In Wien hat die regelmäßige Autonutzung wieder um 10 Prozent abgenommen. Das hat erst kürzlich die VAV Versicherung in einer großangelegten Befragung herausgefunden. Demnach gaben 59 Prozent der Befragten, die in Wien leben, an, ihren Wagen mindestens einmal pro Woche zu nutzen, 2015 waren es noch 69 Prozent. Auffallend ist jedoch, dass die Wiener vermehrt mit dem Pkw zur Arbeit fahren. Heuer gab die Hälfte der Befragten an, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, vergangenes Jahr waren es 43 Prozent. Die steigende Anzahl von Pendlern, die in Wien wohnen und etwa in Niederösterreich arbeiten, dürfte daran nicht unschuldig sein.

Bürokratischer Fleckerlteppich

Das Auto ist jedenfalls nach wie vor das Verkehrsmittel Nummer eins, auch wenn ihm gerade in der Hauptstadt ein besonders harter (politischer) Wind entgegenweht und es bei vielen Innenstadt-Bobos irgendwie en vogue geworden ist, gegen das Auto fahren zu wettern. Klar, dass die Städter vermehrt auf ihr Auto verzichten, mag sicherlich auch an den hervorragend ausgebauten und nahezu perfekt funktionierenden Öffis liegen. Doch es wäre verblendet anzunehmen, dass ausschließlich positive Anreize für das Zurückgehen des Autoverkehrs verantwortlich sind. Auf der anderen Seitegibt es nämlich genügend "Repressalien" und Gemeinheiten, mit denen sich Pkw-Lenker in Wien täglich arrangieren müssen. So ist etwa das Parken in Wien eine Wissenschaft für sich, weil Kurzparkzonen, Anrainerparkplätze, Parkpickerl in jedem Bezirk auf andere Weise geregelt sind. Mehr noch: Während etwa in Rudolfsheim-Fünfhaus das Abstellen des Fahrzeugs von 9:00 bis 19:00 Uhr kostenpflichtig ist, muss in Neubau bis 22:00 Uhr bezahlt werden. Und selbst im 15. Bezirk gibt es rund um die Stadthalle wiederum eine Ausnahme, denn dort muss im Gegensatz zum restlichen Bezirk bis 22:00 Uhr für das Parken bezahlt werden. Kein Wunder, dass sich angesichts dieses bürokratischen Fleckerlteppichs niemand wirklich auskennt und Handwerksbetriebe über die horrend hohen Parkkosten jammern, die freilich direkt an den Kunden weitergegeben werden.

Im Schneckentempo durch die Stadt Gleichsamärgert sich der städtische Autofahrer über den neuesten Trend der Stadtregierung: 30er-Zonen. Wie etwa in der vierspurigen Hörlgasse installiert. Wieso man dort im Schneckentempo dahinschleichen muss, erschließt sich nämlich wirklich niemanden. Genauso wenig Sinn machen würde die immer wiederaufkeimende Idee, den Gürtel zu einer Schneckenstrecke umzuwandeln. Klar, der Lärm ist ein Problem, aber das probatere Mittel, für mehr Ruhe zu sorgen, wären verstärkte Kontrollen, damit das gültige 50-km/h-Limit auch tatsächlich eingehalten wird. Und seien wir ehrlich: Aufgrund der häufigen Staus und des derzeitigen Stauchaos liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit am Gürtel wahrscheinlich ohnehin kaum über Tempo 20.

Aus diesen Gründen hat Auto fahren in Wien in den vergangenen Jahren etwas an Attraktivität verloren. Die vielen Unternehmer und Privatpersonen, die auf ihr Fahrzeug angewiesen sind, spüren das tagtäglich.

Angesichts der Forderung der Wiener Stadtregierung, den Autoverkehr bis zum Jahr 2030 halbieren zu wollen, dürfte sich dieser Negativ-Trend in den nächsten Jahren noch verstärken.