Das Bild des klassischen Oldtimers und seines Besitzers hat sich komplett verändert. "Wir haben in unserem Klub sehr viele junge Mitglieder, die Fahrzeuge bis hinauf in die Achtzigerjahre fahren. Die wollen von uns und von vernünftigen Werkstätten unterstützt werden. Generell sind heute die Erschwinglichkeit, die Fahrbarkeit und die Nutzbarkeit entscheidend", weiß Dipl.-BW Gerhard Feichtinger, MBA, Präsident des Motor Veteranen Clubs Salzburg, dem größten Verein dieser Art in Österreich.

"Die wirklich guten Oldtimerwerkstätten bezeichne ich heute als Schmuckhändler." Dort gibt es umfassende, perfekte Betreuung, aber auch die Preise sind in den vergangenen Jahren entsprechend angestiegen. "Damit kicken sich die Betriebe aus dem Markt hinaus", meint Feichtinger. Der Bedarf an weiteren Werkstätten ist gegeben, sofern diese ihr Geschäft richtig machen.

Austauschen ist zu wenig

Der reine Tausch von Teilen, wie es heute beim Neuwagen der Fall ist, ist dabei zu wenig. Zum einen passen die Nachbauteile oft nicht exakt und es verändert den Charakter des Fahrzeuges, wenn zu viele Teile ausgetauscht werden. Oft müssen Teile extra angefertigt werden, weil sie nicht mehr erhältlich sind oder der Nachbau nicht exakt passt.

Denn es geht um die Verbesserung des Fahrzeuges, nicht um eine schrittweise Erneuerung durch neue Teile. Es geht um den Erhalt der historischen Substanz, andernfalls gehen der Flair, die Patina verloren. "Da sind wir schnell beim Thema Replika, das ist mehr Schein wie Sein." Das hat natürlich seine Berechtigung. "Aber das ist nicht das, was echte Oldtimerliebhaber wie in unserem Verein haben möchten." Natürlich habe sich die Szene etwas verändert, die Anleger, die im höherpreisigen Segment Fahrzeuge kauften, hätten einen anderen Zugang.

"Aber der echte Liebhaber streichelt sein Auto", lächelt Feichtinger. Umso wichtiger ist das Vertrauen in die Werkstätte. "Entscheidend ist der sorgsame Umgang, aber ebenso das richtige Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Oldtimerkunde ist keine Melkkuh."

Guten Werkstätten gesucht

Die Nachfrage nach guten Werkstätten in der näheren Umgebung ist groß. Die Basis ist das Vertrauen. "Ein realistischer Kostenvoranschlag ohne Zerlegearbeiten ist schwierig", weiß zum Beispiel Thomas Rab vom OldtimerCenterVienna. Denn Probleme beim Demontieren, versteckte größere Schäden, grobe Verschmutzungen oder die fehlende Verfügbarkeit von Teilen können den Reparaturaufwand und die Kosten um ein Vielfaches erhöhen. Der Kunde muss das Gefühl haben, dass genau das gemacht wird, was er beauftragt hat. "Und es geht um eine maßvolle und angepasste Reparatur, keine Totalrestauration."

"Wir brauchen Service und Reparaturen zu erschwinglichen Preisen. Je günstiger die Kosten, umso öfter wird der Oldtimerfahrer in die Werkstätte kommen. Jeder Liebhaber legt großen Wert die perfekte Betreuung. Idealerweise darf er mit dabei sein und bekommt vom Mechaniker Dinge erklärt, beispielsweise die Überprüfung der Flüssigkeiten", empfiehlt Feichtinger. Das kann der Besitzer dann zwischendurch auch allein bewerkstelligen. "Die Oldtimer werden im Frühjahr aus dem Winterschlaf geholt. Das Fahrzeug muss also durchgesehen werden, in den seltensten Fällen ist etwas zu reparieren." Dieser Frühjahrscheck muss leistbar sein. "Wir schlagen einen Oldie-Check in Anwesenheit des Besitzers vor."

Oldtimerfahrer und Restaurierer

"Es gibt zwei Arten von Oldtimerbesitzern: den Fahrer und den Restaurierer. Der Oldtimerfahrer kommt grundsätzlich gerne in die Werkstätte, auch im Hinblick auf § 57a und die Verkehrssicherheit." Generell sieht Feichtinger daher Bedarf an weiteren Werkstätten mit guter Qualität und vernünftigen Stundensätzen. "Wir haben momentan zwei Arten von Werkstätten: die exklusiven Betriebe, wo die Preise davonlaufen, und auf der anderen Seite die Hinterhofwerkstätten, zu denen oft das Vertrauen fehlt. Was verstärkt gebraucht wird, ist der vernünftige Mittelweg", so Feichtinger, der die Arbeit der unprofessionellen Betriebe kritisiert.

Da wird oft unter dem Vorwand Oldtimer schlampige Arbeit gemacht. "Ein professionell restaurierter und perfekt eingestellter historischer Wagen verliert wederÖl noch Wasser", weiß der Club-Präsident. Und freut sich auf einige neue Werkstätten, die das Handwerk beherrschen. (GEW)

Derösterreichische Oldtimermarkt (FIVA*-Studie)

Der durchschnittliche,österreichische Oldtimerbesitzer ist 54 Jahre alt und besitzt 2,9 Fahrzeuge

50 Prozent der Oldtimereigentümer wohnen in Städten mit weniger als 10.000 Einwohnern.

Der durchschnittliche Oldtimerbesitzer verfügt über ein Jahreseinkommen von 62.000 Euro.

InÖsterreich liegt der Zustand weit über dem europäischen Durchschnitt, 86 Prozent sind zum Verkehr zugelassen.

Der Markt umfasst etwa 100.000 Pkws, 150.000 Motorräder und etwa 7.000 Lkws und Busse.

*FIVA (Fèdèration Internationale des Vèhicules Anciens)