Anfang Juni musste Nobelautohändler Jürgen Schuster Insolvenz
anmelden, Ende Juli wurde er in Untersuchungshaft genommen. Der
Vorwurf: Er soll seine Geschäftspartner um Millionen betrogen und
sich gleichzeitig ein Luxusleben samt eigenem Schloss gegönnt haben.
2010 selbstständig, 2012 offizieller Servicepartner von Ferrari und
Maserati, wenig später auch Importeur von Lotus - und im Juni 2016
mit mehr als 10 Millionen Euro Passiva in Insolvenz: So liest sich
das Unternehmerschicksal des oberösterreichischen Autohändlers Jürgen
Schuster.
Mitleid scheint angesichts der sukzessive zutage tretenden Vorgänge
aber nicht angebracht zu sein. Vielmehr erinnern die Machenschaften
an Heinrich und Richard Karner - jene Luxusfahrzeugimporteure, die
nach ihrer Insolvenz wegen Betrugs, Veruntreuung und betrügerischer
Krida zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.
Über 4 Millionen Euro Schaden
Schuster -für den die Unschuldsvermutung gilt -wurde Ende Juli von
der Staatsanwaltschaft Wels in Untersuchungshaft genommen. Ihm wird
vorgeworfen, systematisch die "Doppelfinanzierung" von Autos
betrieben zu haben, indem er eigentlich im Bankeigentum stehende
Fahrzeuge an nichtsahnende Kunden verkaufte. Geschädigt wurden aber
nicht nur 5 Finanzierungsinstitute, sondern auch ein befreundeter
Unternehmer: Ihn soll Schuster kurz vor der Insolvenz seiner Firmen
zu einer überteuerten Beteiligung überredet haben. Der dadurch
verursachte Schaden soll 4,1 Millionen Euro betragen, laut
Staatsanwaltschaft zeigt sich Schuster dazu teilweise geständig.
"Königliches" Firmengeflecht
Die wahren Dimensionen des Kriminalfalls könnten freilich weit
darüber hinausreichen: Zum Firmengeflecht von Schuster gehören
nämlich diverse Firmen mit dem Namensbestandteil "Royal" - zum
Beispiel die "Royal Trading GmbH", die wie das Stammautohaus in
Redl-Zipf ansässig ist, oder die "Royal Wine GmbH" in Weissenkirchen.
Im tschechische Handelsregister scheint seit Februar 2014 die "Royal
Estate&Event Management s.r.o." in Staré Hobzi aus. Sie ist
Eigentümerin des unmittelbar an der niederösterreichischen Grenze
gelegenen Barockschlosses Alt-Hart, das als exklusive Location für
Veranstaltungen und Hochzeiten beworben wird. Besonders pikant: Auf
der Homepage des Schlosses ist von einem "Wiederaufbau, ohne auf
Kosten Rücksicht zu nehmen" die Rede.
Bisher sind die diversen "Royal-Firmen", bei denen in der Regel
Jürgen Schuster der Geschäftsführer ist und seine Frau Klaudia als
Eigentümerin firmiert, von den Insolvenzen der Automobilunternehmen
nicht betroffen. Die zweifellos beträchtlichen Vermögenswerte können
auch nicht zur Deckung der Gläubigeransprüche herangezogen werden.
Die Ermittlungen sindfreilich noch nicht abgeschlossen, Schuster
selbst befand sich bei Redaktionsschluss
nach-wie-vor-in-Untersuchungshaft.