Niemand wird Dr. Eduard Leischko vorwerfen können, dass ihm der Autohandel nicht am Herzen gelegen ist. Schließlich war er der Einzige, der seinerzeit gleichzeitig als Bundesgremialobmann und als Bundesinnungsmeister die Interessen der Kfz-Branche vertreten hat. Umso überraschender war es, als er 2001 knapp vor seinem Sechziger sein Peugeot-Autohaus an den Konzern verkauft hat. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. "AUTO&Wirtschaft" hat recherchiert, wie ihm dieser Ausstieg geglückt ist.

Peugeot seit 1923 "in der Familie"

Der promovierte Techniker spielte schon von der Betriebsgröße her in der Oberliga des Autohandels mit. Sein Onkel Rudolf war seit 1923 als Importeur für Westösterreich aktiv, also zehn Jahre vor Carl Jeschek, dem 1933 der Import für den Süden und Osten Österreichs anvertraut wurde. 1974 wurde das Land auf vier Importeure aufgeteilt: Jeschek verlor zugunsten von Dr. Harald Robinson, der seit der Gründung von Wittwar&Co neben VW auch im Mercedes-Bereich aktiv war, den Süden. Der bisherige Hanomag-Henschel-Lkw-Händler Rudolf Frey bekam auf Kosten von Leischko Salzburg und Tirol.

"Solange ein Hersteller einen Markt erst aufbauen muss, ist er an mehreren Partnern interessiert", analysiert Leischko rückblickend eine auch heute weit verbreitete Konzernstrategie. "Wenn das Geschäft floriert, werden die dann verabschiedet." Manche österreichische Unternehmen -wie etwa Hinteregger oder Tarbuk -kamen dabei unter die Räder.

Mit Talbot begann das Umdenken

"Zu viert haben wir 1981 den Simca Vertrieb von Talbot Austria in Salzburgübernommen", erinnert sich Leischko. "Zwei Jahre später war der ganze Zauber vorbei." Das war für ihn eine der Erfahrungen, wie ein Händler durch Änderungen der Konzernstrategie viel Geld verlieren kann. Damals hatte der Konzern den Händlern bei Änderungen der Corporate Identity allerdings noch einiges dazu gezahlt, "aber seither wurde uns sukzessive alles in Rechnung gestellt".

In der Folge wurden die vier Importeure durch ein konzerneigenes Marketingbüro von den Importagenden "entlastet". Nach dem Tod von Robinson Ende 1983 wurde den drei verbliebenen lokalen Importeuren (der Jeschek-Adoptivsohn Joschi Walter betreute von Wien aus fast zwei Drittel des Marktes) von der Pariser Zentrale angeboten, den ganzen österreichischen Peugeot-Import gemeinsam in einer Firma zu machen. "Den Geschäftsführer wollten sie allerdings allein bestimmen."

Unter diesen Umständen -und nach den Erfahrungen mit Talbot -war aber keiner bereit, in ein solches unkalkulierbares Geschäft Geld zu stecken. "Dann wollte der Joschi das allein machen, aber das wollten die Franzosen nicht", erinnert sich Leischko an 1987, als die Importagenden auf die konzerneigene Peugeot Marketing GmbH übertragen wurden. Das bisherige Marketingbüro hatte sich plötzlich zum Importeursmonopolisten gemausert. "Ausgleichszahlungen gab es dafür keine." Dafür wurden die bisherigen Partner mit exklusiven Einzelhandelsverträgen in ihren bisherigen Importgebieten abgefertigt.

Im Einzelhandel sehr erfolgreich

Noch als lokaler Importeur hat Leischko den Ausbau eigener Standorte forciert. Und ist stolz darauf, sich dank dieser Strategie zumindest im Einzelhandel erfolgreich behauptet zu haben. Wie auch Walter -bis dieser 1992überraschend tot zusammen gebrochen ist. Ein Schicksalsschlag, der dem Konzern die Möglichkeit zum Einstieg in den Peugeot-Einzelhandel eröffnete. Den Erben wurde das Unternehmen abgekauft, aus dem Traditionsbetrieb Jeschek wurde schlagartig Peugeot Wien. Mit dem Beitritt zur EU war es mit der bisherigen Gebietsexklusivität vorbei. "Wir sind uns da gegenseitig ausgewichen." Denn Leischko war bis dahin bestrebt, das gegenseitige Abjagen von Kunden in Grenzen zu halten. "Die Unsitte, mit Kurzzulassungen den Marktanteil zu schönen und Fahrzeuge dann mit überbordenden Nachlässen zu verscherbeln, ist dann aber bedauerlicherweise bei fast allen Marken Usus geworden." Daher hat er sich als Bundesgremialvorsteher bemüht, diese Praxis beim Großhandel einzudämmen. "Es wurde ja alles im Importeursausschuss besprochen, da war ich ja mittendrin."

Heute schaut die Welt ganz anders aus. "Mit der Wettbewerbsbehörde geht da gar nichts mehr." Er sieht durch diese Politik die kleineren Markenhändler immer stärker unter die Räder kommen.

Trotz der Beschränkung auf den Detailhandel beschäftigte Leischkos Autohaus an sechs Standorten über 200 Leute. Mit zusätzlichen Vertriebspartnern bot das Unternehmen Peugeot einen attraktiven Einstieg in Westösterreich. Ein Jahr lang wurde verhandelt. "Ich habe damals keine Bank mehr gebraucht und war dadurchsehr unabhängig." Daher hing der von ihm geplante Verkauf seines Autohauses letztlich nur von seinen beiden Kindern ab. Diese beschlossen, keine Autohändler zu werden.

"Für einige Jahre ein gesichertes Einkommen"

Peugeot brauchte bloß die Geschäfte der bereits für die Übernahme der Jeschek-Betriebe gegründeten Peugeot Autohaus GmbH, um den Kundenstock, die Mitarbeiter und das Lager der Leischko-Betriebe auszuweiten. Die Immobilien wurden von Leischko gemietet. Einen darüber hinausgehenden "Bonus" für den "Goodwill" einesPeugeot-Autohauses gab es nicht. "Damit hatte ich für einige Jahre ein gesichertes Einkommen." Mit diesem Deal blieb zumindest der in Jahrzehnten aufgebaute Familienbesitz bewahrt. Gleichzeitig war er auch das wirtschaftliche Risiko der von Peugeot bereits eingeforderten Investitionen für neue CI-Standards los.