Norwegen will ab 2025 den Verkauf von Benzinund Dieselautos
verbieten. Einen derartigen Verkaufsstopp, der bereits ab 2020 (!) inÖsterreich umgesetzt werden soll, forderte jüngst das
Umweltbundesamt. Ist das wirklich realistisch?
Umstieg noch nicht möglich
"Am Beispiel Norwegens zeigt sich, dass die Politik dort
unrealistische Ziele umsetzen will. Mit Elektrofahrzeugen lassen sich
große Distanzen in diesem dünn besiedelten Land nur unter Mühen
zurücklegen. Ob das machbar ist, wage ich zu bezweifeln", sagt Erich
Blum, Geschäftsführer Autohaus Blum/Dornbirn. Einen derartigen
Umstieg in Österreich umzusetzen, sei derzeit nicht möglich. "Hätte
man das gewollt, hätten diesbezügliche Anstrengungen schon vor 20
Jahren in Forschung und Entwicklung unternommen werden müssen, um
massentaugliche E-Cars und effiziente Hybride auf den Markt zu
bringen." Eine derartige Einschränkung ab 2020 würde wohl für viele
Händler eine Existenzbedrohung darstellen.
Derzeit nicht umsetzbar
"Dieser Vorschlag ist in der Realität nicht umsetzbar, weil weder
eine Infrastruktur für die Energieversorgung von E-Cars vorhanden ist
noch die Technik der Elektrofahrzeuge so weit ausgereift und damit
alltagstauglich ist", unterstreicht Komm.-Rat Konrad Steindl,
Präsident der WKO Salzburg und Gesellschafter der Steindl-Mayr
OHG/Kuchl, von Fissthaler/Oberndorf und Autohaus
Scheidinger/Salzburg. "Wenn der Strom -wie derzeit -europaweit nur zu
einem kleinen Teil aus erneuerbaren Energiequellen stammt und somit
CO 2-neutral erzeugt werden kann, wird der Rest in kalorischen oder
Atomkraftwerken produziert, womit der Umstieg derzeit keinen Sinn
macht."
Österreich kann nicht Norwegen werden
"Zwischen Norwegen undÖsterreich herrschen völlig unterschiedliche
Voraussetzungen und gewaltige Unterschiede, denn Norwegen konnte
aufgrund seines Ölreichtums auch riesige finanzielle Reserven
anhäufen und fördert den Umstieg auf Elektromobilität mit ganz
anderen Mitteln", meint Philipp Lantos, Geschäftsführer Autohaus
Moriggl/Innsbruck. Schon allein deshalb könne Österreich nicht
Norwegen werden. "Wenn die Elektroautos irgendwann einmal
massentauglich -sowohl was die Reichweite als auch den Preis betrifft
-werden, könnte dies die Zukunft sein, wobei ich glaube, dass am Ende
das Wasserstoffauto die Nasevorn haben wird. "Derzeit ist die Zeit
dafür noch lange nicht reif."
Dann können wir zusperren
"Falls die völlig weltfremden Vorschläge des Umweltbundesamtes,
wonach ab 2020 keine Pkws mit Benzin-oder Dieselmotoren mehr verkauft
werden sollten, umgesetzt werden sollen, können wir unser Autohaus
zusperren", ist sich Komm.-Rat Josef Sintschnig, Inhaber Autowelt
Sintschnig/Klagenfurt, sicher. Nicht nur die für die Akku-Erzeugung
notwendigen Grundstoffe seien Mangelware auf der ganzen Welt. "Es
stellt sich also die Frage, ob diese auch ausreichend zur Verfügung
stehen. Darüber hinaus wirken sich auch Kurzschlüsse in E-Fahrzeugen
dramatisch aus. Letztendlich stellen die Batterien bei der Entsorgung
und beim Recycling ein riesiges Problem dar, das nicht geklärt ist
und über das niemand spricht."
Statt Zwang mehr Anreize
"Der Vorschlag ist zu abstrakt, als ich darüber nachdenke, dass er
realisiert wird", sagt Franz Czeczelits, Geschäftsführer
Automegastore/Wiener Neustadt. "Das wäre so, wie wenn verfügt wird,
dass ein Gulasch zukünftig nicht mehr mit Fleisch, sondern nur noch
mit Apfelspalten zubereitet und verkauft werden darf." Die Hersteller
stünden unter Druck, CO 2-Emissionen weiter zu senken. Auch Ansätze
wie die Vorsteuerabzugsberechtigung für E-Cars oder NoVA-Befreiung
gingen in die richtige Richtung. "Um Kunden zum Umstieg zu bewegen,
müssten nicht nur ein österreichweit einheitliches Förderprogramm
geschaffen werden, sondern auchweitere, zusätzliche Anreize, die
Bewegung in den Markt brächten."
Tausende Arbeitsplätze weg
"Niemand denkt an die Folgen dieses völlig unrealistischen
Vorschlags, die unabsehbar wären", so Helmut Eder, Geschäftsführer
Autoeder/Walding. "Sollte ein derart wirtschaftsfeindliches Handeln
in die Tat umgesetzt werden, würden vermutlich tausende Arbeitsplätze
verloren gehen und dadurch ganze Regionen verarmen. In Anbetracht der
zurzeit enorm hohen Arbeitslosigkeit wäre dies verantwortungslos."
Die Automobilhersteller würden mit Hochdruck daran arbeiten, die
Emissionen der Fahrzeuge laufend zu senken. "Es wäre daher
angebracht, wenn das Umweltbundesamt darüber nachdenken würde, auch
Maßnahmen für andere Verursacher zu setzen und so einen wesentlichen
Beitrag zur Verringerung der Emissionen zu leisten."
Noch lange kein Thema
"Aus meiner Sicht sollÖsterreich nicht Norwegen werden und ich kann
mir aus heutiger Sicht auch nicht vorstellen, dass wir 2020 in
Österreich so weit sind, alle Voraussetzungen für flächendeckendes
Fahren mit Elektroautos geschaffen zu haben", meint Dietmar Schöggl,
Niederlassungsleiter Kfz Huber/Niklasdorf. "Trotzintensiver
Forschung und Entwicklung werden die Fahrzeuge bis dahin noch nicht
über die entsprechenden Reichweiten verfügen -man denke etwa an
Außendienstmitarbeiter, die oft weite Strecken in kurzer Zeit
zurücklegen müssen." Elektromobilität könne vor allem in urbanen
Bereichen zum Einsatz kommen. "Wobei nie Verbote, sondern vor allem
Anreize den Umstieg attraktiver machen."
Dramatische Folgen
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Forderung des
Umweltbundesamtes in absehbarer Zeit umsetzbar ist und schon gar
nicht in 3,5 Jahren, weil das einfach nicht machbar ist",
unterstreicht Roland Zsoldos, Geschäftsführer Autohaus
Zsoldos/Neusiedl am See. Für den Fahrzeughandel, aber auch für die
Werkstätten hätte eine derartige Entscheidung dramatische Folgen.
"Deshalb gehe ich davon aus, dass dies auch ein Vorschlag bleibt,
schon deshalb, weil die Fahrzeuge auch technisch noch nicht den
Anforderungen vieler Autofahrer entsprechen." Das betreffe sowohl die
Reichweite von E-Cars als auch die Lademöglichkeiten: "Nicht jeder
hat ein eigenes Haus, man kann nicht das Kabel beim Fenster
raushängen lassen, um die Fahrzeuge zu laden."
Die Zeit ist noch nicht reif
"Es ist für mich nicht vorstellbar, dass in 3,5 Jahren die
Infrastruktur geschaffen werden kann, um Elektrofahrzeuge
flächendeckend in Österreich auch in dem dafür erforderlichen Ausmaß
laden zu können", glaubt Marko Fischer, Geschäftsführer Autohaus
Fischer/Wien. Darüber hinaus sei auch ungeklärt,woher die dafür
benötigte Energie stamme. "Meiner Meinung stellen
Wasserstofffahrzeuge eine Alternative dar. Ich schätze, dass diese in
7 bis 10 Jahren auch für die Masse preislich erschwinglich sein
werden, wobei auch dafür erst die Strukturen geschaffen werden
müssen. Das bedeutet auch, dass die Produktion des Wasserstoffes
entsprechend nachhaltig erfolgen müsste, nur so macht es auch Sinn."