Wer mit international tätigen Managern spricht, kennt das Lamento seit Jahren: Österreich, einst ein Vorbild für die deutsche Wirtschaft, verliert immer mehr den Anschluss. Und die Dinge, die den Wirtschaftstreibenden sauer aufstoßen, sind immer dieselben: die allzu starren Arbeitszeitregelungen auf der einen und dieausufernden Lohnnebenkosten auf der anderen Seite. Und auch die gute Bildung, bisher stets das wichtigste Asset im Kampf mit anderen Ländern um die Ansiedlung von Forschungs-und Produktionsstätten, ist (vor allem bei Leuten im unteren Einkommensbereich) nicht mehr auf dem Niveau von früher.

Stolze Bilanz trotz schwacher Wirtschaft

Seit etwas mehr als einem Jahr ist Dr. Klaus Peter Fouquet nun schon Alleinvorstand der Robert Bosch AG und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich: Auch er weiß längst, dass nicht alles so leicht ist, wie es uns manche Politiker (und vor allem die Gewerkschaft) glauben machen. Umso stolzer ist er auf die Bilanz des vergangenen Jahres. Mit einem nominellen Umsatzzuwachs von 7,3 Prozent liege Bosch inÖsterreich deutlich über der ansonsten "mäßigen Wirtschaftsentwicklung" von 0,9 Prozent, erklärte Fouquet bei der Bilanzpressekonferenz.

Immer mehr Beschäftigte im Forschungsbereich

Besonders gut gelaufen ist es (wieder einmal) im Bereich Mobility Solutions, der das Kfz-Geschäft umfasst. In Wien sind für Bosch rund 700 Software-Ingenieure - um etwa 80 mehr als 2014 - mit der Entwicklung von Lösungen für Hybridantriebe und Range Extender beschäftigt, weitere Techniker sollen aufgenommen werden.

Auch in Linz und Hallein gibt es laut Fouquet viele Aufträge. Sehr erfreulich: Das Werk in Hallein ist durch die Herstellung von Großdieseln für Lokomotiven, Schiffe und Baumaschinen mit 1.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 250 Millionen Euro derzeit der einzige Hersteller, der die strengen Auflagen in den USA erfüllt.

Wenig Rückenwind in der Wirtschaft

Für 2016 sei in Österreich bei Bosch ein weiteres Wachstum geplant, sagt Fouquet: "3 Prozent, aber das ist eher ein konservativer Zugang. Es gibt momentan leider keinen starken Rückenwind in der Wirtschaft. Aber wir sind sehr gut in das Geschäftsjahr gestartet, das macht mich optimistisch." Daherwill das Unternehmen - wie im Vorjahr - auch heuer wieder etwa 100 Millionen Euro in den Bereich Forschung und Entwicklung stecken.

"Bosch entwickelt sich vom Anbieter von Systemen und Produkten immer mehr zu einem Software-Unternehmen", analysiert Fouquet. Es gelinge normalerweise auch sehr schnell, Mitarbeiter zu finden. Als "große Chance für Österreich" bezeichnet Fouquet das "Internet der Dinge". Er wünsche sich, dass Österreich sich hier als Vorbild für die Wirtschaftswelt von morgen entwickeln werde.

"Die Konkurrenz in Zentraleuropa schläft nicht"

Doch bevor es so weit sei, müsse die Regierung handeln, meint man bei Bosch. Zum Beispiel hofft das Unternehmen auf eine Verlängerung der Durchrechnungszeiträume von einem auf drei Jahre, um Planungssicherheit für wirtschaftliche Auf-und Abschwünge zu haben. "Das wäre für die Unternehmen und für die Mitarbeiter wichtig." Außerdem müsste die Bürokratie zurückgehen: "Es muss Ausnahmen geben, zum Beispiel für indische Software-Entwickler, die einige Monate in Österreich verbringen. Hier sind wir auf Wissenstransfer angewiesen, sonst verlieren wir ganze Projekte ans Ausland. Die Konkurrenz in Zentraleuropa schläft nicht."