2010 selbstständig, 2012 offizieller Servicepartner von Ferrari und Maserati, wenig später auch Importeur von Lotus - und im Juni 2016 mit mehr als 10 Millionen Euro Passiva in Insolvenz: So liest sich das Unternehmerschicksal des oberösterreichischen Autohändlers Jürgen Schuster.

Mitleid scheint angesichts der sukzessive zutage tretenden Vorgänge aber nicht angebracht zu sein. Vielmehr erinnern die Machenschaften an Heinrich und Richard Karner - jene Luxusfahrzeugimporteure, die nach ihrer Insolvenz wegen Betrugs, Veruntreuung und betrügerischer Krida zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.

Über 4 Millionen Euro Schaden

Schuster -für den die Unschuldsvermutung gilt -wurde Ende Juli von der Staatsanwaltschaft Wels in Untersuchungshaft genommen. Ihm wird vorgeworfen, systematisch die "Doppelfinanzierung" von Autos betrieben zu haben, indem er eigentlich im Bankeigentum stehende Fahrzeuge an nichtsahnende Kunden verkaufte. Geschädigt wurden aber nicht nur 5 Finanzierungsinstitute, sondern auch ein befreundeter Unternehmer: Ihn soll Schuster kurz vor der Insolvenz seiner Firmen zu einer überteuerten Beteiligung überredet haben. Der dadurch verursachte Schaden soll 4,1 Millionen Euro betragen, laut Staatsanwaltschaft zeigt sich Schuster dazu teilweise geständig.

"Königliches" Firmengeflecht

Die wahren Dimensionen des Kriminalfalls könnten freilich weit darüber hinausreichen: Zum Firmengeflecht von Schuster gehören nämlich diverse Firmen mit dem Namensbestandteil "Royal" - zum Beispiel die "Royal Trading GmbH", die wie das Stammautohaus in Redl-Zipf ansässig ist, oder die "Royal Wine GmbH" in Weissenkirchen. Im tschechische Handelsregister scheint seit Februar 2014 die "Royal Estate&Event Management s.r.o." in Staré Hobzi aus. Sie ist Eigentümerin des unmittelbar an der niederösterreichischen Grenze gelegenen Barockschlosses Alt-Hart, das als exklusive Location für Veranstaltungen und Hochzeiten beworben wird. Besonders pikant: Auf der Homepage des Schlosses ist von einem "Wiederaufbau, ohne auf Kosten Rücksicht zu nehmen" die Rede.

Bisher sind die diversen "Royal-Firmen", bei denen in der Regel Jürgen Schuster der Geschäftsführer ist und seine Frau Klaudia als Eigentümerin firmiert, von den Insolvenzen der Automobilunternehmen nicht betroffen. Die zweifellos beträchtlichen Vermögenswerte können auch nicht zur Deckung der Gläubigeransprüche herangezogen werden. Die Ermittlungen sindfreilich noch nicht abgeschlossen, Schuster selbst befand sich bei Redaktionsschluss nach-wie-vor-in-Untersuchungshaft.