklung in Österreich gibt die Wolk-Studie keine
Auskunft, doch Beobachter schätzen die Lage ähnlich ein. Auch
hierzulande wäre der regionale Teilehandel gut beraten, sich
rechtzeitig auf noch schwierigere Zeiten einzustellen - zum Beispiel
durch Kooperationen, die es ermöglichen,den regionalen Kundenzugang
mit attraktiven Einkaufskonditionen zu bündeln. Für Einzelkämpfer
sieht die Zukunft zweifellos düster aus.