Den "Umbruch der Branche" prognostizierten wir bereits in mehreren
Ausgaben von "LACK&Wirtschaft". Es bestreitet auch kaum jemand,
dass dieser kommen wird bzw.
voll im Gange ist. Bei diversen
Veranstaltungen von Lackfirmen, aber auch bei internationalen
Branchenevents werden die Veränderungen aufgrund von
Schadenssteuerung, Carsharing, Elektromobilität, autonomem Fahren
oder Konnektivität besprochen. Alle diese Entwicklungen werden dafür
sorgen, dass entweder das Schadensvolumen weiter sinkt oder für die
Reparatur weniger bezahlt wird. So hart es klingt: Es wird nichts
besser werden.
Dennoch: Die Chancen sind für gute Betriebe intakt. Doch was macht
"gute Betriebe" aus?
Eines ist klar: Egal ob Privatkunde, Flotte, Leasingfirma oder
Versicherung -über Qualität wird zukünftig nicht mehr diskutiert, sie
wird vorausgesetzt. (Ausgenommen sind vielleicht Zeitwertreparaturen
für ältere Fahrzeuge, aber davon allein kann ein moderner
Karosseriebetrieb bei heutigen Personalund Energiekosten ohnehin
nicht mehr leben). Die Betriebe müssen also die zunehmend komplexen
Lackierungen, Reparaturmethoden und Karosseriematerialien
beherrschen, sich ständig weiterbilden und auch gewillt sein, ihre
Arbeitsabläufe laufend anzupassen und auch zu verändern. Das ist die
technische Pflicht.
Dazu kommt die kaufmännische Kür: Wie bekomme ich den Kunden in
meinen Betrieb? Genau genommen muss die Frage lauten: Welche Kunden?
Denn die Positionierung ist ebenso entscheidend wie individuell.
Ganz generell ist dabei zu sagen: Ohne Kooperationen wird es
zukünftig nicht gehen, wobei auch hier Möglichkeiten vielfältig und
für jeden Betrieb unterschiedlich sind. Versicherungen und
Leasingfirmen sind die Klassiker unter den Vertragspartnern,
Schadenssteuerer sind in Österreich noch ungern gesehen, in Zukunft
aber nicht zu verhindern und deshalb mit dem richtigen Vertrag auf
Augenhöhe ebenfalls eine Alternative. Weitere Möglichkeiten sind
Netzwerke der Lackhersteller sowie regionale Kooperationen,
beispielsweise mit Autohäusern, die selber nicht lackieren. Das
bringt zwar Einbußen beim Stundensatz, dafür erspart sich der
Karosseriebetrieb das Marketing, die Akquise und die
Kundendienst-Ersatzfahrzeuge, auch der Kontakt mit Kunden und
Versicherung fällt weg bzw. ist deutlich einfacher.
Reifenwechsel, Windschutzscheibentausch, Jahresservice oder§-57a-Überprüfung: Kunden wollen möglichst alles aus einer Hand und
nicht für jede Tätigkeit in einen anderen Fachbetrieb fahren. Das
Thema Diagnose, Service oder Reifen mag für viele Karosseriebetriebe
ein Problem darstellen. Umgekehrt stellt die Qualitätslackierung für
viele Autohäuser eine Herausforderung dar. Also lieber gemeinsam
statt einsam, mit einem Gesicht zum Kunden.
Nicht zuletzt wird es -speziell in Ballungszentren -die
Zusammenarbeit mit Carsharing-Unternehmen und Mobilitätsanbietern
geben. Es bleibt abzuwarten, wem die Autos in Zukunft gehören werden.
Die eierlegende Wollmilchsau hinsichtlich der Positionierung für den
Karosseriebetrieb gibt es nicht, auf mehreren Beinen zu stehen ist
nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Außerdem kann heute
wirklich niemand konkret sagen, wie Auto fahren, Auto besitzen und
Auto reparieren in zehn Jahren aussieht. Dennoch müssen Investitionen
für diesen Zeitraum geplant werden. Für die Karosseriebetriebe heißt
es jedenfalls technisch fit und strategisch offen und flexibel zu
sein.